Konzernchefs: Joachim Wenning (links, Munich Re) und Torsten Leue (Talanx) © picture alliance / photothek | Ute Grabowsky / Talanx
  • Von Andreas Harms
  • 12.08.2022 um 13:59
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Die börsennotierten Versicherungskonzerne Munich Re und Talanx haben Zahlen vorgelegt, die unter anderem Einblicke in ihre Kapitalanlagen geben. Wie stark hat sich die Zinswende denn nun wirklich ausgewirkt? Wir haben nachgesehen.

Doch es ist immer auch etwas Gutes dabei. Denn weil die Anleihekurse so stark gesunken sind, bekommt man sie jetzt mit höheren Renditen am Markt. Die sogenannte Wiederanlagerendite beziffert Munich Re für das zweite Quartal mit beachtlichen 2,8 Prozent. „Wiederanlagerendite übersteigt laufende Rendite“, heißt es dazu in einer Präsentation. Weshalb die Chefetage für das Gesamtjahr mit einer Rendite von etwas mehr als 2 Prozent rechnet. Es geht also aufwärts.

Talanx

Zur Talanx gehören unter anderem die Marken HDI, Hannover Re und Ampega. Und im Bericht heißt es: „Der Talanx-Konzern verfolgt eine vergleichsweise konservative Anlagepolitik.“ Und prompt springt einem die Aktienquote von nur 1,3 Prozent ins Auge. Dagegen ist Munich Re mit 8,4 Prozent (vor Derivaten) geradezu forsch unterwegs. Bei der Talanx liegen indes 77 Prozent der Kapitalanlagen in Anleihen.

142,3 Milliarden Euro verwaltete das Unternehmen Mitte des Jahres (73 Prozent der Bilanzsumme). Das sind nicht einmal 4 Prozent weniger als vor einem halben Jahr. Also alles viel stabiler als bei Munich Re? Nicht ganz. Denn auch die Talanx kämpft mit sinkenden Kursen, hat aber nicht alles davon schon in die Bilanz fließen lassen. Muss sie ja auch nicht, denn Kursverluste bei Anleihen gehen vor allem dann wieder weg, wenn man sie bis zur Endfälligkeit behält. Dann wird zu 100 Prozent zurückgezahlt.

Ambitionen in Richtung Infrastruktur

Laut Geschäftsbericht saß die Talanx Ende 2021 noch auf stillen Reserven von 3,8 Milliarden Euro. Daraus wurden in sechs Monaten stille Lasten von 9,2 Milliarden Euro – eine Differenz von 13 Milliarden Euro. Und das sind nur die „jederzeit veräußerbaren festverzinslichen Wertpapiere“. Hinzu kommen „Darlehen und Forderungen“, wo stille Reserven in Höhe von 3,1 Milliarden Euro zu stillen Lasten von 1,7 Milliarden Euro wurden. Das alles zusammen ergibt einen Rutsch um 17,8 Milliarden Euro. Um es noch einmal zu betonen: Das sind nur Momentaufnahmen, um zu verdeutlichen, wie sich der Renditeanstieg auswirkt. Abgerechnet wird immer zum Schluss.

Dass die Talanx noch zum großen Aktienfreund wird, legt ihr Bericht hingegen nicht nahe. Stattdessen lassen sich Ambitionen in Richtung Infrastruktur herauslesen. Rund 3,9 Milliarden Euro hat sie dort bereits untergebracht – in Erneuerbarer Energie, Stromnetzen, Versorgern und einigem mehr. Es sollen aber weitere Positionen in Höhe von 50 bis 150 Millionen Euro Eigenkapital oder 75 bis 200 Millionen Euro Fremdkapital pro Projekt hinzukommen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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