Die Altersvorsorge soll durch ein kapitalgedecktes System sicherer werden. © picture alliance / SvenSimon | FrankHoermann/SVEN SIMON
  • Von Manila Klafack
  • 18.08.2022 um 17:05
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Der kapitalgedeckten Altersversorgung in Deutschland neues Leben einhauchen und den Beitragserhalt in der Riester-Rente kippen – das empfiehlt der wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums. Die Vorschläge brächten „wieder Schwung in die Rentendebatte“, urteilte der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) – zugleich vermisst der Verband Konkretes zur Riester-Reform.

Die Riester-Rente soll von grund auf reformiert werden – ohne Beitragsgarantie und mit Pflichtbeitrag. Zudem soll Riester zu einer kapitalgedeckten Altersvorsorge weiter entwickelt werden. Dazu rät der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesfinanzministerium. Das unabhängige Gremium, dem 32 Ökonomen angehören, hat am Mittwoch seine Empfehlungen vorgelegt. Ziel sei es, die kapitalgedeckte Altersversorgung hierzulande zu stärken und die sozialen Alterssicherungssysteme zukunftssicherer zu gestalten.

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Die Stellungnahme des Beirats trägt den Titel „Kapitalgedeckte Rente: Ein neuer Anlauf“ – und der macht bereits deutlich, dass die Wissenschaftler künftig nicht mehr nur auf die gesetzliche Rente setzen wollen: „Die Politik der doppelten Haltelinie dürfte sich daher auf Dauer nicht durchhalten lassen“, heißt es in dem 25-seitigen Papier.

Stattdessen sprechen sich die Autoren dafür aus, den Vermögensaufbau über den Kapitalmarkt zu stärken. Dies könne die Sicherung der sozialen Alterssicherungssysteme erheblich erleichtern, wie es heißt. Speziell zur Riester-Rente stellen die Wissenschaftler klar: „Es gibt gute Gründe, das gegenwärtige System der freiwilligen Riester-Rente zu reformieren und in Richtung eines verpflichtenden Beitrags zu einem kapitalgedeckten System zu entwickeln.“

Riester-Rente soll künftig in „ein breit gestreutes Anlageprodukt“ aufgehen

So hätte das bisherige Fehlen einer verpflichtenden Teilnahme bei der Riester-Rente dazu geführt, dass weniger als die Hälfte der in Frage kommenden Anleger tatsächlich einen Vertrag abgeschlossen hätten, wie die Forscher monieren. Zugleich soll aber garantiert werden, dass die veranlagten Riester-Mittel nach den Grundsätzen und Erkenntnissen der modernen Portfoliotheorie investiert werden. Der Staat könne dazu „ein breit gestreutes Anlageprodukt anbieten“, so der Vorschlag.

Dadurch wollen sich die Autoren vor der Kritik wappnen, wonach man Anleger „nicht in einen Vertrag zwängen solle, der am Ende eine deutlich schlechtere Entwicklung als alternative Anlageprodukte aufweist, in die Anleger freiwillig investieren könnten“.

Warum die Autoren eine harte Garantie in der Riester-Rente für schädlich halten, erklären sie ebenfalls: So weise die Beitragsgarantie gleich „mehrere gravierende Nachteile auf“ – der größte Nachteil sei, dass eine Beitragsgarantie Investitionen in renditeträchtige Anlageklassen deutlich erschwere und damit gerade in Zeiten anhaltender Niedrigzinsen Renditechancen auslasse.

BVK wünscht sich konkretere Riester-Reformschritte

Aus Sicht des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) bleiben indes bei den Riester-Reformabsichten auch weiterhin viele Fragen offen: So teilte der Verband am Donnerstag mit, dass man zwar den vorgeschlagenen Bestandsschutz für Riester-Sparer begrüße, zugleich aber konkrete Vorschläge vermisse, wie die bewährte Riester-Rente reformiert werden könne. Hierzu hatte der BVK nach eigenen Angaben bereits konkrete Vorschläge unterbreitet.

Immerhin begrüßt es der BVK aber, dass mit der nun vorliegenden Stellungnahme „wieder Schwung in die Rentendebatte“ komme. Einer schuldenfinanzierten staatlichen Förderung über einen staatlichen Fonds stehe der Verband jedoch kritisch gegenüber.

Die wichtigsten Empfehlungen des BMF-Beirat im Wortlaut finden Sie nachfolgend im Überblick:

  • Der Aufbau einer kapitalgedeckten Altersversorgung kann dazu beitragen, die sozialen Alterssicherungssystem zukunftssicherer zu gestalten.
  • Die freiwillige Riester-Rente sollte in Richtung eines kapitalgedeckten Systems mit verpflichtendem Beitrag reformiert werden.
  • Der Staat könnte ein breit gestreutes Anlageprodukt anbieten, das in seinen Anlagen den Grundsätzen der modernen Portfoliotheorie folgt.
  • Es sollte dabei die Möglichkeit des Opt-out in eine begrenzte Zahl von zertifizierten, ähnlich breit gestreuten Anlageprodukten geben, die transparent ihre Gebühren ausweisen.
  • Es sei zu prüfen, ob das kapitalgedeckte System durch eine mit den Fiskalregeln kompatible öffentliche Schuldenfinanzierung ausgebaut werden sollte.
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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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