Eine junge Frau mit Depressionen: Psychische Erkrankungen sorgten 2021 für viele Fehltage. © picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose
  • Von Juliana Demski
  • 02.03.2022 um 16:49
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Psychische Erkrankungen haben im vergangenen Jahr für so viele Arbeitsausfälle gesorgt wie nie zuvor. Das hat eine Studie der DAK-Gesundheit ergeben. So lag das Niveau um 41 Prozent höher als noch vor zehn Jahren. Frauen trifft es tendenziell häufiger als Männer. Mehr dazu hier.

Der Arbeitsausfall wegen psychischer Erkrankungen erreichte 2021 einen neuen Höchststand, wie eine Studie der DAK-Gesundheit zeigt. Das Niveau lag mit 276 Fehltagen je 100 Versicherten um 41 Prozent über dem von vor zehn Jahren. Ein psychischer Krankschreibungsfall dauerte im vergangenen Jahr durchschnittlich 39,2 Tage – auch dieser Wert war so hoch wie noch nie.

Ein Trend ist geblieben:

Unter weiblichen Erwerbstätigen gibt es seit Jahren mehr psychisch bedingte Fehlzeiten als unter männlichen. Während der Pandemie zeigten sich laut der DAK-Analyse vor allem Frauen ab 55 Jahren betroffen – hier erhöhte sich die Zahl der Fehltage im Vergleich zu 2019 um 14 Prozent, bei den über 60-Jährigen sogar um 20 Prozent.

Ferner entfielen in der oberen Altersgruppe auf 100 Versicherte durchschnittlich 690 Fehltage, wie es in der DAK-Analyse weiter heißt. Zudem seien Frauen von psychischen Erkrankungen auch anders betroffen als Männer, kommentieren die Autoren. So litten sie stärker unter Ängsten, während Männer häufiger wegen Störungen in Folge von Alkoholmissbrauch oder anderem Drogenkonsum krankgeschrieben seien.

Depressionen liegen vorn, Anpassungs- und Angststörungen auf dem Vormarsch

Die meisten Ausfalltage in Sachen Psyche gingen bei beiden Geschlechtern auf das Konto von Depressionen. Hier gab es 2021 mit 108 Fehltagen auf 100 Versicherte gegenüber 2019 jedoch nur einen geringen Anstieg von 2,7 Prozent. Deutlicher zugenommen haben die Fehlzeiten aufgrund von Anpassungsstörungen: Die Zahl der Fehltage wegen dieser Diagnose stieg seit 2019 um fast ein Sechstel – auf 69 Fehltage je 100 Versicherte.

Und auch Angststörungen nahmen unter Corona überdurchschnittlich stark zu; sie verursachten im vergangenen Jahr 21 Ausfalltage je 100 Versicherte – 77 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.

Beschäftigte im Gesundheitswesen besonders gefährdet

Eine weitere Erkenntnis aus der Analyse: Beschäftigte im Gesundheitswesen fehlten 2021 deutlich häufiger wegen psychischer Erkrankungen als anderswo Beschäftigte – etwa im Einzelhandel oder in Banken. Insgesamt entfielen im vergangenen Jahr im Gesundheitswesen auf 100 Versicherte 397 Fehltage; also rund 44 Prozent mehr als im Durchschnitt aller untersuchten Branchen.

Das sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm zu den Studienergebnissen:

„Unser Report zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie leiden.“ Zudem fänden die Betroffenen aktuell auch schwerer wieder in ihren Berufsalltag zurück. Das habe viel mit den besonderen Arbeitsbedingungen unter Corona zu tun, aber auch mit Stigmatisierung, so Storm. Die Menschen würden in der Familie und der Arztpraxis mittlerweile offener über Depressionen oder Ängste sprechen.

„Aber in vielen Firmen sind psychische Probleme weiter ein Tabu“, betont der DAK-Vorstandsvorsitzende. Sein Appell: „Arbeitgeber müssen Stress und mögliche Belastungen mehr in den Fokus rücken.“

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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