Bafin-Chef Mark Branson: „Schadenaufwendungen und Kosten dürften steigen“ © Maurice Kohl / Bafin
  • Von Andreas Harms
  • 04.05.2022 um 15:55
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In seiner Rede spricht Bafin-Chef Mark Branson darüber, welche Risiken ihn und seine Behörde derzeit umtreiben. Einige davon betreffen ganz konkret auch Versicherer. Ein anderes Projekt hat die Bafin hingegen erst einmal verschoben.

Doch nicht nur Immobilien, auch die Kapitalmärkte mahnen zur Wachsamkeit. Branson sieht in der aktuellen Lage einige Risiken, dass die Kurse sinken. Bei Versicherern wolle die Aufsicht deshalb prüfen, wie es sich auf die Risikotragfähigkeit auswirkt, wenn Anleiheschuldner herabgestuft werden.

Genau das droht in der Tat, wenn die Wirtschaft schwächeln sollte. Und wenn Rating-Agenturen ihre Noten für Anleiheschuldner herabsetzen (Fachenglisch: Downgrade), steigen die Risikoaufschläge auf die Renditen dieser Anleihen. In Zeiten ohnehin schon steigender Renditen drückt das deren Kurse zusätzlich.

Bafin hat keine umweltpolitischen Ziele

Und dann kommt Branson zum Thema Nachhaltigkeit, das die Finanzbranche inzwischen unter den Buchstaben ESG (für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) zusammenfasst. Doch eines stellt der Bafin-Chef schon mal klar: „Es gehört nicht zu unserem gesetzlichen Auftrag, umweltpolitische Ziele zu verfolgen. Das ist Sache der Politik.“

Stattdessen müsse die Bafin sicherstellen, dass die Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsrisiken im Griff haben. Als Beispiel nennt er sogenannte Stranded Assets in den Portfolios der Versicherer. Das sind Vermögenswerte, die durch bestimmte Umstände stark an Wert verloren haben oder gar wertlos geworden sind. Ein ähnlicher, eher makaberer Begriff dafür ist übrigens „Depotleiche“ – ein Wertpapier, das man irgendwann wertlos ausbucht. Stranded Assets können derzeit entstehen, indem plötzlich auftauchende Nachhaltigkeitsrisiken ihren Kurs einbrechen lassen. Zum Beispiel ein Umweltskandal.

Aber weil die aktuelle Lage die Bafin so in Atem hält, hat sie ein anderes Projekt nun erst einmal auf Eis gelegt: die geplante Richtlinie für nachhaltige Investmentfonds. Geht es nach Bransons Worten, kann der Trend aber erst einmal weitergehen:

Kapitalverwaltungsgesellschaften können selbstverständlich weiterhin nachhaltige Investmentvermögen auflegen und vermarkten. Wir werden in unserer Praxis bestimmte Grundsätze anwenden, die wir bereits zur Konsultation gestellt hatten. So müssen, zum Beispiel, nachhaltige Fonds mindestens 75 Prozent in nachhaltige Anlagen investieren, mit mindestens 75 Prozent des Investmentvermögens eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgen oder einen nachhaltigen Index abbilden.

Wann es so richtig konkret wird, muss sich aber noch zeigen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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