Finanzwissenschaftler Claus Kriebel © Claus Kriebel
  • Von Oliver Lepold
  • 01.12.2020 um 07:44
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Berufsständische Versorgungswerke bieten eine von der gesetzlichen Rente unabhängige Altersvorsorge. Diese ist zunehmend unzureichend, meint „Geldprofessor“ Claus Kriebel. Im Interview mit Pfefferminzia erklärt der Finanzanalytiker, wie Makler mit den richtigen Beratungsansätzen bei Kammerberufen punkten können.

Wie sollten sich Makler aufstellen, wenn sie Kammerberufe beraten möchten? 

Sie sollten sich spezialisieren und mit dem richtigen Know-how aufklären. Kammerberufler wissen oft nicht, dass es längst nicht mehr zutreffend ist, dass ihre Rente kapitalgedeckt ist. Die meisten Versorgungswerke haben nennenswerte Umlageanteile, das Versorgungswerk der Ärzte in Baden-Württemberg zum Beispiel zu etwa 70 Prozent. Die Kapitaldeckungsanteile sind zudem nicht individuell gestaltet, sondern den Versicherten wird ein Anteil über ein altersabhängiges Punkteverfahren zugewiesen. Ältere werden dabei begünstigt, Jüngere benachteiligt. Dies legen Gremien fest, die typischerweise von älteren Menschen besetzt sind. Sie entscheiden über die eigenen Renten, das ist ein klarer Interessenkonflikt. 

Also fast wie in der gesetzlichen Rente? 

Schlimmer, denn anders als bei der GRV berücksichtigen Versorgungswerke auch zukünftige Eingänge im Umlageverfahren! Das kann gewaltig danebengehen. Ich bin zwar kein anerkannter Seher, aber eine rot-rot-grüne Regierung wird den Zugang in die Kammerberufe sicherlich erschweren. Es gibt bereits Parteitagsbeschlüsse, dass junge Ärzte nicht mehr zu Einzahlungen ins Versorgungwerk verpflichtet werden sollten. Dieses System steht und fällt daher mit dem Begriff der Freiberuflichkeit. Wenn der Staat hier eingreift, was bereits über eine einfache Verordnung möglich ist, werden die Renten zwangsläufig zweistellig sinken. Dieses Damoklesschwert hängt über allen Versorgungswerken. 

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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