Olivenöl enthält gesunde Fette. © Pixabay
  • Von Joachim Haid
  • 02.08.2019 um 17:15
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Im letzten Teil der sechsteiligen Reihe über Ernährungsmythen widmen wir uns dem Thema Fett. Wie kam es zur Low-Fat-Bewegung? Weshalb explodierte die Adipositas-Epidemie, während der Fettanteil in den Lebensmitteln reduziert wurde? Welche unterschiedlichen Fettarten gibt es? Sollte Fett womöglich gemieden werden oder brauchen wir mehr vom richtigen Fett? Hier erfahren Sie mehr dazu.

Die Low-Fat-Welle

In den sechziger Jahren suchte man in den USA nach einem Grund für die zunehmende Zahl von Herzinfarkten. Als Übeltäter wurde das Nahrungsfett identifiziert. Einer der Auslöser war die Sieben-Länder-Studie des amerikanischen Ernährungswissenschaftlers Ancel Keys (1904 – 2004). Später erkannte man, dass diese manipuliert worden war. Ursprünglich handelte es sich um eine 22-Länder-Studie, aus der sich kein Zusammenhang zwischen Fettkonsum und koronaren Herzkrankheiten herleiten ließ. Keys ließ deshalb einfach nur die Länder übrig, die seine These, dass Fett mit den erhöhten Krankheitsfällen korreliert, bestätigten. Selbst bei diesen Ländern war jedoch nicht untersucht worden, ob nicht auch ein erhöhter Zuckerkonsum vorgelegen hatte.

John Yudkin (1910 – 1995), ein britischer Ernährungswissenschaftler, machte zeitgleich den hohen Zuckerkonsum, insbesondere Fruktose, für die Zunahme der Adipositas-Epidemie verantwortlich. Er konnte sich jedoch mit seinen Argumenten nicht durchsetzen und wurde diskreditiert. Der Zuckerlobby kam die Theorie von Keys deutlich gelegener als die von Yudkin. Selbst die Harvard Universität ließ sich damals verleiten, von der Zuckerlobby finanzierte Studien durchzuführen. Diese sprachen den Zucker frei. Noch heute lautet das Credo der Zuckerindustrie: Es ist egal, was die Menschen essen, so lange Sie mehr Kalorien verbrennen, als sie zu sich nehmen. Diesen Mythos haben wir bereits in einem früheren Beitrag behandelt.

In den USA wurden nun Gesetze erlassen, welche die Lebensmittelindustrie zwangen, den Fettanteil zu reduzieren. Da Fett jedoch ein Geschmacksträger ist, musste eine Alternative gesucht werden. Diese fand man im Zucker. Vor allem im süßeren und billigerem Glukose-Fruktose-Sirup. Dieser wird aus Mais gewonnen. Dessen Anbau wurde in den USA damals mit Agrarsubventionen gefördert. Die so entstandene Low-Fat-Welle schwappte in den siebziger Jahren nach Europa und breitete sich ab den achtziger Jahren deutlich aus. Das alles war so erfolgreich, dass noch heute in den Köpfen der meisten Menschen allein das Wort Fett fast schon Ekel auslöst. Noch immer wird auf Süßigkeiten mit hohem Zuckeranteil geworben, dass diese fettarm seien. Dass ein hoher Zuckerkonsum im menschlichen Stoffwechsel zu vermehrter Fetteinlagerung in die Fettzellen führt, bleibt dabei unbeachtet.

Fett macht nicht fett

Heute wissen wir: John Yudkin hatte Recht. Dass die Menschen häufiger adipös wurden, lag nicht pauschal am Fett. Denn trotz der Verteufelung des Fetts in den vergangenen knapp 60 Jahren wurden Menschen in den Industrieländern übergewichtig und adipös. Weder Fett im Allgemeinen ist pauschal böse noch Cholesterin.

Inzwischen wissen wir sogar, dass nicht einmal das LDL-Cholesterin grundsätzlich schädlich ist, denn es gibt verschiedene Arten von LDL. So wie es auch unterschiedliche Kohlenhydrate gibt, gibt es auch unterschiedliche Fettarten. Fett ist nicht gleich Fett und einige Fette sind sehr wichtig für die Funktion unseres Körpers und dessen Gesunderhaltung.

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Joachim Haid

Joachim Haid ist Gründer des Gesundheitsprogramms PaleoMental®, zudem Gesundheitscoach und Heilpraktiker in Ausbildung.

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