Norman Argubi ist Vorstand der finanz-center AG und Autor des Buchs „33 Geheimnisse, die Ihnen Ihre Bank zum Thema Geldanlage nicht verrät“. © privat
  • Von Redaktion
  • 17.08.2016 um 11:21
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Sind Provisionen nun schädlich für den Kunden, oder nicht? Berater und Verbraucherschützer könnten sich über diese Frage wohl tagelang streiten. Buchautor Norman Argubi findet Provisionen per se nicht schlimm. Ihn stören viel mehr Vertriebsvorgaben, die Bankmitarbeiter von ihren Vorgesetzten regelmäßig bekommen. Denn das Kundeninteresse rückt dabei in den Hintergrund.

Provisionen sind also nicht per se gut oder schlecht. Weder in der Bank noch beim Versicherungsvertrieb oder bei einem unabhängigen Finanzberater. Genauso wenig wie im Gegenzug eine Bezahlung gegen Honorar eine bessere Qualität gewährleistet oder diese Menschen automatisch mit einer höheren Ethik ihrem Beruf nachgehen.

Viel schlimmer als die Bezahlung mittels Provision sind strategische Vorgaben im Vertrieb. Da fährt ein Mitarbeiter der Bank am Montagmorgen seinen PC hoch und sieht zur Begrüßung als erstes Aussagen wie diese: „Guten Morgen, es ist Investmentwoche. Diese Woche ist Ihr Ziel der Abschluss von zwölf neuen Investmentdepots mit unseren neuen Fonds für Europäische Staatsanleihen. Im Anschluss senden wir Ihnen eine Kurzübersicht und einen Argumentationsleitfaden mit zehn stichhaltigen Vorteilen dieser Anlage.“

Die Aufgabe ist zu erfüllen

Dabei ist es nun für diesen Mitarbeiter egal, ob er viele junge Leute betreut oder hauptsächlich Rentner. Seine Aufgabe hat er in jedem Fall zu erfüllen. Die ganze Dramatik kann man dann eine Woche später erleben, wenn es in der gleichen Bank plötzlich „Bausparwochen“ heißt. Letztendlich bedeutet das für die Kunden, die sich beraten lassen, wie ihre Ersparnisse sinnvoll angelegt werden können, dass es im Grunde eine Glücksfrage ist, wann sie die Filiale betreten. In der einen Woche ist der Fonds die Ideallösung, in der anderen Woche wird es der Bausparvertrag sein. Machen Sie sich aber bitte frei von dem Gedanken, dass die Lösung irgendetwas mit Ihnen zu tun hat.

Wie ist es ansonsten zu erklären, dass sich 2007 und 2008 plötzlich eine Vielzahl von Rentnern, vor allem Kunden der Dresdner Bank und der Hamburger Sparkasse − nach 30 Jahren mit Sparbuch und Bundesschatzbriefen − ganz plötzlich für Zertifikate einer ausländischen Bank interessiert haben und unbedingt bei Lehman Brothers investieren wollten?

Umschichtungen für den Ertrag

Hatte sich tatsächlich plötzlich die Situation der Rentner geändert und deren Risikostruktur? Auch hier waren nicht die Provisionen schuld, die die Bankmitarbeiter bekamen, sondern die Banken selbst, die für sich massive Provisionen ausgehandelt hatten und nun die Vorgaben an die Mitarbeiter weitergaben, jeden – ob er nun geeignet sei oder nicht – für dieses Produkt zu begeistern.

Noch nie zuvor gab es einen Produktverkauf in diesem Ausmaß an Menschen, die nicht einmal den Wunsch nach einer Anlage geäußert hatten, sondern deren bestehende Gelder die Banken, schlicht um Ertrag zu generieren, umgeschichtet hatten. Tausende haben so viel Geld verloren und nur die Wenigsten haben sich gewehrt und zumindest einen Teil davon ersetzt bekommen.

Über das Buch und den Autoren

Norman Argubi ist Vorstand der finanz-center AG, Jahrgang 1966, Volljurist und seit 27 Jahren unabhängiger Finanzberater und Anlageexperte; Finanzwirt und Master of Financial Consulting bbw. Außerdem ist er einer von 35 von der IHK zertifizierten Mental-Coaches.

Bei diesem Text handelt es sich um einen Auszug aus dem Buch „33 Geheimnisse, die Ihnen Ihre Bank zum Thema Geldanlage nicht verrät“ von Norman Argubi. Das Buch erhalten Sie in allen üblichen Online-Shops, in Ihrer Buchhandlung oder direkt beim Autoren unter www.33geheimnisse.de. Nur dort erhalten Sie auch ein handsigniertes Exemplar.

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