Kay Schaumlöffel, Abteilungsleiter Lebensversicherung und Kapitalanlage, Bafin. © MCC
  • Von Lorenz Klein
  • 20.06.2017 um 12:48
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 04:00 Min

Die niedrigen Zinsen bestimmen zunehmend mit, wie Lebensversicherer ihre Produkte gestalten und vertreiben. In Düsseldorf kamen namhafte Branchenexperten zusammen, um darüber zu diskutieren, wie die Lebensversicherung mit der Zins-Misere umgehen sollte – und ob ein baldiger Zinsanstieg zu einer neuen Krise führen könnte.

Lebensversicherer, die schon sehr lange auf fondsgebundene Policen und die „neue Klassik“ setzten, sollten sich aber ebenfalls nicht zu sicher fühlen. So weist Schaumlöffel darauf hin, dass viele sicherheitsorientierte Kunden mit einer fondsgebundenen Lebensversicherung in Renten -oder Mischfonds investiert seien, die bei einem Zinsanstieg „massive Wertverluste“ erleiden könnten. „Wenn sie den Kunden darüber informieren, dass er mit seinen Anlagen ins Minus gerutscht ist, kann natürlich auch das zu Reaktionen führen“. Zudem gibt der Bafin-Mann zu bedenken, ob die Sicherheitselemente in den neuartigen Policen, wie Derivate oder Rückversicherungslösungen, auch „bei jedem Zinsniveau wirklich funktionieren“ oder womöglich nur im gewohnten Zinsumfeld.

„Ich glaube nicht, dass es so schnell nach oben geht“

Auch Jürgen Michels, Chefvolkswirt der BayernLB, hat in seinem Vortrag eher wenige erfreuliche Botschaften für die Lebensversicherer eingestreut – immerhin stellt er aber fest, dass der „Finanzmarktstress“ an den internationalen Märkten trotz Trump und Brexit eigentlich gar nicht so hoch sei. Zugleich weist der Ökonom aber darauf hin, dass es auch weiterhin „politische Unsicherheit“ geben werde – und weiterhin niedrige Zinsen. „Das wird die Anlagemöglichkeiten für die Versicherungswirtschaft in den kommenden Jahren nicht einfacher gestalten“, konstatiert Michels im Interview mit Versicherungswirtschaft heute. „Einen garantierten Zins von 2 oder 3 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen zu bekommen, wird sehr schwierig.“

Das Risiko eines Zinsanstiegs hält Michels hingegen für überschaubar. „Ich glaube nicht, dass es so schnell nach oben geht.“ So sei das weltweite Schuldenproblem, das 2007/2008 auch Auslöser für die globale Finanzkrise war, nach wie vor da. „Es kann aber sein, dass wir in gewissen Phasen immer mal wieder Anstiege verzeichnen – und davon wären natürlich Unternehmen betroffen, die eine relativ starke Abhängigkeit von Zinsänderungsrisiken haben.“

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort