Menschen flanieren am 27. Dezember 2022 durch die Kölner Schildergasse. © picture alliance/dpa | Oliver Berg
  • Von Redaktion
  • 05.01.2023 um 15:40
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Die Versicherungswirtschaft geht in der Debatte um eine neue, staatlich geförderte private Altersvorsorge in die Offensive – „Bürgerrente“ lautet der Name des Konzepts, das eine Arbeitsgruppe des Versicherungsverbands GDV unter Vorsitz von Allianz-Leben-Chefin Katja de la Viña entworfen hat. Das meldet die „Süddeutsche Zeitung“. Pfefferminzia hat in Berlin und Stuttgart nachgefragt.

Eine prominent besetzte Arbeitsgruppe des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV) soll unter dem schillernden Namen „Bürgerrente“ ein Konzept für eine neue, staatlich geförderte private Altersvorsorge erstellt haben. Das berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Mittwochsausgabe (Artikel bezahlpflichtig). Demnach soll das GDV-Präsidium am 19. Januar 2023 über das Papier, das der Zeitung vorliegt, beraten.

„Auf jeden Euro, der in die Bürgerrente eingezahlt wird, kommen jeweils 50 Cent Förderung“, zitiert die SZ aus dem Entwurf. Die Förderung entspreche in etwa der heutigen Zulagenförderung – womit die Autoren wohl die Förderung der Riester-Rente meinen –, sei aber „viel einfacher und damit billiger für den Staat“, wie die Arbeitsgruppe laut SZ betont. Die Einzahlungen sollen steuerfrei sein, für die Leistungen bei der Auszahlung gilt das nicht. Der Vertrieb soll zudem, wie auch schon bei der Riester-Rente, auf Provisionsbasis über Vermittler möglich sein. Zugleich seien aber auch digitale Abschlussmöglichkeiten vorgesehen.

„Bürgerrente“ soll nur noch 80 Prozent der Einzahlungen garantieren

Ein weiterer Unterschied zur Riester-Rente ist, dass die Anbieter im Falle der „Bürgerrente“ nur 80 Prozent der eingezahlten Beiträge garantieren müssen – bei Riester-Produkten sind es bislang 100 Prozent. Mit dem herabgesetzten Garantieniveau solle die Chancen bestehen „attraktive Renditen zu erzielen“, wie es im Papier heißt. Versicherer müssten die Kundenbeiträge im Falle reduzierter Garantien nicht mehr ganz so vorsichtig anlegen.

Weiter sieht das Konzept zur „Bürgerrente“ vor, die förderfähigen Beiträge auf 4 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung zu begrenzen. Die Beitragsbemessungsgrenze liegt 2023 bei 7.300 Euro im Monat (Neue Länder: 7.100 Euro). Der geförderte Höchstbeitrag zur „Bürgerrente“ läge damit bei 292 Euro, dazu käme der staatliche Zuschuss von 146 Euro.

Die Arbeitsgruppe wird dem Bericht zufolge von Katja de la Viña geleitet, Chefin der Allianz Leben. Pfefferminzia fragte sowohl bei der Allianz als auch beim GDV nach – doch am Telefon wollten sich beide Stellen nicht zu dem Konzept äußern. Auch die SZ erhielt nach eigenen Aussagen keine Reaktionen aus Stuttgart und Berlin. Spätestens ab dem 19. Januar dürfte neue Bewegung in die Sache kommen.

kommentare
Michael Schmid
Vor 1 Jahr

Es ist einfach nicht zu glauben, mit welcher Dreistigkeit die LV-Versicherungen u. der GDV wieder einmal Steuermittel einfordern, nachdem sie eindrucksvoll bewiesen haben, daß sämtliche Konstrukte der Altersvorsorge nicht den Versicherten und somit den späteren Rentnern dienen, sondern ausschließlich der Gewinnmaximierung der Gesellschaften. Milliarden an € Steuergeldern wurden verschwendet um die Bilanzen der Gesellschaften aufzuhübschen. Riester, Rürüp, Nahles,Eichel und was noch? Man kommt als Steuerzahler aus dem Staunen nicht heraus. Aber wenn man bedenkt, daß der GDV der mächtigste und finanziell stärkste Lobbyverband ist, dann wundert es nicht, daß es auschließlich um die Gewinne der Gesellschaften geht.
In jeder Krise muß der Staat für die Privatwirtschaft Steuergelder locker machen, nachdem hochbezahlte Manager und Vorstände ihr Geschäftsmodell an die Wand gefahren haben! Es wird sich leider nichts ändern. Die Macht der Konzerne ist einfach zu groß und uns bleiben ein paar Krümel (z.B. Zulagen) , die wir vorher selbst bezahlt haben.

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Michael Schmid
Vor 1 Jahr

Es ist einfach nicht zu glauben, mit welcher Dreistigkeit die LV-Versicherungen u. der GDV wieder einmal Steuermittel einfordern, nachdem sie eindrucksvoll bewiesen haben, daß sämtliche Konstrukte der Altersvorsorge nicht den Versicherten und somit den späteren Rentnern dienen, sondern ausschließlich der Gewinnmaximierung der Gesellschaften. Milliarden an € Steuergeldern wurden verschwendet um die Bilanzen der Gesellschaften aufzuhübschen. Riester, Rürüp, Nahles,Eichel und was noch? Man kommt als Steuerzahler aus dem Staunen nicht heraus. Aber wenn man bedenkt, daß der GDV der mächtigste und finanziell stärkste Lobbyverband ist, dann wundert es nicht, daß es auschließlich um die Gewinne der Gesellschaften geht.
In jeder Krise muß der Staat für die Privatwirtschaft Steuergelder locker machen, nachdem hochbezahlte Manager und Vorstände ihr Geschäftsmodell an die Wand gefahren haben! Es wird sich leider nichts ändern. Die Macht der Konzerne ist einfach zu groß und uns bleiben ein paar Krümel (z.B. Zulagen) , die wir vorher selbst bezahlt haben.

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