René Schoenauer, Guidewire Software. © Guidewire Software
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  • 29.03.2022 um 11:56
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Ohne eine koordinierte Anstrengung der Versicherer kann der Klimawandel zu einem inakzeptablen Maß an nicht versicherbaren Risiken führen, davon ist René Schoenauer, Direktor Produktmarketing EMEA beim Software-Anbieter Guidewire, überzeugt. Wenn sie aber vorhandene Daten besser nutzen und in neue Datentypen investieren, lässt sich das Problem lösen, schreibt er in seinem Gastbeitrag.

Es gibt drei Punkte, die Versicherer im Hinblick auf ihre Datenstrategie berücksichtigen sollten, um von fortschrittlichen Methoden zur Risikobewertung zu profitieren:

1) Vorhandene Daten optimal nutzen

Es existieren große Datenmengen, die ein besseres Verständnis der wirtschaftlichen Risiken, die von sekundären Gefahren ausgehen, liefern können. Allerdings wird nur ein sehr kleiner Teil dieser Daten bereits von den Versicherern genutzt. Viele Datensätze sind unzugänglich, unvollständig oder veraltet. In einigen Fällen mangelt es schlicht an Untersuchungen über die Relevanz der Daten zur Schadenprognose.

Die Analyse von Luftbildern, welche die Lage eines Gebäudes oder den Zustand des Dachs dokumentieren, kann zum Beispiel wertvolle Hinweise auf Risiken liefern, die durch Wetterereignisse entstehen könnten. Anbieter von Lösungen zur Geodatenanalyse sammeln in regelmäßigen Intervallen Geodaten und -bilder mit Satelliten oder Flugzeugen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz lassen sich strukturierte Daten extrahieren. Die Integration einer Lösung zur Geodatenanalyse in eine IT-Plattform ermöglicht Versicherern, Risiken profitabel zu berechnen oder im besten Falle sogar zu vermeiden.

2) In neue Datentypen investieren

Im Umgang mit klimabezogenen Risiken wird der Zugang zu Echtzeit- und vorausschauenden Daten für das umfassende Verständnis von sekundären Gefahren entscheidend sein. So können beispielsweise Drohnen- und Satellitenbilder, die den aktuellen Zustand einer Immobilie dokumentieren, durch vorausschauende Indikatoren ergänzt werden.

Für die Bewertung des Risikos kann zum Beispiel von Bedeutung sein, ob das Dach eines Gebäudes von einem professionellen Anbieter gedeckt wurde oder wie oft Strom- und Wasserinstallationen gewartet werden. Die Kombination dieser Erkenntnisse mit traditionellen Überlegungen zur Preisgestaltung kann die Genauigkeit der Risikotarife signifikant verbessern und den Versicherern das Vertrauen geben, Produkte jenseits etablierter Risikomodelle zu entwickeln.

3) End-to-End-Infrastruktur für höhere Agilität

Die IT-Systeme der Versicherer müssen flexibel und cloudbasiert sein, damit sich große Datenmengen möglichst in Echtzeit erfassen und verarbeiten lassen. Smart-Loop-Systeme können helfen, diese Herausforderung zu meistern. Diese Systeme standardisieren die Kernelemente der Datensammlung und -aufbereitung, den Aufbau, die Implementierung und die Pflege von Analysemodellen sowie den Einsatz von Business-Intelligence-Tools. Dadurch lassen sich die Implementierungszeiten neuer Modelle verkürzen. Einer der größten Vorteile für Versicherer, die Klimatrends überwachen, liegt darin, dass diese Systeme die Analysemodelle kontinuierlich testen und mit den neuesten Daten aktualisieren.

In die Zukunft investieren

Der Klimawandel ist ein wichtiges Beispiel für den Stellenwert einer innovativen Datenstrategie für Versicherer. Die Verringerung der Schutzlücke bei Naturkatastrophen ist eine große Herausforderung, aber selbst kleine Verbesserungen können bereits eine große Wirkung erzielen. Nach Angaben von Lloyd’s könnte eine Erhöhung des Versicherungsschutzes um ein Prozent die weltweiten Kosten von klimabedingten Katastrophen für Steuerzahler und Regierungen um 22 Prozent reduzieren. Die Versicherer müssen jetzt handeln und die erforderlichen Investitionen tätigen, um ihren Kunden ausreichenden Schutz bieten zu können.

Über den Autor

René Schoenauer ist Direktor Produktmarketing EMEA beim Software-Anbieter Guidewire.

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