Die Teilnehmer des Roundtables (von links): Michael Hinz, Signal Iduna; Sascha Risse, Inter; Claus Mischler, Gothaer; Andrea Schölermann, Condor; Christian Nuschele, Standard Life; Karen Schmidt, Pfefferminzia; Jürgen Horstmann, Helvetia; und Carsten Mathé, Plansecur. Leider nicht im Bild: Pfefferminzia-Redakteur Lorenz Klein. © Rüdiger Glahs
  • Von Lorenz Klein
  • 13.12.2017 um 12:05
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Run-off, LVRG II, neue Regeln für den Versicherungsvertrieb – in der Lebensversicherungsbranche ist derzeit einiges los. Pfefferminzia sprach mit sieben Experten über die anstehenden Herausforderungen. Hier die erste Auskopplung unseres Roundtables.

Meinen Sie, dass das Thema Run-off in den kommenden Jahren an Dynamik zunehmen wird? Etwa, wenn das Niedrigzinsniveau vielleicht nochmal fünf bis zehn Jahre anhält.

Nuschele: Eine Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman kommt zu dem Schluss, dass die Branche über die nächsten Jahre nochmal 25 Prozent Kosten reduzieren muss, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Damit steigt der Druck. Ich bin mir ziemlich sicher, dass momentan nicht nur Ergo und Generali über diesen Schritt nachdenken.

Mischler: Viel hängt davon ab, was der Gesetzgeber noch macht. Ob es bei der Zinszusatzreserve etwa ein neues Berechnungsmodell geben wird. Auch werden wir nach der Überprüfung des Lebensversicherungsreformgesetzes, kurz LVRG, im kommenden Jahr wissen, wie es beim Thema Abschlusskosten weitergehen wird und wie attraktiv das Neugeschäft dann noch ist.

Risse: Ich bin der Meinung, dass sich in den nächsten ein, zwei Jahren herauskristallisieren wird, wer in den Run-off geht und wer weiter auf das Lebensversicherungsgeschäft setzt. Und das wird es dann nach meiner Ansicht gewesen sein.

Schölermann: Die Zinszusatzreserve wird, wie Herr Mischler sagt, sicherlich eine entscheidende Rolle bei dieser Frage spielen. Daran sehen wir, dass gut gemeinte Regelungen so manche Versicherer in Bedrängnis bringen können. Und das Niedrigzinsumfeld wird uns wohl auch noch ein paar Jahre begleiten, wenn man aktuellen Studien Glauben schenken kann.

Mathé: Auch Versicherer können ja Bestände der Konkurrenz übernehmen. Mich würde mal interessieren, ob da bei den Gesellschaften hier in der Runde Interesse besteht?

Schölermann: Wer schon einmal die Migration von Beständen mitgemacht hat, weiß, welchen Aufwand das mit sich bringt. Das kann einfach nicht kostengünstig erfolgen. Und dann rentiert sich das Geschäftsmodell nicht mehr.

Mischler: Außerdem sind die Bestände, die momentan veräußert werden sollen, aus Solvency-II-Sicht keine, die eine Solvenzquote von 200 oder 300 Prozent zeigen. Wenn man kein Neugeschäft betreibt, sind Bestände mit einer Solvenzquote von 100 Prozent nicht schlimm. Wenn aber doch, muss man die Solvenzquote als Versicherer entsprechend steuern. Kaufe ich solche Bestände verschlechtere ich also meine Solvenzquote, lege außerdem meine IT für zwei Jahre lahm und mache mich im Wettbewerb weniger attraktiv für das Neugeschäft. Warum sollte ich das als Versicherer tun?

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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