Firmensitz der Alten Leipziger in Oberursel © ALH
  • Von Andreas Harms
  • 21.03.2023 um 16:41
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:45 Min

Auf ihrer Jahres-Pressekonferenz räumt die Alte Leipziger Hallesche (ALH) einigen bestimmten Themen jeweils Zeitfenster von fünf Minuten ein. Vorstandschef Christoph Bohn ist dabei für die Elementarversicherungspflicht zuständig – und wird damit locker vor der geplanten Zeit fertig.

Wenn die Bundesregierung die Hausbesitzer schon dazu verdonnern will, ihre vier Wände auch gegen die Elemente der Natur zu versichern, dann soll sie bitteschön auch ihre eigenen Hausaufgaben machen. So ungefähr lässt es sich umreißen, was die Alte Leipziger Hallesche (ALH) über das immer wieder diskutierte Gebot zur Elementarschutzversicherung denkt.

Zuletzt hatten sich wieder einige Landesfürsten aus den besonders unwettergebeutelten Ländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg für so eine bundesweite Elementarschaden-Pflichtversicherung in die Brust geworfen. Entschieden ist indes noch nichts.

Auf dem Jahres-Pressegespräch bekam nun Vorstandschef Christoph Bohn genau fünf Minuten Zeit, den Standpunkt der ALH zu klären. Auch von seinen Kollegen äußerten sich einige genau fünf Minuten lang zu ebenfalls bestimmten Themen – eine hübsche Idee, die die ALH „Spotlight“ nannte und bei der einige Dinge kurz und bündig sehr schön auf den Punkt kamen.

So auch hier: „Wir sind gegen eine Versicherungspflicht, sofern die Gebäude nicht besser geschützt werden und es strengere Bauvorschriften gibt“, stellt Bohn klar. Damit spielt er insbesondere auf Häuser in Überschwemmungsgebieten an. Es würden sonst Fehlanreize gesetzt, nach dem Motto: Der Staat hilft uns schon irgendwie wieder.

„… nur noch russisches Roulette“

Laut Bohn müsse man die Baurechtsordnung an den Klimawandel anpassen und um spezielle Vorschriften ergänzen. „Es muss klare Bauverbote in exponierten Gebieten geben“, so Bohn. Und es muss die Pflicht geben, schon bei der Baugenehmigung zu beurteilen, wie klimagefährdet die Gebäude sein werden. Wenn das alles nicht gegeben ist, sagt Bohn, habe auch alles andere keinen Sinn. Dann sei das nur noch russisches Roulette.

Aber vor allem: „Die Preise würden dann explodieren.“ Denn alle müssten das große Risiko ja mittragen – und somit mitbezahlen. Und die Risiken nehmen sowieso eher zu als ab.

Bohns Fazit also: Wenn die Regierung die Pflichtversicherung einführt und sonst nichts, „dann droht eine Kostenexplosion in der Gebäudeversicherung“. Und die würde insgesamt die Unzufriedenheit erhöhen.

Über die Hälfte will Elementarschutz nicht

Die ALH selbst ist übrigens schon im vergangenen Sommer mit einem Wohngebäude-Tarif an den Start gegangen, bei dem Kunden den Elementarschutz ausdrücklich abwählen müssen, wenn sie ihn nicht wollen. Allerdings muss Bohn etwas später auf eine Nachfrage hin einräumen, dass 54 Prozent der Kunden diese Opt-out-Option bewusst ziehen – also auf den Elementarschutz verzichten. Das deckt sich wiederum auffallend genau mit einer Zahl, die Bohn zu Beginn seiner fünf Minuten nennt: Bei der ALH sind 46 Prozent der Wohngebäude-Kunden auch gegen Elementarschäden versichert.

Somit ist die Hausmeinung klar – und Christoph Bohn hat dafür keine fünf, sondern gerade mal dreieinhalb Minuten gebraucht.

autorAutor
Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort