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Hilfe beim Waschen, Essen oder der Tagesgestaltung: Pflegende Angehörige wenden im Schnitt 49 Stunden pro Woche für pflegerische Tätigkeiten auf. © picture alliance / photothek | Ute Grabowsky
  • Von Sabine Groth
  • 21.05.2024 um 13:39
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lesedauer Lesedauer: ca. 01:45 Min

Fast jede vierte Person zwischen 18 und 65 Jahren, die einen Angehörigen zu Hause pflegt, hat ihre Arbeitszeit reduziert oder den Job gleich ganz aufgeben. Das zeigt eine Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.

Rund vier der etwa fünf Millionen Pflegedürftigen in Deutschland werden zu Hause gepflegt, meist von Angehörigen. Das zeigen zahlen des Statistischen Bundesamts. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (Wido) hat rund 1.000 erwachsene Hauptpflegepersonen zu ihrer Situation befragen lassen.

Ergebnis: Viele der Befragten kümmern sich nicht nur ein wenig nebenbei um ihre Angehörigen. Im Schnitt gaben sie an, 49 Stunden pro Woche für pflegende Tätigkeiten aufzubringen. In der vorangegangenen Befragung von 2019 waren es 43 Stunden.

Passend dazu hat fast jede vierte Hauptpflegeperson im erwerbsfähigen Alter (18 bis 65 Jahre) ihren Job aufgrund der Pflegetätig reduziert oder ganz aufgegeben. Nur fast die Hälfte (46 Prozent) arbeitet nach wie vor in Vollzeit. Die Aufgabe, Job und Pflege zu vereinbaren, trifft meist Frauen. Sie stellen mit 67 Prozent den Großteil der Hauptpflegepersonen im erwerbsfähigen Alter.

„Die Belastungen, die aus der Pflege- und Betreuungsarbeit entstehen, sind hoch”, sagt Antje Schwinger, Leiterin des Forschungsbereichs Pflege im Wido. „Abzulesen ist dies am wöchentlichen Stundenvolumen sowie am Belastungsscore. Jeder vierte Befragte gibt an, hoch belastet zu sein und die Pflegesituation ,eigentlich gar nicht mehr‘ oder ,nur unter Schwierigkeiten‘ bewältigen zu können.”

Um pflegende Angehörige zu entlasten, hat der Gesetzgeber einige Angebote geschaffen. Sie sind zwar weitgehend bekannt, werden aber kaum genutzt. So haben nur 3 Prozent von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sich bis zu sechs Monate vollständig oder teilweise von der Arbeit freistellen zu lassen. 73 Prozent der Befragten ist das Angebot aber bekannt. Etwas weniger bekannt (55 Prozent) ist die Möglichkeit, in einer akuten Pflegesituation bis zu zehn Tage bei Bezug von Lohnersatzleistungen der Arbeit fernzubleiben. 13 Prozent der erwerbstätigen Befragten haben das genutzt.

290 Euro Zusatzkosten pro Monat

Nicht nur die Unterbringung in einem Pflegeheim erfordert Zuzahlungen, auch die häusliche Pflege bringt Kosten mit sich. 45 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass Kosten für Leistungen etwa für den Pflegedienst oder die Tagespflege entstanden sind, die nicht von der Pflegekasse erstattet wurden. 2019 war dieser Anteil mit 39 Prozent etwas geringer. Im Schnitt lag damals die Eigenleistung bei monatlich rund 200 Euro, jetzt werden 290 Euro zugeschossen. Besonders hoch sind die Zuzahlungen bei der Pflege von Menschen mit Demenz oder einem höheren Pflegegrad.

Mehr als jede zweite Hauptpflegeperson wünscht sich mehr Unterstützung. Aber nur 32 Prozent der Befragten geben an, den Pflegedienst genutzt zu haben, 34 Prozent die Verhinderungspflege und jeweils 8 Prozent die Tages- und Kurzzeitpflege. Allein der Entlastungsbetrag für niedrigschwellige Angebote wird immerhin von jedem Zweiten genutzt.

„Hauptgrund für die Nichtinanspruchnahme von Unterstützungsleistungen durch pflegende Angehörige ist laut Umfrage, dass die zu pflegende Person nicht von Fremden versorgt werden möchte“, erläutert Schwinger und ergänzt: „Fehlende Angebote vor Ort werden dagegen nur von einer Minderheit als Ursache genannt und auch Kostengründe spielen lediglich für rund jeden Fünften eine Rolle.”

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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