Volkswirte Gunther Schnabl (links) und Sven Ebert, Flossbach von Storch Research Institute: „Bankeinlagen in Höhe von fast 4.000 Milliarden Euro“ © Flossbach von Storch Research Institute
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  • 14.11.2024 um 14:34
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Nachdem die Ampel-Koalition zerbrach, liegen auch alle Reformen zur Altersvorsorge auf Eis. Ein harter Rückschlag für das Anlageland Deutschland, finden die Volkswirte Sven Ebert und Gunther Schnabl vom Flossbach von Storch Research Institute. In ihrem Gastbeitrag schildern sie, wo Deutschland auf seinem Weg zur Aktienkultur steht und was es von Kanada lernen kann.

Deutsche Altersvorsorge in der Krise

Die Altersvorsorge in Deutschland steht vor einem Scherbenhaufen. Die gesetzliche Rentenversicherung überlebt nur mit milliardenschweren staatlichen Zuschüssen. Die private Altersvorsorge ist noch stark auf Bankeinlagen in Höhe von fast 4.000 Milliarden Euro fixiert. Konnte man bis in die 1990er Jahre mit längerfristigen Sparverträgen inflationsbereinigt noch ohne Risiko noch positive Renditen erzielen, ist das heute nicht mehr der Fall.

Gleichzeitig steht die staatlich geförderte Riester-Rente in der Kritik. „Die Riesterrente ist ein Desaster“, ist bei T-Online zu lesen. Zu unflexibel, zu teuer, zu bürokratisch. Nach mehr als zwei Jahrzehnten hätten viele Verträge kaum Rendite gebracht. Da das Kapital aufgrund vorgegebener Beitragsgarantien überwiegend in festverzinsliche Anlagen investiert werden musste, waren die Altersersparnisse für die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank verwundbar.

Der ehemalige Finanzminister Christian Lindner hatte deshalb ein Altersvorsorgedepot vorgeschlagen, bei dem Sparer in Aktien, Fonds oder ETFs anlegen können. Bis zu 3.000 Euro pro Jahr sollten die staatlichen Zulagen beziehungsweise Steuervorteile betragen. Die Erträge wären zunächst unversteuert geblieben. Erst im Alter wären die Auszahlungen zu versteuern gewesen. Doch aus dem Aufbruch zu einer neuen Anlagekultur wird erst einmal nichts.

Die Unzufriedenheit ist groß

Dabei wäre ein Umlenken dringend nötig. Eine Umfrage des Versicherers HDI zeigt, dass sich in Deutschland 81 Prozent der Rentner unter 70 Jahren im Alter einschränken müssen. 61 Prozent würden rückblickend mehr vorsorgen. Laut dem Sozialverband VdK kann sich fast die Hälfte der über 50-Jährigen in Deutschland vorstellen, neben der Rente weiterzuarbeiten. Jeder dritte gibt als einen Grund an, dass die Rente nicht reicht.

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Laut IWG Institut für Wirtschaft & Gesellschaft ist in Deutschland die kapitalmarktbasierte und kapitalgedeckte Altersvorsorge im europäischen Vergleich schwach entwickelt. Bei den Kriterien „Erfahrungen mit kapitalgedeckten Vorsorgesystemen“, „Vertrauen in öffentliche, kollektive und private Anbieter“, „Risikobereitschaft für Kapitalschwankungen/-verluste“ sowie „Information & Bildung der Bevölkerung im Hinblick auf Vorsorge“ liegt Deutschland auf den hinteren Plätzen.

Der frühere italienische Ministerpräsident Enrico Letta hat im Auftrag der EU festgestellt, dass der überwiegende Teil der Ersparnisse in Europa noch in Bankeinlagen und Bargeld „angelegt“ ist. Deutschland befindet sich damit bei Kapitalmarktanlagen im hinteren Teil eines global rückschrittigen Kontinents. Was können wir von anderen Ländern lernen?

Lernen von Kanada

Kanada hat seit Beginn der 1990er Jahre über rund 25 Jahre hinweg eine neue Anlagekultur geschaffen. Das gesetzliche Umlagesystem wurde durch eine kapitalgedeckte Komponente aufgestockt. Der Anteil der Aktien an dem gebildeten Kapitalstock wurde von 7 Prozent im Jahr 2000 auf rund 50 Prozent im Jahr 2014 erhöht. Seither ist er konstant.

Zudem wurden Anreize geschaffen, privat (in Form des Registered Retirement Savings Plan) oder im Betrieb (in Form des Registered Pension Plan) in Aktien zu investieren: Zwischen 1990 und 2014 stiegen die für die Altersvorsorge vorgesehenen Ersparnisse von zirka 350 Milliarden Euro auf über 2.200 Milliarden Euro, wobei der Anteil von Aktien gestiegen ist.

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