Dem Kollektiv in der Versicherungswirtschaft liegt der ursprüngliche Gedanke zu Grunde, die finanziellen Lasten über eine große Gruppe zu verteilen. © Pixabay
  • Von Joachim Haid
  • 12.12.2019 um 10:42
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In Deutschland gibt es erste Ansätze, positives Verhalten bei biometrischen Versicherungen zu belohnen. Neben Vitality im Bereich der Lebensversicherung gibt es mit dem neuen Krankenversicherungstarif Active Me der Axa ein weiteres Angebot. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob der ursprüngliche Kollektivgedanke ausstirbt?

International tätige Versicherungsgesellschaften haben sich dieser Entwicklung angepasst und bieten im asiatischen Raum verstärkt Verträge mit „Vitality-Programmen“ an, bei denen gesundheitsbewusstes Verhalten also belohnt wird. Der US-Lebensversicherer Hancock bietet Versicherungen inzwischen nur noch auf diese Weise an. Versicherte erhalten Zugang zu Webseiten und Apps, die sie bei einem gesunden Lebenswandel und Ernährungsweise unterstützen sollen. Wer das Einhalten bestimmter Zielwerte nachweist, erhält Rabatte bei Partnerunternehmen. Besonders interessant ist die Plus-Variante. Für einen monatlichen zusätzlichen Beitrag in Höhe von 2 Dollar können auch sportliche Aktivitäten, gesunde Ernährung und regelmäßige Check-up Besuche bei Ärzten zu einem Beitragsrabatt von bis zu 15 Prozent führen.

Auch in Südafrika und Australien gibt es immer mehr vergleichbare Ansätze. Damit solche Programme zu nachhaltigen Vorteilen für das Kollektiv führen, ist es aus Sicht des Autors jedoch besonders wichtig, nicht nur auf rein technische Tracking-Methoden zu setzen, sondern die intrinsische Motivation zu einem gesundheitsbewussten Verhalten zu erhöhen. Hierfür ist Aufklärung über die Hintergründe und Zusammenhänge von Ernährung und Sport auf die Entstehung und Vermeidung von Krankheiten besonders wichtig. Dabei muss vor allem mit den Ernährungs- und Sportmythen der Vergangenheit aufgeräumt werden.

Die heutigen Verbraucher haben kein Defizit an Informationen. Diese gibt es im Internet kostenfrei in großer Menge. Zugang zu vielen Informationen zu haben, sorgt jedoch nicht automatisch für mündigere und aufgeklärte Verbraucher. Denn viel zu häufig gibt es völlig widersprüchliche Aussagen, die aus der jeweiligen Sicht logisch klingen. Das führt zur Verwirrung. Genau hier gilt es anzusetzen und Aufklärungsarbeit zu leisten.

Weiterhin muss der Menschen als Individuum berücksichtigt werden. Pauschale Empfehlungen für gesundes Verhalten oder gesunde Ernährung, die für alle gelten, gibt es aufgrund der unterschiedlichen individuellen Situationen deshalb nicht. Während beispielsweise Hülsenfrüchte für Menschen mit einem gesunden Darm durchaus förderlich sein können, sollten sie von Personen mit einem Leaky Gut, beziehungsweise einer geschädigten Darmschleimhaut, erst einmal gemieden werden.

Plattformen im Internet und Tracking-Tools alleine reichen deshalb nicht. Nur wer versteht, weshalb er sich wie individuell verhalten sollte, um möglichst lange gesund zu bleiben, wird sich dieses Verhalten zur Gewohnheit machen. Apps mit Gamification-Ansätzen können dies aktivieren und kurzfristig unterstützen. Langfristig wird eine gesunde Lebensweise von informierten und orientierten Menschen jedoch deutlich länger durchgehalten werden. Warum? Weil es dann nichts zum Durchhalten gibt, sondern weil es zur neuen Gewohnheit geworden ist. So normal, wie regelmäßiges Zähneputzen. Auch wenn es selbst hierfür inzwischen Apps gibt, schaffen es die meisten Menschen doch noch immer ganz analog für ihre Zahngesundheit zu sorgen.

 

 

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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