Philip Wenzel ist Versicherungsmakler und Biometrie-Experte. © Doris Köhler
  • Von Redaktion
  • 30.08.2022 um 10:34
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Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Auch bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung kann man auf ESG-Kriterien achten, wenn das dem Kunden wichtig ist. Auf einen Aspekt lohnt es sich dabei besonders Acht zu geben, findet Versicherungsmakler und Biometrie-Experte Philip Wenzel.

Nachhaltigkeit ist derzeit ein großes Thema. Alles verkauft sich besser, wenn es nachhaltig ist. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden. Denn tatsächlich ist es wichtig, dass wir in allen Bereich jetzt darauf achten, nicht mehr zu verbrauchen, als sich in angemessener Zeit wieder regenerieren kann. Für mich persönlich ist es da auch nicht wichtig, ob ich damit das Leben meiner Kinder oder erst das meiner Enkel lebenswerter mache.

Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung ist in Richtung Nachhaltigkeit nicht viel zu machen. Denn das bisschen an Rückstellungen, die sich in den ersten Jahren bilden, hat keinen großen Effekt. Vertrieblich kann ich selbstverständlich über eine Überschussverwendung in der Fondsanlage gehen. Die Fonds lassen sich dann nach ESG-Kriterien auswählen und schon wird es nachhaltiger. Wer mag, kann noch den Schritt weiter gehen und einen der beiden Anbieter auswählen, die die BU-Versicherung komplett fondsbasiert kalkulieren.

Ich persönlich denke auch aus einem andern Aspekt der Nachhaltigkeit, dass eine fondsbasierte Berufsunfähigkeitsversicherung interessant sein könnte. Denn die Ausfinanzierung einer Lebensversicherung ist extrem wichtig. Und die muss stabil sein. Auf den ersten Blick sind das Fonds nicht. Aber wir reden bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung von Zeiträumen von mehr als 30 oder 40 Jahren. Und über diese Zeiträume betrachtet, laufen die Märkte schon recht stabil.

Das Interessante ist für mich aber, dass Fonds viel besser auf Veränderungen reagieren können als ein Sicherungsvermögen eines Versicherers. Und wir erleben jetzt schon, dass wir immer mehr mit Umständen rechnen müssen, die es so noch nie gab. Da kann es wirklich hilfreich sein, wenn die Kalkulation in der Anlage flexibel reagieren kann. Klar ist auch, dass das nicht zu Ungunsten der Versicherten laufen darf.

Besser eine vorsichtige Kalkulation

Und trotzdem frage ich mich in diesen Tagen immer wieder, ob wir nicht besser dem Kunden heute den Versicherer anbieten sollten, der 10 Prozent teurer ist. Ich habe noch keine Antwort, aber mein Gedanke dahinter ist der: Ich bin sehr sicher, dass die Zukunft finanziell herausfordernd für die Branche wird. Der Versicherer, der heute wenig Beitrag verlangt, weil er Neugeschäft will, hat im Zweifel weniger Spielraum als der Versicherer, der jetzt vorsichtiger kalkuliert. Beide haben die gleichen Möglichkeiten, um Beitrag und Leistung anzupassen. Wer wird diese wohl eher nutzen müssen?

Das wäre ja auch eine Art Nachhaltigkeit, dass die Beiträge eher stabil bleiben, wenn ich heute 10 Prozent mehr bezahle. Kann ja nicht sein, dass der eine Versicherer das Risiko so viel günstiger einschätzt oder so viel weniger Verwaltungskosten hat. Tatsache ist ja auch, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht ewig immer günstiger werden kann.

Also, wenn dem Kunden Nachhaltigkeit wichtig ist, dann sprecht mal nicht nur die verschiedenen Formen der Ausfinanzierung an, sondern eben auch, wie stabil eine Ausfinanzierung sein kann, wenn sie heute schon viel günstiger als der Markt ist. Vielleicht wird der Kunde es euch später mal danken.

 

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