Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei Morgen & Morgen © Morgen & Morgen
  • Von Andreas Harms
  • 25.01.2023 um 15:50
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Mit den Überschussbeteiligungen geht es bergauf – das ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Jetzt melden die Analysten von Morgen & Morgen einige Zahlen zur Materie und forscht nach Ursachen.

20 Lebensversicherer in Deutschland haben ihre Überschussbeteiligungen von 2022 auf 2023 erhöht. Im Durchschnitt ging es dabei um 0,3 Prozentpunkte hinauf. Wobei die Spanne von 0,15 bis 0,85 Prozentpunkte reicht. Das ermittelte das Rating-Haus Morgen & Morgen im Rahmen einer Studie. Dabei besahen sich die Analysten die Daten von 53 Gesellschaften. 33 von ihnen veränderten ihre Überschüsse nicht. Aber immerhin senkte sie auch niemand – nachdem es jahrelang abwärts ging.

Im Durchschnitt betragen im Jahr 2023 die laufenden Verzinsungen aller 53 Versicherer 2,1 Prozent. Im Vorjahr waren es 1,9 Prozent. Das Maximum hat sich von 2022 auf 2023 nicht verändert, es liegt nach wie vor bei 3,0 Prozent. Das Minimum hingegen stieg von 0,90 auf 1,25 Prozent. 32 Versicherer bieten inzwischen mehr als 2,0 Prozent.

Dabei zeigen sich die Morgen-&-Morgen-Analysten überrascht, dass so viele Versicherer ihre Beteiligungen erhöht haben. Sie forschten nach und fanden heraus, dass die Zinszusatzreserve (ZZR) einer der Hauptgründe ist. Weil Versicherer dank gestiegener Zinsen nun weniger bis gar nichts mehr in die Reserve einzahlen müssen, können sie ihren Kunden andererseits mehr auszahlen. Die folgende Grafik zeigt, wie der Rechnungszins im Bestand mit und ohne ZZR aussieht. Damit deutet sich auch an, welche Mittel es freisetzt, wenn man die nicht mehr bedienen muss.

Entsprechend positiv fällt das Fazit von Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik, aus: „Die Auswirkung der Entlastung bei der Zinszusatzreserve ist bei jedem Versicherer unterschiedlich, je nach Anteil der hohen Garantiezinsen im Bestand des Versicherers. In Summe werden die nach und nach auslaufenden Altverträge mit hohen Garantiezinsen für Entlastung sorgen und mehr Spielraum für eine höhere Überschussbeteiligung geben.“

Was die Versicherer am Ende draus machen, so schränken die Morgen-&-Morgen-Leute ein, hängt von vielen Einzelheiten ab. Welche Bewertungsreserven – oder inzwischen -lasten – liegen vor? Welche Garantien bestehen? Wie hoch liegen die Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen (RfB)? Welche Rolle spielt die ZZR? Und zu guter Letzt: Will der Versicherer nach außen hin eine gute Figur machen und beteiligt seine Kunden direkt an höheren Erträgen, oder füllt er lieber erst einmal die Finanzpuffer wieder auf?

Das könne man von außen nur teilweise bewerten, heißt es dazu. Thorsten Saal fasst zusammen: „Die Deklaration ist eine äußerst individuelle Entscheidung. Wir sehen, dass der Markt insgesamt stabil ist, und schätzen das Signal der Branche, die Versicherten kurzfristig an dem Aufwärtstrend partizipieren zu lassen, als sehr positiv ein. Ob es sich hierbei schon um eine Trendwende handelt, zeigt sich in den nächsten Jahren. Die Zeichen stehen aber gut.“

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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