EZB-Direktorin Isabel Schnabel: „Wir müssen handeln“ © picture alliance/dpa | Michael Kappeler
  • Von Andreas Harms
  • 04.05.2022 um 09:55
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Es tut sich was in Frankfurt. Die Währungshüter von der EZB wollen wohl demnächst ernsthaft auf die hohe Inflation reagieren. Direktorin Isabel Schnabel kündigte im „Handelsblatt“ den ersten Zinsschritt an.

Das darf man getrost als starkes Signal verstehen. Im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ (Bezahlschranke) sprach die Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB), Isabel Schnabel, konkret von steigenden Leitzinsen, sogar mit Termin. „Aus heutiger Sicht halte ich eine Zinserhöhung im Juli für möglich“, sagte sie demnach.

Bisher hatte die Zentralbank den Zeitpunkt für die Zinswende offen gelassen. Das letzte Mal hatte sie den Leitzins am 13. Juli 2011 erhöht, damals noch unter dem französischen Chef Jean-Claude Trichet von 1,25 auf 1,50 Prozent. Sein Nachfolger Mario Draghi hatte diesen Schritt aber schon am 3. November, gleich nach Amtsantritt, wieder rückgängig gemacht.

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Weiter berichtet Schnabel im Gespräch, dass sich der Inflationsdruck verbreitert. Sogar die Kerninflation, aus der Energie und Lebensmittel herausgerechnet sind, habe schon auf 3,5 Prozent angezogen. Dass sich aber in Folge dessen Preise in höheren Löhnen niederschlagen und sich beides am Ende hochschaukelt – die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale –, das sieht Schnabel noch nicht. Sie betont aber, dass man auch in die Zukunft schauen wolle und nicht erst reagiere, wenn so eine Spirale schon im Gang ist. So sagt sie: „Es steht außer Zweifel, dass höhere Lohnforderungen kommen werden, wenn die Inflation längere Zeit so hoch bleibt. Wir müssen verhindern, dass sich die hohe Inflation in den Erwartungen festsetzt.“

Und dann kommt ein Satz wie ein Versprechen: „Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln.“ Das Anleihekauf-Corona-Notfallprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) habe man schon im März beendet. Die regulären Anleihekäufe, die ja noch weitergehen, könnten Ende Juni auslaufen.

Auf weitere Prognosen lässt sich Schnabel aber nicht festnageln. Auf die Frage, wie viele Zinsschritte noch kommen könnten, verweist sie darauf, dass man das von Sitzung zu Sitzung je nach Datenlage entscheide.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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