Kleine Betriebe haben besonders stark unter der Corona-Pandemie gelitten. © picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke
  • Von Achim Nixdorf
  • 26.08.2021 um 13:53
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Die Corona-Krise hat sichtbare Spuren im Mittelstand hinterlassen. Die Auswirkungen betreffen allerdings nicht alle Branchen gleich stark. Das zeigt eine aktuelle Studie des Analysehauses KfW Research. Besonders verletzlich zeigen sich demnach kleinere Unternehmen. Hier kommen die Details.

Geschlossene Geschäfte, abgesagte Veranstaltungen, Lieferschwierigkeiten – viele der 3,8 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben unter der Pandemie erheblich gelitten. Allerdings betreffen die Auswirkungen den gesamten Mittelstand nicht einheitlich, sondern treten verstärkt in einzelnen Segmenten auf. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Analysehauses KfW Research.

Demnach kamen und kommen kleine Unternehmen schlechter durch die Krise als etwa mittelgroße Mittelständer. Zudem finden sich von der Pandemie betroffene Unternehmen häufiger unter denen wieder, die bereits vor 2020 eine schwache Bonität aufwiesen, gleiches gilt für auslandsaktive Unternehmen und Branchen, die sich nicht durch eine Sonderkonjunktur den Corona-Auswirkungen entziehen konnten.

Eigenkapitalquote als wichtiger Indikator

Als entscheidende Indikatoren für die Krisenbetroffenheit eines Unternehmens hat KfW Research etwaige Umsatzeinbußen und die Entwicklung der Eigenkapitalquote während der Corona-Krise herangezogen. In letzterer schlagen sich Umsatzverluste nieder, die nicht kompensiert werden konnten, sondern zum Verzehr der Eigenkapitalausstattung führten beziehungsweise die Aufnahme von Krediten erforderlich machten.

Insgesamt mussten der Studie zufolge im Mai 2021 noch 39 Prozent der mittelständischen Unternehmen Umsatzeinbußen verkraften. Zu Beginn der Krise im April 2020 lag dieser Anteil noch bei 66 Prozent. Über eine im Zuge der Corona-Pandemie gesunkene Eigenkapitalquote berichtete im Mai 2021 etwa ein Viertel (24 Prozent) der deutschen Mittelständler.

Zentrale Ergebnisse der KfW-Untersuchung im Überblick:
  • Kleine Unternehmen (unter fünf Beschäftigte) leiden am häufigsten an den Krisenfolgen: 41 Prozent müssen nach wie vor Umsatzeinbußen hinnehmen, 24 Prozent von ihnen berichten von einer niedrigeren Eigenkapitalquote.
  • Was die Hauptwirtschaftszweige angeht, so treffen Umsatzeinbußen Handelsunternehmen am häufigsten (57 Prozent), während Bauunternehmen mit 9 Prozent am seltensten darunter leiden. Das verarbeitende Gewerbe und der Dienstleistungssektor liegen mit 40 beziehungsweise 38 Prozent nahezu gleich auf dazwischen. Die Einbußen schlagen laut KfW jedoch nur teilweise auf die Entwicklung der Eigenkapitalquoten durch, etwa weil staatliche Unterstützungsmaßnahmen greifen und die Unternehmen ihre laufenden Kosten reduzieren konnten.
  • Im Ausland aktive Mittelständler sind sowohl bezüglich der Umsatzeinbußen (46 Prozent versus 37 Prozent) als auch der Entwicklung der Eigenkapitalquote (29 Prozent versus 22 Prozent) schlechter durch die Corona-Krise gekommen als lediglich im Inland tätige Betriebe.
  • Mittelständler, die bereits vor Corona eine schwache Bonitätseinstufung hatten, sind ebenfalls zumeist häufiger von der Krise betroffen. Der Anteil der Unternehmen, die Verschlechterungen der Eigenkapitalquote hinnehmen müssen, nimmt von 39 Prozent in der Kategorie mit der schwächsten Bonitätsbewertung auf 20 Prozent in jener mit der besten Bewertung ab.
  • Eine höhere Krisenfestigkeit kann bei Unternehmen festgestellt werden, die bereits im Vorfeld Innovations- und Digitalisierungsprojekte vorangetrieben und so Kompetenzen und einen höheren Digitalisierungsgrad aufgebaut haben. Sie verzeichnen mit 22 beziehungsweise 20 Prozent deutlich seltener als der Durchschnitt gesunkene Eigenkapitalquoten.
„Politik muss Weichen richtig stellen“

„Auch wenn Krisen immer anders sind, so lassen sich doch einige unsere Erkenntnisse aus der aktuellen Corona-Krise auf andere Krisen übertragen. Dies gilt etwa hinsichtlich der höheren Verletzlichkeit kleiner Unternehmen. Sie haben aufgrund ihrer geringeren Unternehmensgröße grundsätzlich weniger Möglichkeiten, ausreichend große Reserven für die Überwindung von Krisen aufzubauen“, sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Hieraus ergäben sich wichtige Ansätze für die Wirtschaftspolitik, denn ein krisenbedingtes Ausscheiden solcher Unternehmen würde zu großen Schäden in der Volkswirtschaft führen. Köhler-Geib: „Dass digitale und innovative Mittelständler besser durch die Pandemie gekommen sind, gibt der Wirtschaftspolitik Rückenwind, nun die Weichen richtig zu stellen und verstärkt Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung und Innovation sowie in Klimaschutz anzuregen.“

Vorschläge, wie dies gelingen kann, hat KfW Research in einem Positionspapier zusammengestellt, das Sie ebenso wie die aktuelle Analyse zur Corona-Krise hier abrufen können.

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Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.

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