Arndt Olias, ehemaliger Versicherungsvertreter der Ergo, prozessiert seit sieben Jahren gegen seinen einstigen Arbeitgeber. Ende offen. © Screenshot WDR
  • Von Lorenz Klein
  • 22.10.2018 um 15:59
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:30 Min

Gutachten, Gegengutachten. Prozesse zwischen Unfallopfern und Versicherungen ziehen sich manchmal über mehrere Jahre hin. Das habe „möglicherweise Methode“, berichtet das WDR-Politmagazin Westpol. Darin wird auch an den Fall eines ehemaligen Ergo-Vertreters erinnert, der sieben Jahre nach seinem Unfall immer noch mit dem Düsseldorfer Versicherer streitet.

Arndt Olias war für die Ergo-Versicherung tätig – doch seit dem 22. Juli 2011 ist für den langjährigen Versicherungsvertreter alles anders. An diesem Tag kracht ihm ausgerechnet sein eigener Kunde von hinten ins Auto. Im Krankenhaus diagnostizieren die Ärzte eine Gehirnerschütterung und ein Schleudertrauma bei Olias. Ergo zahlt ihm als Versicherung des Unfallgegners 750 Euro Schmerzensgeld. Doch Olias reicht das nicht – er reicht Klage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber ein.

So berichtete Pfefferminzia am 21. Februar 2017 über den Fall.

Gut anderthalb Jahre später ist der Gerichtsstreit immer noch nicht beigelegt. Das WDR-Politmagazin „Westpol“ hat Olias bei seinem Gang ins Oberlandesgericht Hamm begleitet und wirft in einem aktuellen Beitrag die Frage auf, ob Versicherungen darauf setzten, „dass sich Unfallopfer jahrelange Prozesse nicht leisten können?“.

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„Das ist jeden Tag in meinem Kopf“

Zwei Jahre lang habe der ehemalige Ergo-Vertreter allein auf den Termin beim Oberlandesgericht Hamm warten müssen. „Das ist jeden Tag in meinem Kopf“, erinnert sich Olias an den Unfall. „Ich würde nahezu alles aufgeben, um diesen Tag nochmal leben zu dürfen.“

Der Unfall ereignete sich an einer Tankstelle: Olias muss warten bis der Verkehr vorbei ist. Plötzlich gibt der SUV hinter ihm Gas. „Die Geschwindigkeit ist nicht hoch“, heißt es in dem TV-Bericht. Auch der Schaden an seinem Auto sei auf dem ersten Blick eher gering. Doch der Aufprall trifft Arndt Olias völlig unerwartet.

„Dann war es gefühlt so, als würde mir jemand die Ohren zuhalten würde – und dann habe ich das Bewusstsein verloren“, schildert er dem Fernsehteam des WDR. Der Tag hat sein Leben verändert. Seinen Beruf als Versicherungsvertreter kann er seitdem nicht mehr ausüben. „Er hatte über 2.400 Behandlungstermine“, heißt es im Bericht. „Doch die Versicherung bestreitet, dass sein heutiger Gesundheitszustand ausschließlich Folge des Unfalls ist.“

Warum? Dazu wolle die Versicherung nichts sagen, heißt es. „,Ein Interview können wir (…) nicht geben, da wir uns zu dem laufenden Verfahren nicht äußern möchten‘“, teilte die Ergo Group AG demnach schriftlich mit.

„Wir haben kein Geld, die Zeit läuft uns weg. Die täglichen Kosten laufen weiter“ – diese Worte stammen von einem weiteren Unfallopfer, den der TV-Beitrag vorstellt. In das Auto von Horst Braun fuhr am 10. Juni 2000 eine Straßenbahn. Seitdem habe er ständig Schwindel und Kopfschmerzen. Er war berufsunfähig und ist inzwischen in Rente. Schon 18 Jahre dauert sein Prozess.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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Petra Zilka
Vor 3 Jahren

Wer hilft gegen diese Macht der Versicherungen. ? Meine Erfahrungen, Gerichtbarkeiten helfen nicht höchstens dem Geldbeutel der Gerichtsgutachter und den Versicherungen. Die meisten Richter/in interessiert nicht wirklich ob man schwer geschädigt ist oder sogar Behindert durch einen unverschuldeten Unfall. , sondern wie kann man der Versicherung helfen berechtigte Leistungen zu ersparen. Niemand hilft denn der Staat verdient gut am Elend der Versicherten. Das geschlossene System mit einer gut geölten Maschinerie ist seit Jahrzehnten bekannt.

Heidi
Vor 3 Jahren

Das Ganze hat Methode und alle spielen mit, angefangen bei den Versicherungen bis hin zu den Richtern, sogar beim BGH, der seine Entscheidung nicht einmal begründen muss. Am Ende geht man, nach vielen Jahren, als Verbrecher (arglistige Täuschung) aus so einer Verhandlung raus, obwohl man im Recht ist und ähnliche Rechtsfälle ganz anders entschieden wurden. Rechtsbeugung ist hierbei noch der harmloseste Ausdruck. Was hier alles passiert und mit welchen Tricks Versicherungen, Gutachter und Justiz arbeiten ist beispiellos und eines angeblichen “Rechtsstaates” nicht würdig. Ende vom Lied, obwohl gut versichert und der Versicherungsvertreter Schuld an einem Fehler bei Vertragsabschluss, eine kleine Rente vom Staat der von Otto Normalverbraucher bezahlt wird und die Versicherung ist fein raus. Hauptsache, sie muss nicht zahlen. Gut beraten ist jeder, der sein Geld spart statt eine Versicherung abzuschließen die im Endeffekt sich sowieso, mit Hilfe der Justiz, vor der Zahlung drückt. Für mein Empfinden und nach meiner Meinung sind gewisse “italienische Organisationen” dagegen ein Kindergarten. Rechtsstaat? Ich muss da irgend etwas missverstanden oder verpasst haben. Recht gibt´s nur für eine gewisse Klientel aber nicht für das gemeine Volk und auch nur dieses muss sich an Gesetze halten. Für die anderen gibt es genug “Interpretationsmöglichkeiten”… – also bei Weitem kein Einzelfall.

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Petra Zilka
Vor 3 Jahren

Wer hilft gegen diese Macht der Versicherungen. ? Meine Erfahrungen, Gerichtbarkeiten helfen nicht höchstens dem Geldbeutel der Gerichtsgutachter und den Versicherungen. Die meisten Richter/in interessiert nicht wirklich ob man schwer geschädigt ist oder sogar Behindert durch einen unverschuldeten Unfall. , sondern wie kann man der Versicherung helfen berechtigte Leistungen zu ersparen. Niemand hilft denn der Staat verdient gut am Elend der Versicherten. Das geschlossene System mit einer gut geölten Maschinerie ist seit Jahrzehnten bekannt.

Heidi
Vor 3 Jahren

Das Ganze hat Methode und alle spielen mit, angefangen bei den Versicherungen bis hin zu den Richtern, sogar beim BGH, der seine Entscheidung nicht einmal begründen muss. Am Ende geht man, nach vielen Jahren, als Verbrecher (arglistige Täuschung) aus so einer Verhandlung raus, obwohl man im Recht ist und ähnliche Rechtsfälle ganz anders entschieden wurden. Rechtsbeugung ist hierbei noch der harmloseste Ausdruck. Was hier alles passiert und mit welchen Tricks Versicherungen, Gutachter und Justiz arbeiten ist beispiellos und eines angeblichen “Rechtsstaates” nicht würdig. Ende vom Lied, obwohl gut versichert und der Versicherungsvertreter Schuld an einem Fehler bei Vertragsabschluss, eine kleine Rente vom Staat der von Otto Normalverbraucher bezahlt wird und die Versicherung ist fein raus. Hauptsache, sie muss nicht zahlen. Gut beraten ist jeder, der sein Geld spart statt eine Versicherung abzuschließen die im Endeffekt sich sowieso, mit Hilfe der Justiz, vor der Zahlung drückt. Für mein Empfinden und nach meiner Meinung sind gewisse “italienische Organisationen” dagegen ein Kindergarten. Rechtsstaat? Ich muss da irgend etwas missverstanden oder verpasst haben. Recht gibt´s nur für eine gewisse Klientel aber nicht für das gemeine Volk und auch nur dieses muss sich an Gesetze halten. Für die anderen gibt es genug “Interpretationsmöglichkeiten”… – also bei Weitem kein Einzelfall.

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