Rentner vor Sonnenuntergang: Der Ruhestand will gut geplant sein © NoName_13 / Pixabay
  • Von Mario Strehl
  • 26.09.2023 um 08:23
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Angst ist nie ein guter Ratgeber. Aber manchmal muss man sich auch vor Augen führen, wie Dinge schieflaufen können. Unser Kolumnist, der Ruhestandsplaner Mario Strehl, macht das in seinem neuen Beitrag. Eine Geschichte über Einschränken und Bereuen.

Ruffartshausen, eine fiktive 5.000-Einwohner-Stadt im Jahr 2042: Stefan Brackners wollte nicht umziehen – mit 72 – fünf Jahre nachdem er mit 67 verdient in Rente ging. Er musste jedoch die Wohnung wechseln, die geräumigen zwei Zimmer mit Balkon in der nahegelegenen Kreisstadt wurden einfach zu teuer. Die Miete und die Nebenkosten machten mehr als 50 Prozent seiner Rente aus und vom Rest sollte er leben. Unmöglich in der Stadt.

Nun müht er sich mit seinen Einkäufen, mangels Fahrstuhl im Acht-Parteien-Haus, die drei Etagen in seine Mietwohnung zu Fuß hinauf. Schönes Dachgeschoss, etwas kleiner als früher, „aber man braucht ja im Alter nicht mehr so viel und man muss weniger sauber machen“, begründet sich Stefan selbst die Entscheidung.

20 Kilometer entfernt von Kultur, Cafés, Bars, Kinos, Fachärzten – und den langjährigen Freunden. Ohne eigenes Auto. Die Zuganbindung an die Kreisstadt lässt ihn gelegentlich an alten Zeiten schnuppern. Glücklicher Ruhestand? „Na ja, geht so“, würde Stefan antworten, wenn ihn jemand fragte.

Anfang der 90er machte er seine Ausbildung zum Bürokaufmann, bildete sich zum Fachwirt weiter und arbeitete als Sachbearbeiter im Mittelstand in der Kreisstadt, verdiente immer leicht über dem Durchschnitt der Bevölkerung. Das sollte für den Ruhestand reichen; das Einkommen stieg durch Tarifverträge, die gesetzliche Rente hatte moderate Anstiege und die Lebenshaltungskosten waren nicht explodiert, nur ein paar Jahre Anfang der 20er recht hoch.

Stefan führte ein normales Leben: Zwei Wochen pauschal in die Sonne, einfach mal nichts tun, am Strand liegen, ein Buch lesen und einmal pro Jahr ein Wochenende in eine europäische Metropole als Bildungs-Urlaub, manchmal mit seiner „Jungs-Truppe“. Gebrauchter Golf als Auto, Miete und Nebenkosten seiner 70 Quadratmeter waren passend, da hatte er Glück. Am Monatsende blieb etwas übrig, um für Urlaube zu sparen und einen Notgroschen für Anschaffungen zu haben.

Der Makler seines Vertrauens

Versicherungen erhielt er von seinem Makler, dem er vertraute, weil der ihm nichts aufschwatzte. Auto-, Hausrat-, Haftpflicht-, falls einmal etwas passieren würde, den ganzen Schnickschnack wie Rechtsschutz-, Unfall- und sonstige Versicherungen sparte sich Stefan. Er war gesund und ist es heute noch einigermaßen.

100 Euro legte er monatlich fürs Alter beiseite. Daraus wurden über 35 Jahre gut 100.000 Euro, von denen er heute rund 500 Euro pro Monat zum Leben verwendet, damit „sein kleines Vermögen“ von Rentenbeginn an 20 Jahre hält. Dass durch die Rentenreform der 2000er von Stefans Rente noch Geld für Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen und seine Einnahmen im Alter versteuert würden, das las er ab und zu in der Presse. Wenn es wirklich wichtig wäre und ihn persönlich erheblich betreffen würde – dessen war er sicher – hätte ihm sein Makler eine Empfehlung ausgesprochen.

„Der Gesetzgeber hat Bedingungen geschaffen, damit nicht jeder Hinz und Kunz als Versicherungs- und Finanzberater tätig sein kann, sondern sich aus- und weiterbilden, seine Kunden seriös befragen, beraten und dokumentieren muss“, teilte der Makler Stefan damals stolz mit. Stefan überzeugte das. Wenn also die Situation im Ruhestand nicht passend oder sogar ernüchternd und bedrohlich wäre, dann hätte der Makler einen Termin vereinbart und alles ohne Fachchinesisch erklärt.

Wenn Stefan seinem jüngeren Ich einen Tipp geben könnte …

„Ein Mensch, der verständliche Fragen stellen und seine Meinung sagen kann, nicht diese neuen Computer, die KI und Apps, die nur etwas vergleichen, nachplappern und verkaufen, weil es so programmiert wurde“, war damals sein Credo.

Könnte Stefan seinem jüngeren Ich heute einen Tipp geben, dann lautete der: „Lass dir von deinem Makler eine fundierte Ruhestandsplanung machen, damit du eigenständig die Freiheit hast, dich gegen oder eben für ein realistisches Konzept zu entscheiden. Keinen Plan zu haben, ist die schlechteste Variante für den Ruhestand. Hat der Makler kein Konzept, wechsle, denn es gibt genug Auswahl! Es ist dein Leben, heute und später!“

 

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Mario Strehl

Mario Strehl begann 1995 als Quereinsteiger in den Finanzvertrieb. Parallel dazu ließ er sich zum Finanzwirt ausbilden. Heute ist er außerdem Ruhestandsplaner und stellt Software für Berater und Vermittler her und unterrichtet diese auch darin.

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