Für einen langfristigen Vermögensaufbau machen Beitragsgarantien kaum noch einen Sinn. © wavebreakmedia_micro/Freepik
  • Von Sabine Groth
  • 02.09.2022 um 12:10
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Die Pflicht zur 100-prozentigen Beitragsgarantie drängt die Riester-Police ins Aus. Bei nicht geförderten Fondspolicen können Versicherer freier agieren und geringere Garantieniveaus anbieten. Aber sind diese überhaupt sinnvoll?

Fondspolicen mit Garantien sind immer noch der Verkaufsschlager unter den Rentenversicherungen. Reine Fondspolicen, die darauf verzichten, Teile der Beiträge im Deckungsstock zu investieren, um Garantien zu leisten, holen jedoch auf. Im vergangenen Jahr kam auf drei verkaufte Hybridprodukte bereits eine reine Fondspolice.

Dieser Trend könnte sich fortsetzen, denn schließlich setzt sich zunehmend das Bewusstsein durch, dass Garantien in Niedrigzinszeiten einfach zu teuer sind. Zumal das Garantieangebot stark an Attraktivität verloren hat. Eine 100-prozentige Beitragsgarantie ist nach dem Absenken des Höchstrechnungszinses auf 0,25 Prozent kaum noch darstellbar, und viele Gesellschaften verzichten mittlerweile darauf, sie überhaupt anzubieten.

Riester-Anbieter auf dem Rückzug

Das zeigt sich auch im Angebot von Riester-Policen, bei denen eine volle Beitragsgarantie weiterhin verpflichtend ist. Die meisten haben ihr Neugeschäft eingeschränkt oder sind gleich ganz ausgestiegen. Und wenn der Gesetzgeber diese geförderte Altersvorsorge nicht bald reformiert, dürften sich auch die letzten aus dem Markt verabschieden.

Stattdessen gibt es jetzt Fondspolicen, die mindestens die Rückzahlung von 90, 80 oder auch 60 Prozent der eingezahlten Beiträge zusichern. Je geringer das Garantieniveau, desto günstiger und desto mehr vom monatlichen Beitrag kann in Fonds und damit an die renditestarken Finanzmärkte fließen. Aber braucht man solche Garantien überhaupt?

Maximal 40 Prozent Verlust als Garantieversprechen

Bei einer 80-prozentigen Beitragsgarantie wird zugesichert, dass der Kunde oder die Kundin von den Beiträgen, die meist über mehrere Jahrzehnte fließen und von denen Monat für Monat in guten und in schlechten Marktphasen Fondsanteile gekauft werden, am Ende maximal 20 Prozent verlieren kann. Bei einer 60-prozentigen Garantie könnte der Verlust trotz langer Laufzeit sogar bis zu 40 Prozent betragen. Die Krux daran: Im Tausch für eine solch überschaubare Zusage verzichtet der Versicherte auf Renditechancen.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit nahe null ist, dass ein breit gestreutes Investment an den Aktienmärkten per regelmäßigem Sparplan in der Verlustzone endet – also sogar eine 100-prozentige Beitragsgarantie für Langfristsparer, etwa für die Altersvorsorge, eigentlich schon überflüssig ist.

Viel wichtiger als solche Garantien ist ein gutes Ablaufmanagement, denn Aktienmärkte schwanken nun einmal, und es kann zum falschen Zeitpunkt nach unten gehen. Damit über die Laufzeit erwirtschaftete Gewinne sich nicht zum Ende völlig in Luft auflösen, sollten rechtzeitig – einige Jahre vor Ende der Laufzeit oder der gewünschten Kapitalentnahme – Gewinne gesichert und das entsprechende Vermögen schrittweise in sicherheitsorientierte Anlagen umgeschichtet werden.

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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