Anette Weiß © Geld.wert
  • Von Redaktion
  • 27.04.2016 um 11:43
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Finanzbildung muss in der Schule zur Pflicht werden, fordert Honorarfinanzanlageberaterin Anette Weiß. Denn mit der Bildung in diesem Bereich sei es wie mit dem Rauchen aufhören: Man weiß, dass es besser wäre, es zu tun. Kriegt aber den Hintern nicht hoch.

Motivation Angst

Auch die Erfahrenen interessieren sich nicht für Finanzen – aber sie sind schon mal über den Tisch gezogen worden, haben spekuliert und Geld verloren oder haben sonst schlechte Geldentscheidungen getroffen. Sie haben daraus gelernt, dass nur sie selbst verhindern können, dass ihnen so etwas nie wieder geschieht. Wenn es „von außen“ eine Garantie gäbe, so würden auch sie sofort jede Fachzeitung fallen lassen. Ihre Motivation ist Angst, Trotz und Wut – nicht Begeisterung.

Der reflektierte Anteil unserer Bevölkerung ist nicht interessiert und ist sich auch klar darüber. Dumm nur, dass das ein schlechtes Gewissen macht. Denn genauso, wie sie wissen, dass sie das Thema stinklangweilig finden, so wissen sie auch, dass es doch unglaublich sinnvoll und vernünftig wäre, sich damit zu beschäftigen. Sie wissen es – und bekommen doch den Hintern nicht hoch.

Es ist so ähnlich wie beim Rauchen aufhören:

Jeder Raucher ist sich der Gesundheitsgefährdung bewusst – und doch hat er genug Gründe – ob sinnvoll oder nicht, weiter zu rauchen… Und selbstverständlich habe ich als Raucher ein schlechtes Gewissen, weil ich ja allgemein weiß, dass Rauchen ungesund ist (es wird mir ja oft genug gesagt).

Aber: Es kann ja auch gut gehen. Es gibt genug Alte, die ihr Leben lang geraucht haben und doch einigermaßen gesund sind. Und genug sterben an Lungenkrebs, ohne je geraucht zu haben.

Wenn ich aber jetzt GANZ GENAU wüsste (mir also Finanzwissen aneignen würde), was jede Zigarette mit mir anstellt – und zwar mit mir ganz alleine – was würde ich dann tun müssen? Es geht dann nicht mehr um den Nachbarn, der an Lungenkrebs gestorben ist. Auch nicht um die Statistik, die mir eine 15-jährige Verkürzung der Lebenszeit vorhersagt. Sondern es geht um mich, in meinem ganz persönlichen, individuellen Fall.

Dann hätte ich selbst vor mir selbst keine Ausrede, keine Rechtfertigung und keine Entschuldigung mehr. Ich müsste Konsequenzen ziehen und aufhören. Eigentlich ganz einfach – und doch unendlich schwer.

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