Ein Busfahrer bei der Arbeit: Die Grundfähigkeitsversicherung zielt immer mehr auch auf berufsspezifische Leistungsauslöser ab, wie zum Beispiel das LKW-Fahren. © picture alliance/dpa | Marcus Brandt
  • Von Lorenz Klein
  • 09.05.2022 um 12:14
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Sehen, Hören, Sprechen – LKW-Fahren. Die Grundfähigkeitsversicherung deckt zunehmend auch berufsspezifische Merkmale ab. Maklern soll das die Zielgruppenansprache erleichtern.

So erhält ein Handwerker einen BU-Anspruch in der Regel bereits dann, wenn er seinen Beruf zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausüben kann – aus welchen Gründen auch immer. Hätte der gleiche Handwerker hingegen eine GFV abgeschlossen, würde er unter Umständen leer ausgehen, sofern seine Knie noch so einigermaßen mitmachten. Trotzdem ist man zum Beispiel beim Versicherer Alte Leipziger von dieser, nun ja, BUisierung der GFV überzeugt, ohne das so auszudrücken: „Zielgruppenkonzepte helfen, die für einen bestimmen Beruf wichtigen Grundfähigkeiten auszuwählen“, sagt Jürgen Bierbaum, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Alten Leipziger Lebensversicherung.

Nicht jeder Baustein bietet einen Mehrwert

Neben den beruflichen Fähigkeiten sind nach Bierbaums Dafürhalten jedoch auch persönliche Fähigkeiten schützenswert. Daher setzt die Alte Leipziger neben „umfangreichen Zielgruppenkonzepten“ auf Versicherungsschutz mit Baustein-Logik – „individuell und modular“ zusammenstellbar, wie es heißt. Zu den Bausteinen zählen etwa „Autofahren“ oder auch „Psyche“. Wer es hingegen einfacher haben wolle, wählt eines der „vorgefertigten Komfort-Konzepte, die die wichtigsten alltäglichen Fähigkeiten absichern“, wie Bierbaum sagt.

Marktanalyst Michael Franke sieht beim modularen Aufbau vieler GFV-Produkte hingegen auch Risiken. Zwar könne dies für den Kunden „vorteilhaft sein, da so eine individuelle Absicherung möglich ist. Die Beratung wird dadurch aber immer komplexer“, so Franke, „denn nicht jeder Baustein bietet einen wirklichen Mehrwert für Kunden – und auch nicht alle Bausteine sind preislich attraktiv“. Vielmehr brächten einige der Produkt-Merkmale die GFV „preislich schon in den Bereich der BU“, findet der Experte. Hier seien Vermittler gefragt, „die beste Produktgestaltung zu finden“.

Oft Nachholbedarf bei der Beratung

Vor einer Überforderung der Maklerschaft warnt Lisa Wlassa – sie findet, dass es nach wie vor daran fehle, „dem Makler klare Wege aufzuzeigen, wie eine Beratung im Bereich Arbeitskraftabsicherung heute aussehen sollte“. Auch aus haftungstechnischen Gründen sollte allerdings klar sein, so Wlassa, dass eine GFV eigentlich mit angeboten werden müsste – speziell bei den in der BU hochpreisigen Berufsgruppen. „Alles in allem glauben wir aber trotzdem, dass das Standing im Vertrieb immer besser wird. Das beobachten wir auch durch vermehrte Anfragen im Bereich GFV.“

Dies deckt sich auch mit den Geschäftserwartungen der Branche: „Als wesentliche Wachstumstreiber sehen die Lebensversicherer die Fondspolicen sowie Berufsunfähigkeits- und Grundfähigkeitsversicherungen“, teilte die Rating-Agentur Assekurata auf Basis ihres Jahresausblicks für 2022 mit. „Da der Absatz von Berufsunfähigkeitsversicherungen seit Jahren stagniert, ruhen die Hoffnungen der Versicherer verständlicherweise auf der Grundfähigkeitsversicherung“, meint Experte Michael Franke. Lisa Wlassa von der Vema gibt allerdings zu bedenken, „dass die Makler noch eine gewisse Zeit benötigen, um in breiter Front warm mit dem Produkt zu werden. Nach wie vor wird zuerst an die BU gedacht und dann erst an die GFV. Bis die GFV für manche Berufe der neue ,Königsweg‘ wird, vergeht sicher noch eine gewisse Zeit.“

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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