Konzernchefs: Joachim Wenning (links, Munich Re) und Torsten Leue (Talanx) © picture alliance / photothek | Ute Grabowsky / Talanx
  • Von Andreas Harms
  • 12.08.2022 um 13:59
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Die börsennotierten Versicherungskonzerne Munich Re und Talanx haben Zahlen vorgelegt, die unter anderem Einblicke in ihre Kapitalanlagen geben. Wie stark hat sich die Zinswende denn nun wirklich ausgewirkt? Wir haben nachgesehen.

Zufälle gibt’s. Da wühlt man sich durch die Zahlen von vier Versicherern, um deren Kapitalanlagen zu ergründen. Und schon kommen ein paar Tage später mit Munich Re (vielen noch als Münchener Rück bekannt) und Talanx zwei Großkonzerne mit ihren Zwischenabschlüssen um die Ecke. Schließlich müssen sie das, als börsengehandelte Unternehmen, schon klar. Einfach nur den Termin nicht im Blick gehabt.

Kurz zu den Gesamtzahlen der beiden: Munich Re fuhr im ersten Halbjahr einen Beitragszuwachs um 12,0 Prozent und ein Konzernergebnis von 1,4 Milliarden Euro ein, trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage. Macht eine Eigenkapitalrendite von 11,2 Prozent. Talanx erreichte ein Beitragsplus von 17,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, ein Ergebnis von 560 Millionen Euro und eine Eigenkapitalrendite von 11,8 Prozent. Soweit also beide Unternehmen souverän im schwarzen Bereich.

Doch nun speziell zu den Geldanlagen.

Munich Re

Beginnen wir mit der Munich Re, die neben dem namensgebenden Rückversicherungs- auch ein Erstversicherungsgeschäft unter der Marke Ergo betreibt. Laut Zwischenbericht hatten die Münchner Mitte des Jahres 223,3 Milliarden Euro Kapitalanlagen unter ihren Fittichen. Gemessen an der Bilanz sind das 74 Prozent. Denn die Aktiva bringt die interessante Summe von 299.995 Millionen Euro, also eigentlich 300 Milliarden Euro, auf die Waage.

Doch die Kapitalanlagen spiegeln auch das schwache Börsenhalbjahr wider. Denn insgesamt schrumpfte der Bestand um 7,1 Prozent. Und das ist nur der Abschlag laut Bilanz. Bei den Marktwerten weist Munich Re gar einen Rückgang um mehr als 10 Prozent aus. Hauptgrund dafür ist der … ja, nennen wir es wirklich mal so … Crash an den Anleihemärkten. Das alte Spiel: Renditen rauf, Kurse runter. So auch hier.

Aus Reserven werden Lasten

Gepaart mit Verlusten an den Aktienmärkten sorgte das dafür, dass innerhalb von sechs Monaten aus nichtrealisierten Gewinnen nichtrealisierte Verluste wurden. So etwas entsteht, wenn der Börsenkurs von Wertpapieren über oder unter den in der Bilanz verzeichneten Kurs steigt oder rutscht. Ist so ein Verlust voraussichtlich von Dauer, muss man ihn abschreiben, dann entsteht aus einer sogenannten stillen Last ein tatsächlicher Verlust in der Bilanz. Das ist aber eben nicht immer nötig. In diesem Fall saß Munich Re bei seinen „jederzeit veräußerbaren“ Anleihen zum Jahresende noch auf nichtrealisierten Gewinnen von über 8 Milliarden Euro. Daraus wurden nichtrealisierte Verluste von 10,1 Milliarden Euro. Teils sind sie abgeschrieben, teils noch still.

Das und einige weitere Umstände führten dazu, dass die Gesamtrendite der Munich Re von 2,9 Prozent im Vorjahreszeitraum auf nunmehr 1,6 Prozent sank. Fuhr der Konzern in der ersten Hälfte 2021 noch 3,62 Milliarden Euro nur durch seine Geldanlagen ein, sind es jetzt „nur noch“ 1,96 Milliarden Euro.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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