Andrea Wehner ist Multi-Asset-Spezialistin bei Standard Life. © Standard Life
  • Von Redaktion
  • 23.11.2020 um 14:00
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Altersvorsorge besteht bei Privatanlegern hierzulande in aller Regel aus einer Mischung von Aktien und Anleihen. Zu Alternativen Investments wie Private Equity, Infrastruktur-Anlagen oder Versicherungsverbriefungen greifen Investoren eher selten. Das ist schade, meint Andrea Wehner, Multi-Asset-Spezialistin bei Standard Life. Denn die Alternative Anlagen können eine wertvolle Beimischung fürs Portfolio sein.

Multi-Asset-Ansätze, die ein breites Investment-Universum haben und nicht nur auf eine Mischung von Aktien und Anleihen angewiesen sind, können vor diesem Hintergrund deshalb ein sinnvoller Baustein in der privaten Altersvorsorge sein.

Welche Rolle sollte Gold in einem diversifizierten Depot spielen?

Aus Investmentsicht ist Gold eine Anlage wie jede andere, das heißt, es gibt Zeiten, in denen es vorteilhaft sein kann, in Gold zu investieren und es gibt Zeiten, in denen es attraktivere Investments gibt. Das gleiche gilt im Übrigen auch für jedes andere Edelmetall oder generell für Rohstoffe, wobei je nach Metall oder Rohstoff die Nachfrage der Industrie und generell die Angebots- und Nachfragesituation gegebenenfalls einen größeren Einfluss auf die Preisentwicklung hat, als dies bei Gold der Fall ist.

In einem inflationären Umfeld kann eine Gold- oder Rohstoffposition im Portfolio durchaus Sinn ergeben, wobei wir gerade in diesem Jahr während des Kurseinbruchs im Frühjahr gesehen haben, dass die diversifizierenden Eigenschaften beispielsweise von Gold nicht immer zum Tragen kommen. In dem erwähnten Zeitraum war die Korrelation von Gold und Aktien positiv.

Einen längerfristigen Trend sehen wir beispielsweise derzeit im Bereich Zukunftsmobilität, also die Transformation hin zur Elektrifizierung von Fahrzeugen und zur Reduzierung der Emissionen. Das lässt die Nachfrage nach hierfür notwendigen Rohstoffen steigen, was sich nicht nur positiv auf die Preise dieser Rohstoffe auswirken sollte, sondern natürlich auch auf die Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind. Ein anderes Beispiel wäre der Bereich  „grüne“ Infrastruktur. Das heißt Anleger sind nicht zwangsläufig darauf angewiesen, direkt in Rohstoffe zu investieren, sondern sie können auch an der Entwicklung des Rohstoffmarktes quasi indirekt über spezifische Aktien partizipieren.

Welche Strategien sind bei Absolute-Return-Fondskonzepten derzeit besonders erfolgversprechend?

Wie bereits erwähnt, halten wir vor dem Hintergrund der aktuellen Marktentwicklung undfundamentalerBewertung die Anlageklassen Aktien und Anleihen und damit einhergehend eine traditionelle Mischung von Aktien und Anleihen auf Sicht der nächsten drei, fünf oder zehn Jahre für wenig attraktiv.

Das heißt jedoch nicht, dass es innerhalb der Aktien- und Anleihemärkte keine Chancen gibt. Auch wenn bereits vor der Pandemie interessante Trends zu beobachten waren, hat Covid-19 einige dieser Trends beschleunigt. In manchen Bereichen ist die Diskrepanz zwischen Gewinnern und Verlierern extrem hoch. Denken Sie beispielsweise an Unternehmen im Bereich E-Sports/Video-Gaming – dieser Sektor entwickelt sich wesentlich besser als der breite Markt oder der Nasdaq-Index. Andere Bereiche sind die bereits erwähnte Zukunftsmobilität, industrielle Automation oder 5G-Technologie.

Auch bei Anleihen gibt es durchaus Bereiche, die – noch – eine attraktive risiko-adjustierte Rendite bieten wie beispielsweise Hochzinsanleihen. Wobei wir in unseren Absolute-Return-Portfolios bereits angefangen haben, Gewinne mitzunehmen und diese Positionen zu reduzieren. In den Absolute-Return-Portfolios sehen wir momentan mehr Potenzial bei sogenannten Relativ-Value-Strategien. Das ist eine Investmentstrategie, die US-Hochzinsanleihen den Anleihen aus Schwellenländern gegenüberstellt – eine Long-Position in US-Hochzinsleihen versus eine Short-Position in Schwellenländeranleihen. Diese Investmentstrategie gibt uns die Möglichkeit, die Bewertungsunterschiede zwischen diesen beiden Märkten auszunutzen.

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