Landgericht Halle: Streit wegen unterversichertem Haus © picture alliance/dpa | Heiko Rebsch
  • Von Andreas Harms
  • 05.02.2024 um 10:51
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:35 Min

In Halle standen sich ein Versicherungskunde und ein Versicherungsvertreter vor Gericht gegenüber. Den Ausschlag für das Urteil gab die lückenhafte Dokumentation der einstigen Beratung. Ein Beispiel, das sich ohne weiteres auch auf Versicherungsmakler übertragen lässt, meint man bei der Rechtsanwaltskanzlei Michaelis.

Knackpunkt ist die offenbar unvollständige Dokumentation des Beratungsgesprächs. Laut Urteil fehlen der tatsächlich beratene Versicherungswert und die Empfehlung, die der Vermittler angeblich gegeben hatte. Und überhaupt werde die Dokumentation auch insgesamt einer Beratung für eine Gebäudeversicherung und dem zu versichernden Wert nicht gerecht.

Stattdessen tauchen einige Vermerke auf, die bei den Richtern offenbar Zweifel an der Version des Vertreters weckten. So steht zwar an einer Stelle: „Kundenwunsch zum Wert von 200.000 EUR absichern“.

In der Rubrik „Gibt es abweichende Kundenwünsche zu den empfohlenen Versicherungen?“ steht allerdings „nein“. Und in der Rubrik „Nicht vom Kunden gewünschte Versicherungen/Absicherungen“ ist eingetragen: „Es bestehen keine abweichenden Kundenwünsche zu den vom Vermittler empfohlenen Versicherungen/zur empfohlenen Absicherungen.“

Daraus folgern die Richter, dass es keine Beratung zum Versicherungswert gab, und schon gar nicht zu einem Versicherungswert von mehr als 500.000 Euro. Schließlich habe es ausdrücklich „keinen abweichenden Kundenwunsch“ gegeben.

Und schließlich wollte das Gericht wissen, warum der Vertreter das von ihm Behauptete nicht wenigstens im Freitext aufgeschrieben hat. Er habe sich immer viele Randnotizen gemacht, antwortete der darauf, also sicher auch hier. Allerdings seien die Notizen verloren gegangen, als er die Akten umgestellt hatte. Aufschlussreiche weitere Unterlagen konnte er laut Urteil nicht vorlegen.

Was die Kanzlei Michaelis sagt:

Auch wenn es sich hier um einen Versicherungsvertreter handelt, lässt sich der Fall offenbar ohne weiteres auf Versicherungsmakler übertragen. „Immer häufiger finden Streitigkeiten über die richtige Versicherungssumme, sei es gegen den Versicherer oder aber gegen den Makler, den Weg vor die Gerichte“, kommentiert der Fachanwalt für Versicherungsrecht, Fabian Kosch von der Kanzlei Michaelis.

Ihm zufolge lassen sich folgende Lehren aus dem Urteil ziehen: „Es mag sein, dass es wirklich der Kundenwunsch war, das Gebäude nur zu einem Zeitwert von 200.000 Euro abzusichern. Gleichwohl lehrt diese Entscheidung, dass dies auch mit ‚zwei weiteren Sätzen‘ zum Bedarf, hier der richtigen VS, zu dokumentieren ist. Gerade eine gewünschte Herabsetzung der Versicherungssumme zur Prämienersparnis muss (zwingend) dokumentiert werden. Auch ist ein Hinweis auf die Folgen einer Unterversicherung aufzunehmen.“

autorAutor
Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare
Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 3 Monaten

Da möchte ich mal die Berechnungen und Beratungsprotokolle sehen, u. a., bei geförderten Produkten in BAV etc. wie man Vorsorge im Alter SCHAFFT bei 2% Versicherkosten, 2% Fondskosten, 3% Garantiekosten, Inflation und evtl. noch Steuern.
Wer korrekt berät müsste deutlich machen, dass seit mindestens 15 Jahren keine Rendite erzielt wurde. Keinerlei Angst, vor allem bei Maklern-die voll und unbegrenzt haften, von Storno ab Beginn??? Damokles lässt Grüßen. Das dann noch die Innovation für 9% Rendite negiert wird, ist das typische “Warten auf Godo.t.” Egal wer das alles für GUT befindet, die Kunden-Bürger haben derzeit nur Schwarze Peter in der Hand

Hinterlasse eine Antwort

kommentare
Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 3 Monaten

Da möchte ich mal die Berechnungen und Beratungsprotokolle sehen, u. a., bei geförderten Produkten in BAV etc. wie man Vorsorge im Alter SCHAFFT bei 2% Versicherkosten, 2% Fondskosten, 3% Garantiekosten, Inflation und evtl. noch Steuern.
Wer korrekt berät müsste deutlich machen, dass seit mindestens 15 Jahren keine Rendite erzielt wurde. Keinerlei Angst, vor allem bei Maklern-die voll und unbegrenzt haften, von Storno ab Beginn??? Damokles lässt Grüßen. Das dann noch die Innovation für 9% Rendite negiert wird, ist das typische “Warten auf Godo.t.” Egal wer das alles für GUT befindet, die Kunden-Bürger haben derzeit nur Schwarze Peter in der Hand

Hinterlasse eine Antwort