Ablaufleistungen von Fondspolicen können über verschiedene Verfahren berechnet werden. © picture alliance / blickwinkel/McPHOTOs
  • Von Sabine Groth
  • 26.04.2022 um 08:53
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Ablaufleistungen von Fondspolicen können über verschiedene Verfahren berechnet werden. Der Trend geht zum Bruttomodell. Dabei hat auch die Nettomethode ihre Vorteile. Wie sich die beiden Methoden konkret unterscheiden, lesen Sie hier.

„Im Kundengespräch eignet sich die Bruttomethode für die Illustration der Ablaufleistung von Fondspolicen überhaupt nicht“, meint Guntram Overbeck, Leiter der Helvetia Leben Akademie, und plädiert hier für die Nutzung der Nettomethode. Damit stellt er sich gegen den Trend, der in den vergangenen Jahren klar Richtung brutto zeigt.

Aber worum geht es überhaupt? Fondspolicen sind Altersvorsorgeprodukte. Kunden, die 20, 30 oder mehr Jahre regelmäßig in eine Police einzahlen, wollen wissen, was aus ihren Beiträgen werden könnte. Auch für die finanzielle Planung im Rentenalter ist eine Vorausschau auf das mögliche Ergebnis eine wichtige Grundlage. Hochrechnungen von möglichen Ablaufleistungen sind daher bei der Kundenberatung elementar.

Mit oder ohne laufende Fondskosten

Die Ergebnisse sind nicht nur von den getätigten Annahmen abhängig, etwa zu Beitragsfluss und Kosten, sondern auch von der Art der Hochrechnung. Es gibt zwei grundsätzliche Verfahren: die Netto- und die Bruttomethode. Der Unterschied liegt in der Behandlung der jährlichen Fondskosten. Jeder Investmentfonds erzeugt laufende Kosten für das Management und die Umsetzung der Strategie, für die Verwaltung, Bestandsprovisionen für den Vertrieb und vieles mehr. Diese Kosten spiegeln sich in der Gesamtkostenquote, der TER (Total Expense Ratio), wider. Bei aktiv gemanagten Fonds ist diese höher als bei passiven ETFs, und bei Aktien- und vermögensverwaltenden Fonds höher als bei Renten- oder Geldmarktmarktfonds.

Bei der Bruttomethode werden die Fondskosten von der unterstellten jährlichen Rendite der Anlage abgezogen, ebenso die Kosten für den Versicherungsmantel. Eventuelle Kickbacks, das heißt Rückflüsse der Fondsgesellschaft an den Versicherer, werden hinzugerechnet und mildern die Kosten etwas. Bei der Nettomethode hingegen werden nur die Versicherungskosten subtrahiert und mögliche Kickbacks addiert.

Eine Hochrechnung würde bei der Nettomethode zwangsläufig zu einer höheren Ablaufleistung führen als bei der Bruttomethode. Denn durch die Vernachlässigung der Fondskosten wird bei gleicher unterstellter Wertentwicklung der Fondsanlage mit einem höheren Zins hochgerechnet. Und das kann sich – durch den häufig unterschätzten Zinseszinseffekt – über einen längeren Zeitraum deutlich auswirken.

Was für die Nettomethode spricht

Die Befürworter der Bruttomethode führen eine höhere Kostentransparenz als einen der Vorteile an. Und da Kostentransparenz dem Zeitgeist und auch den Forderungen des Gesetzgebers entspricht, ging der Trend zuletzt weg von der Netto- in Richtung Bruttomethode. Zu Unrecht, meint Overbeck. Denn die beiden Hochrechnungsarten dienen seiner Meinung nach verschiedenen Zwecken: „Für Vergleiche unterschiedlicher Tarife ist die Bruttomethode ein gutes Verfahren. Allerdings muss dabei bei allen Tarifen mit dem gleichen Fonds und der gleichen Tranche gerechnet werden.“ Für das Gespräch mit Kunden sieht er klare Vorteile in der Nettomethode.

Ausschlaggebend ist für ihn das Problem, dass bei der Bruttomethode nicht die richtige Rendite als Basis genutzt wird. Hintergrund: Die Wertentwicklung eines Fonds vor Fondskosten ist in der Regel nicht bekannt. Die Rendite von Fonds, die man in Zeitschriften, auf Finanzportalen oder Factsheets der Fondsgesellschaften findet, sind immer Renditen nach Fondskosten, also netto. Um eine Vorkosten-Rendite zu bekommen, die bei der Bruttomethode eigentlich Ausgangspunkt ist, müsste man das Fondsvermögen vor Kostenentnahme kennen.

Die übliche Methode, eine bekannte Kostenkennzahl wie TER oder Ongoing Chargeerst auf die veröffentlichte Wertentwicklung des Fonds aufzuschlagen – um sie danach wieder abzuziehen, ist mathematisch und fachlich falsch. Denn diese Kennzahlen beinhalten zum Beispiel keine internen Transaktionskosten oder Erfolgsgebühren (Performance-Fee), so dass die ermittelte Wertentwicklung zu gering ist. Da die Kosten bei den Kennzahlen zudem ins Verhältnis zum durchschnittlichen Fondsvermögen gesetzt werden, können sie je nach Wertentwicklung stark schwanken. Die veröffentlichte Rendite des Fonds nach BVI-Methode basiert dagegen auf der Entwicklung des Rücknahmepreises, so dass darin alle dem Fondsvermögen belasteten Kosten enthalten sind.

Hinzu kommt: Mit der Bruttomethode wird den laufenden Fondskosten eine zu hohe Bedeutung für die Wertentwicklung des Fonds und damit des Gesamterfolgs der Fondspolice beigemessen. Denn es macht für eine langjährige Hochrechnung einen Unterschied, ob 0,5 oder 1,5 Prozent Fondskosten unterstellt werden. Hier ist wieder der Zinseszinseffekt entscheidend. Zwar können hohe Kosten die Performance drücken, aber ein teurerer Ansatz kann sich ebenso in einer deutlich höheren Wertentwicklung auszahlen. Das zeigt sich bei Performance-Vergleichen in einzelnen Fondssegmenten wie europäischen Aktienfonds. Wären die Kosten das ausschlaggebende Element, müssten auf den oberen Plätzen – zur Erinnerung: hier geht es immer um Nach-Kosten-Renditen – ausschließlich kostengünstige ETFs stehen. Das ist aber nicht der Fall.

Fazit

Egal ob brutto oder netto, bei einem sind sich alle einig: Bei der Gegenüberstellung von Ablaufleistungen aus mehreren Hochrechnungen ist das Allerwichtigste, dass sie das gleiche Verfahren nutzen. Ergebnisse aus einer Brutto- und einer Nettohochrechnung zu vergleichen ist sinnlos. Am Ende zählt in vielen Jahren das Kapital, das ggf. nach Steuern auf dem Konto der Kunden landet.

autorAutorin
Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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