Versicherungsmakler Sven Hennig. © Sven Hennig
  • Von Lorenz Klein
  • 27.06.2017 um 11:20
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 04:05 Min

Ottonova – für viele Makler und Versicherungsmanager kommt der neue digitale Krankenversicherer einem Reizwort gleich. Dass das Münchener Start-Up nicht nur anders, sondern auch besser sein will, als die etablierten Unternehmen der privaten Krankenversicherung (PKV) nervt viele Branchenvertreter gewaltig. Versicherungsmakler und PKV-Experte Sven Hennig hat sich das Geschäftsmodell mal genauer angeschaut.

Apropos raus – auch diesen Fall hat Hennig unter die Lupe genommen: „Tritt während der Versicherungszeit für eine versicherte Person Versicherungspflicht in der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung ein oder entsteht ein Anspruch auf Beihilfe beziehungsweise freie Heilfürsorge im Krankheitsfall, endet für die versicherte Person die Versicherung.“ Im Klartext: Der Kunde wird von Ottonova vor die Tür gesetzt, wenn dieser die Eingangsbedingungen der PKV nicht mehr erfüllt.

Die weitreichende Konsequenz dieser Regelung erläutert Hennig an einem Fall eines fiktiven Ottonova-Kunden: „Irgendwann im Laufe seines Lebens ändern sich seine beruflichen Pläne, Familie oder Beruf führen zu einer Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenkasse. Leider ist unser Kunde krank, chronisch krank sogar und musste/wollte vielleicht gerade deshalb seine Arbeitszeit reduzieren und wurde versicherungspflichtig.“

Keine Umwandlung in Zusatzversicherung möglich

Bei „normalen“ Anbietern kann dann der PKV-Tarif in eine Zusatzversicherung umgewandelt werden, erklärt Hennig – meist für ambulante, stationäre oder zahnärztliche Tarife getrennt oder zusammen. „So sichert sich der Versicherte auch weiterhin hochwertige Leistungen, denn eine neue Versicherung würde er nicht mehr bekommen.“ Allerdings: „Bei Ottonova geht das leider nicht“, stellt Hennig fest, denn es gäbe bei Ottonova gar keine Zusatzversicherungen. „Unser Kunde steht also komplett ohne Versicherungsschutz da und kann den dann anderweitig aus gesundheitlichen Gründen auch nicht mehr abschließen. DAS muss man wissen, VORHER.“ Ähnliche Probleme stellten sich bei der von Ottonova angebotenen Krankentagegeldversicherung.

Anwartschaft, die nichts nützt

Zudem gilt, dass sich der Kunde bei Eintritt von Arbeitslosigkeit oder Berufsunfähigkeit von Ottonova in eine Anwartschaft umstellen lassen könne, das „nützt ihm nur nix“, meint Hennig, „da dann kein Schutz mehr besteht“. Auch eine Weiterführung als ergänzendes Krankengeld zur gesetzlichen Krankenkasse sei leider nicht vorgesehen. Auch hier, „ein absolutes No-Go“, konstatiert der Makler verärgert, „denn wer kann sein Leben garantieren und weiß heute, wie es die kommenden Jahrzehnte aussieht?“, denn gerade die Personen, die sich oftmals mit dem System der PKV beschäftigten, hätten „ein wechselndes Berufsleben“, so Hennig.

Welche Tarife Ottonova bietet, für welche Zielgruppe sich die Tarife eignen und wie es um Leistungen und Kosten bestellt ist, erläutert der Makler hier.

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort