Die Teilnehmer des Roundtables (von links): Pedro Chica Sanchez (Signal Iduna), Knud Behrens (Hallesche), Karen Schmidt (Pfefferminzia), Eric Bussert (Hanse-Merkur) und Matthias Kreibich (Inter). © Florian Sonntag
  • Von Redaktion
  • 30.10.2016 um 13:36
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Sinkendes Neugeschäft, verunsicherte Berater, Start des ersten digitalen Krankenversicherers – wie die PKV auf diese Herausforderungen reagiert, war Thema eines Roundtables mit PKV-Experten.

Die GKV hat Probleme. Experten warnen vor einer Explosion der Zusatzbeiträge. Ist das ein treffliches Argument pro PKV? Oder sollte man den Preis eher nicht in den Vordergrund stellen?

Bussert: Es ist sowieso sehr eindimensional, sich nur auf den Preis zu konzentrieren oder nur die Leistung in den Vordergrund zu stellen. Ich habe meinen Mitarbeitern gesagt, dass wir die Entwicklung der Zusatzbeiträge in der GKV nicht in den Vordergrund stellen wollen. Wir müssen wegkommen von dem Konkurrenz-Denken. Die PKV ist ein Gesamtpaket. Wir sollten meiner Meinung nach schon aufpassen, dass wir die Systeme nicht immer wieder infrage stellen. Die Systeme bestehen nebeneinander, und das ist auch in Ordnung so.

Kreibich: Das ist ein zentrales Argument. Das Gesundheitssystem in Deutschland mag an manchen Stellen gefühlt ungerecht erscheinen. Aber es ist doch so, dass gesetzlich und privat Versicherte Zugang zum gleichen Arzt haben. Das ist in anderen Ländern ganz anders, da besorgt das Versicherungsunternehmen den Arzttermin. Wollen wir da in Deutschland wirklich hin? Ich denke nicht.

Behrens: Ich denke auch, dass eine reine Preisorientierung bei einer Krankenversicherung wenig bis gar nicht sinnvoll ist. Es ist eine individuelle Beratung erforderlich, die die Bedürfnisse des Kunden berücksichtigt. Es ist wichtig, dass der Kunde weiß, was er tut und wofür er sich entscheidet. Man darf keinen Kunden bevormunden.

Sanchez: Die Diskussion über die Zusatzbeiträge führt immerhin zu mehr Aufmerksamkeit beim Kunden. Er merkt, dass er immer mehr Geld bezahlt für im besten Fall gleichbleibende, aber in der Realität eher sinkende Leistungen. Da kommt der ein oder andere sicherlich ins Grübeln, ob ein Systemwechsel nicht vielleicht doch interessant sein könnte – und das ist schon ein Vorteil für uns. Ich stimme aber meinen Kollegen zu, dass es politisch nicht gut wäre, jetzt zu sehr gegen die GKV zu schießen. Auch teile ich die Meinung von Herrn Behrens, dass man in der Krankenversicherung auf den mündigen Bürger setzen sollte bei entsprechend korrekter Beratung. Warum muss es so sein, dass der Kunde erst ab einer vom Gesetzgeber festgelegten Grenze wechseln darf? Das entspricht nicht der Freiheit, die er in einem solchen System haben sollte.

Kreibich: Ich bin überzeugt, dass wir nicht mit den Preisen der GKV argumentieren sollten, weil jede Beitragssteigerung Maßnahmen der Politik auslösen kann – und davon profitieren wir in aller Regel nicht. Letztlich muss der Kunde die Entscheidung treffen: Möchte ich im hohen Alter alle Leistungen garantiert weiterhaben, die mir wichtig sind? Wenn er diese Frage mit Ja beantwortet, muss er nur noch wählen, welche Leistungen das sind und bei wem er sich versichern möchte. Das ist der eigentliche Kern der PKV.

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