Andrea Boggio ist leitender Unternehmensberater bei Mediolanum International Funds © privat
  • Von Lorenz Klein
  • 27.09.2023 um 15:11
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Man wolle „schrittweise an den großen Erfolg in Italien und Spanien anknüpfen“, beschreibt Andrea Boggio die Ziele des italienischen Finanzdienstleisters Mediolanum für den deutschen Markt. Im Interview gibt er dem Versicherungsverband GDV contra, spricht über die Aussichten für fondsbasierte Versicherungen und die Rezession, die in Deutschland „mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten wird“.

Pfefferminzia: „Die Rezession wird kommen“, lautet eine aktuelle Prognose Ihres Kollegen Charles Diebel, Head of Fixed Income bei Mediolanum. Derzeit verdichten sich die Zeichen, dass es in Deutschland tatsächlich dazu kommen wird. Befürchten Sie, dass der Versicherungs- und Altersvorsorgemarkt dadurch erheblichen Schaden nehmen wird?

Andrea Boggio: Bei Mediolanum sind wir der Meinung, dass eine Rezession, insbesondere in Deutschland, mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten wird. Die Europäische Zentralbank, EZB, signalisiert eine längere Phase höherer Zinssätze und die Märkte scheinen diese Ansicht voll zu übernehmen. Die Versicherungs- und Rentenmärkte werden davon in irgendeiner Weise betroffen sein – wir haben bereits deutliche Anzeichen einer Verlangsamung gesehen, und das nicht nur in Deutschland. Für den Vorsorgemarkt bin ich etwas positiver gestimmt. Denn dieses Segment soll ja die Probleme im Zusammenhang mit der Tragfähigkeit der gesetzlichen Rentensysteme in ganz Europa lösen.

Umgekehrt wird erwartet, dass die Versicherungsprämien im fondsgebundenen Bereich – diesen deckt Mediolanum ab – einen etwas einschneidenderen Rückgang erleben werden, ähnlich dem, den wir in der Fondsbranche beobachten. Die Sparfähigkeit der Menschen wird in einer Phase der geldpolitischen Straffung ausgehöhlt, und die Auswirkungen sind bereits sichtbar. Dennoch rechne ich nicht mit einer größeren Beeinträchtigung dieses Marktes, auch weil der geldpolitische Straffungszyklus kürzer werden könnte als erwartet.

Nahezu zeitgleich zur Prognose Ihres Kollegen Charles Diebel lieferte der Versicherungsverband GDV eine Prognose ab –  diese las sich allerdings deutlich optimistischer: „Sinkende Inflationsraten geben den Menschen mehr Spielraum für die Altersvorsorge. Profitieren von dieser Entwicklung werden nach Ansicht der befragten Unternehmen vor allem fondsgebundene Lebensversicherungen“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Auch Mediolanum setzt auf die Fondspolice – müssen Sie daher auch den Optimismus von Jörg Asmussen teilen?

Ich teile die Ansicht des Versicherungsverbands GDV, dass die Vorsorge von den sinkenden Inflationsraten profitieren wird. Der Punkt ist jedoch: Der Inflationsrückgang verläuft langsamer als erwartet und die Inflation wurde wieder angeheizt durch die rekordhohen Ölpreise und andere Faktoren, die teilweise mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängen. Infolgedessen haben die Zentralbanken den Beginn eines neuen Zyklus von Zinssenkungen verschoben. Das derzeitige wirtschaftliche Umfeld ist noch nicht ideal, um das Vertrauen zu stärken. Damit das Vertrauen im Hinblick auf Investitionsentscheidungen wieder zunimmt, brauchen wir deutlichere Anzeichen für einen nachhaltigen Rückgang der Inflation.

Die deutschen Lebensversicherer stehen unter einem hohen Kostendruck – sowohl die EU als auch die hiesige Finanzaufsicht Bafin wünscht sich eine bessere Kosten-Nutzen-Relation bei Versicherungsanlageprodukten. Wie positioniert sich Ihr Haus in der Debatte? Müssen die Verwaltungs- und Vertriebskosten auch bei Fondspolicen weiter fallen?

Versicherungsanlageprodukte sind nicht alle gleich. Die Merkmale der verschiedenen Policen sind sehr unterschiedlich. Der allgemeine Trend in der Branche scheint, ähnlich wie in der Investmentfondsbranche, auf eine weitere Kostensenkung hinauszulaufen. Bestimmte Premiumprodukte mit überlegenen Merkmalen sind dagegen höchstwahrscheinlich bereits zu einem fairen Preis erhältlich – Mediolanum International Life fällt in diesen Bereich. Und wir erinnern unsere Kunden stets: Der Bonusmechanismus, der in unsere Policen eingebettet ist, gleicht die Kosten aus, die dem Kunden entstehen – vorausgesetzt die Police wird über einen ausreichenden Zeitraum gehalten. Das ist eine großartige Eigenschaft.

Der Markt für Fondspolicen ist stark umkämpft. Wie wollen Sie sich hier vom Wettbewerb absetzen – über die Rendite, die Flexibilität, die Sicherheit oder mittels anderer Faktoren?

Unser bestes Angebot in Deutschland heißt Life Plan, eine fondsgebundene Versicherung gegen Einmalbeitrag. Sie hebt sich ab vor allem durch ein Merkmal deutlich von der Konkurrenz ab: die Funktion „IIS“, das für Intelligent Investment Strategy steht, bietet sonst niemand an.

Was verbirgt sich dahinter ganz konkret?

IIS ist ein vollautomatisches System und ermöglicht es dem Anleger, das Risikoprofil zu senken und die Renditewahrscheinlichkeit durch einen erweiterten Cost-Average-Mechanismus zu erhöhen. Das Geld der Kunden wird zunächst in einem Geldmarktfonds geparkt und über einen langen Zeitraum schrittweise in die gewählten Zielfonds investiert. Wenn der Markt fällt, vervielfacht das System das Anlagetempo auf das Fünffache und vermeidet so die typischen Fehler, die in der Behavioral Finance gut beschrieben sind. So werden Zukäufe in einem Umfeld getätigt, in dem die Vermögenswerte günstiger bewertet sind. Wenn sich der Markt erholt, verkauft IIS, um die Erlöse zu kassieren. Das passiert, wenn die Gewinne 10 oder 20 Prozent erreichen – je nachdem, welchen Schwellenwert der Kunde gewählt hat. Das Geld fließt dann in die Geldmarktfonds zurück und kann wieder angelegt werden. Dieser Ansatz macht es dem Anleger leichter, in die Aktienmärkte zu investieren, schließlich waren diese in der Vergangenheit langfristig am rentabelsten. Kurzum: IIS macht Life Plan einzigartig und ist ein klares Unterscheidungsmerkmal.

Welche Ziele streben Sie in den nächsten fünf Jahren im deutschen Markt an? Und wie wollen Sie neue Vertriebspartner gewinnen?

Unser Ziel ist, schrittweise an den großen Erfolg in Italien und Spanien anzuknüpfen, wo wir allein im Versicherungsbereich das Vertrauen von mehr als 450.000 Kunden gewinnen konnten. Seit den ersten Monaten des Jahres 2023 nehmen wir neue Vertriebspartner auf und entwickeln gemeinsam mit ihnen die besten Methoden, um unsere Partnerschaften zu einem Erfolg zu machen. Es war nicht sehr schwierig, neue Vertriebspartner zu gewinnen, denn unser Angebot ist sowohl für die Berater als auch für die Endkunden interessant und gut differenziert.

Wir müssen berücksichtigen, dass die Marke Mediolanum in Deutschland noch nicht sehr bekannt ist, so dass es einige Zeit dauern wird, bis wir das Vertrauen der deutschen Investoren gewonnen haben; dennoch hat die Mediolanum-Gruppe mehr als 40 Jahre Erfahrung und ist in der Lage, in jeden entwickelten Markt vorzustoßen. Unter diesem Gesichtspunkt wird ein angemessenes Ziel in fünf Jahren darin bestehen, Mediolanum in Deutschland im Bereich der Versicherungen und Fonds zu einer bekannten und beliebten Marke zu machen.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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