Ein Golfspieler: Mit der richtigen Altersvorsorge können Rentner einen sorgenfreien Ruhestand genießen. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 10.08.2016 um 14:35
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:45 Min

Wie wird sich das Rentensystem in Deutschland in der Zukunft entwickeln? Gibt es in der anhaltenden Niedrigzinsphase überhaupt Produkte, die für die private Altersvorsorge geeignet sind? Im Interview spricht Klaus Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge über die aktuelle Renten- und Altersvorsorgesituation in Deutschland.

Gibt es im Ausland vielversprechende Renten-Modelle, die sich auf Deutschland übertragen ließen?

Man kann nicht einfach ein komplettes Modell aus einem anderen Land auf Deutschland übertragen. Das ist eine rein theoretische Diskussion. Jedes hat für sich genommen Stärken und Schwächen. Daher lassen sich einzelne Elemente übernehmen, zum Beispiel bei der Gestaltung des Rentenübergangs. So lohnt ein Blick nach Skandinavien, wo das Renteneintrittsalter zum Teil an die Entwicklung der Lebenserwartung gekoppelt ist.

Warum bestehen 26 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch unterschiedliche Rentenniveaus in Ost- und Westdeutschland? Wann wird das Vergangenheit sein?

Ganz einfach, weil die Politik noch nicht den Mut gefunden hat, das Rentenrecht zu vereinheitlichen. Aber ich warne vor einfachen Antworten auf diese Frage. Wenn die Rentenwerte in Ost und West vereinheitlicht werden und im gleichen Zuge die Höherwertung der Löhne im Osten eingestellt wird, gibt es auch Verlierer, nämlich die heute Erwerbstätigen in den neuen Ländern. Von dieser Entscheidung profitieren nur die derzeitigen Rentner im Osten. Die Jüngeren, die durch künftig steigende Rentenbeiträge bei gleichzeitig sinkendem Rentenniveau schon ein erhebliches demografisches Päckchen schultern müssen, wären schlechter gestellt. Das sollten alle Politiker den Menschen im Osten sagen, wenn sie die Angleichung fordern.

Hat sich das Bewusstsein junger Menschen für Ihre Altersvorsorge in den vergangenen zehn Jahren nachhaltig verändert? Sorgen heute also mehr Menschen privat vor?

Nein, das glaube ich nicht. Zumindest können wir das aus den Umfragen, die wir regelmäßig erheben, nicht ableiten. Die Niedrigzinsen und die öffentliche Meinung führen derzeit eher zu Attentismus. Viele meinen inzwischen, kapitalgedeckte Altersvorsorge lohne sich nicht mehr.

Ruiniert die anhaltende Niedrigzinsphase die private Altersvorsorge nachhaltig?

Sofern die Altersvorsorge vor allem auf zinstragende Kapitalanlage aufbaut, wie es derzeit in Deutschland der Fall ist, trifft das zu. Es findet eine schleichende Enteignung der Altersvorsorgesparer statt. Daher werden wir auch nicht umhinkommen, für die Altersvorsorge in größerem Umfang Sachwertanlagen mit einzusetzen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Hinterlasse eine Antwort