Kay Schaumlöffel, Abteilungsleiter Lebensversicherung und Kapitalanlage, Bafin. © MCC
  • Von Lorenz Klein
  • 20.06.2017 um 12:48
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 04:00 Min

Die niedrigen Zinsen bestimmen zunehmend mit, wie Lebensversicherer ihre Produkte gestalten und vertreiben. In Düsseldorf kamen namhafte Branchenexperten zusammen, um darüber zu diskutieren, wie die Lebensversicherung mit der Zins-Misere umgehen sollte – und ob ein baldiger Zinsanstieg zu einer neuen Krise führen könnte.

Solange die Staaten nicht begonnen hätten, ihre Schulden nachhaltig abzubauen, werde es den Zentralbanken nicht möglich sein, den Leitzins signifikant anzuheben, fährt Michels fort. Der Ökonom hält es dann auch für wahrscheinlich, dass es „in Richtung verdeckter Vergemeinschaftung von Schulden geht“. Zwar würden Eurobonds „nicht auf der unmittelbaren Tagesordnung stehen“, gleichwohl werde es daneben „eine ganze Reihe von Maßnahmen geben, wo Deutschland auch zunehmend Risiken für andere übernimmt“.

Mischler: Garantiekosten heute rund 3,5 mal höher als 2008

Nach diesem volkswirtschaftlichen Exkurs begibt sich Claus Mischler, Generalbevollmächtigter der Gothaer Lebensversicherung, in seinem Vortrag in die Produktebene. „Welche Garantien kann man heute aus Unternehmenssicht noch darstellen und was hat die Branche aus der Vergangenheit gelernt?“, fragt er die Zuhörer. Dabei geht es ihm um eine Neubewertung von Sicherheit und damit verbunden die Frage, welche Garantien für Kunden in der heutigen Zeit eigentlich noch sinnvoll sind – man könnte auch sagen: noch zu bezahlen sind?

Altersvorsorge wie eine Schmerztablette

So liegen die Garantiekosten laut Mischler heute rund 3,5 mal höher als noch im Jahr 2008. Die Alternative könne nur mehr Risiko bedeuten, findet der Gothaer-Manager – allerdings in einer für den Kunden zumutbaren Dosis. Mischler zieht dazu einen Vergleich mit dem Gesundheitsverhalten der Deutschen heran: Hier seien sie – anders als zumeist noch in der Altersvorsorge der Fall – sehr wohl dazu bereit, überschaubare Risiken einzugehen. Nämlich dann, wenn sie eine Kopfschmerztablette einnehmen, „mit dem Risiko von Nebenwirkungen und der Chance, dass die Schmerzen weggehen“, so Mischler. „Warum sollte der Kunde bei der Geldanlage nicht die gleichen Risiken eingehen?“, fragt er. So sei bei einem Garantieniveau von 70 bis 90 Prozent das zusätzliche Risiko für den Kunden „sehr gering bei gleichzeitig deutlich mehr Renditeaussicht“.

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort