Raphael Servos ist Mitbegründer des Hamburger Beratungsunternehmens DBRS. © R. Servos
  • Von Manila Klafack
  • 17.05.2021 um 11:21
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Von der Informationsphase bis zum Abschluss einer Versicherung wechseln Kunden heute zunehmend zwischen digitalen und analogen Kanälen hin und her. Wie Versicherer und Makler sich in dieser Welt positionieren können, erzählt Strategieberater Raphael Servos, Mitbegründer des jungen Hamburger Beratungsunternehmens DBRS.

Wo liegt der Unterschied zu intuitiven Versicherungslösungen?

Dort liegt der Fokus insbesondere auf der Benutzerfreundlichkeit – oder auch Usability – sowie bei der Produktpräsentation und -verfügbarkeit. Ein Versicherungsprodukt ist nicht das Papier oder die Deckungszusage. Es geht um immaterielle Vertrauensgüter. Hier müssen wir es den Kunden weiter leichter machen, diese zu konsumieren.

Dazu gehören verständliche Versicherungsbedingungen, da diese den Kern bilden. Davor steht jedoch der digitale Verkaufsprozess ohne Schnörkel. Wir fragen nicht nach dem dritten Vornamen oder den Hobbys der Katze. Wir fragen ab, was wir wirklich brauchen, und wir fragen so, dass der zukünftige Kunde keine falsche Antwort geben kann und auch nicht ins Steuerbüro gehen muss, um die exakten Umsätze der letzten drei Jahre zu erfragen. Wir müssen also weiterhin daran arbeiten, die richtigen Fragen richtig zu formulieren. Im Klartext: Wir erschaffen einfach zu konsumierende und schnell verfügbare Produkte – optimalerweise so, dass man sich beim Kauf wohlfühlt.

Durch die Digitalisierung verändert sich viel, auch in der Versicherungswelt. Welches Zukunftsszenario sehen Sie für die Branche kurzfristig?

Kurzfristig sind Vermittler gefragt, denen es gelingt, sich den schnellen und umfangreichen Veränderungen zu stellen und sich von der permanent steigenden Arbeitslast zu befreien. Damit schaffen sie wieder Zeit für ihre Kunden. Im Markt sind bereits eine Vielzahl von Tools und Systemen vorhanden, die dem Vermittler diese Arbeit abnehmen. Die Versicherer haben bereits grundlegende Auf- und Ausbauarbeiten im Rahmen der Digitalisierung geleistet. Hier gilt es, die Geschwindigkeit aufrecht zu erhalten. Nun ist es angeraten, den Fokus auf  Maßnahmen zur Kundenbindung und Absatzsteigerung zu lenken. Konsolidierung und Optimierung ist aktuell Vorrang zu geben. Künftig müssen sie sich dann verstärkt innovativeren Aufgaben stellen.

Der Vermittlermarkt wird weiter konsolidieren. Bestandsverschiebungen werden mit Hilfe innovativer Technologie immer weiter beschleunigt und große Bestände in Systemen aggregiert. Kunden werden weiter mit Assistenzsystemen und einfach zu handhabenden digitalen Tools und Services konditioniert.

Wie sieht es mittelfristig aus?

Da haben die drei Punkte Risikoprävention, Einsatz von KI und Big Data das höchste Potenzial. Wir sprechen hier von symbiotisch miteinander verbundenen Softwarelösungen, die den Bedarf aufzeigen, bevor er besteht. Sie erkennen Schäden im Vorfeld und bieten Hilfestellungen an, die Schadensregulierungen auf Kunden- und Risikoträgerseite zu vereinfachen. Dies intuitiv umgesetzt von Software mit Mustererkennung, nahtlosen Online-Prozessen und am besten in Kombination mit einem vertrauten Ansprechpartner.

Der Vermittler hat weiterhin seinen Platz auch im Zukunftsmarkt der Branche – jedoch nur, wenn er die Herausforderung annimmt und sich mit dem Markt entwickelt.

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Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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