Vorstandsvorsitzender der Hanse-Merkur: Eberhard Sautter © Hanse-Merkur
  • Von Lorenz Klein
  • 04.05.2023 um 17:46
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Es war ein anstrengendes, aber erfolgreiches Jahr, bilanzierte Hanse-Merkur-Chef Eberhard Sautter vor Pressevertretern. Und anstrengend dürfte es bleiben: In den Bereichen Tier und Reise will der Versicherer noch stärker werden. Und überhaupt gefallen sich die Hamburger in ihrem Selbstverständnis als ehrgeiziger Innovator.

Auf diesen Meilenstein ist Eberhard Sautter besonders stolz: „Wir sind jetzt endlich auch Eigenkapital-Milliardär“, freute sich der Vorstandsvorsitzende der Hanse-Merkur am Donnerstag vor Pressevertretern über die „für ihn wichtigste Kennzahl“ im Geschäftsjahr 2022. Das Konzern-Eigenkapital des Hamburger Versicherers stieg zum vierten Mal nacheinander um über 100 Millionen Euro. Und das reichte, um nun endlich die von Sautter sehnlichst erwartete Milliarden-Zielmarke zu knacken – 1,059 Milliarden Euro standen Ende 2022 zu Buche. Die Neu-Mitgliedschaft im Club der EK-Milliardäre soll aber kein Selbstzweck sein, wie Sautter versicherte.  

„Wir sind stark in allen Geschäftsfeldern, wir haben einen klaren Blick, wir sind unglaublich innovativ – und jetzt haben wir auch noch eine Basis, die uns erlaubt, noch besser zu wachsen“, fasste Sautter den Nutzen eines dicken Kapitalpolsters zusammen. Und damit wären wir auch schon bei den drei Lieblingsthemen der Hanseaten: Wachstum, Wachstum und nochmals Wachstum.

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Zunächst der Blick in den Rückspiegel: In immerhin drei von vier Geschäftsfeldern konnte das Unternehmen die Beitragseinnahmen teils kräftig steigern. Bei „Reise und Freizeit“ sowie „Schaden und Unfall“ ging es jeweils zweistellig rauf mit plus 45,9 beziehungsweise 10,5 Prozent. Bei „Gesundheit und Pflege“ legten die Einnahmen um 3,7 Prozent zu. Einzig im Geschäftsfeld „Risiko und Altersvorsorge“ rauschten die Beitragseinnahmen um satte 69,2 Prozent in den Keller. Dieser Einbruch resultiert laut Pressemitteilung aus der „strategiekonformen Reduzierung der Einmalbeiträge“ von 1,12 Milliarden Euro auf 217,7 Millionen – ein kreischrotes Minus von 80,5 Prozent. Folglich notierten die Brutto-Beitragseinnahmen der Hanse-Merkur-Gruppe mit 2,6 Milliarden Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 3,3 Milliarden Euro.

Doch Sautter bleibt gelassen: „Wir haben im vergangenen Jahr angekündigt, dass wir das Einmalbeitragsgeschäft 2022 deutlich herunterfahren. Nach drei sehr starken Einmalbeitragsjahren haben wir nun wieder verstärkt auf laufende Beiträge umgestellt, um die Solvenz zu schonen.“ Und in der Tat kletterten die laufenden Beiträge um 7,2 Prozent auf einen neuen Höchststand von 2,4 Milliarden Euro. Zudem bezeichnete es Sautter als erfreulich, dass der konsolidierte Konzernjahresüberschuss nach Steuern mit 98,1 Millionen Euro erneut auf hohem Niveau verbleibe, womit man das geplante Ergebnis von 100 Millionen Euro nahezu erreicht habe.

Ehrgeizige Ziele im Tier- und Reise-Segment

Künftig will die Hanse-Merkur vor allem in den Bereichen Tier und Reise ihre Marktposition deutlich ausbauen: So wolle man in der Tierversicherung der führende Anbieter Deutschlands werden, obwohl der Markt stark umkämpft ist. Rund 50 Anbieter balgen sich in diesem boomenden Segment um Marktanteile – die Hanse steht nach Angaben von Vorstand Holger Ehses auf Platz sieben, in Kürze wolle man auf Platz sechs, besser noch fünf, vorstoßen. Im Reise-Segment peilen die Hamburger sogar die Spitzenposition in Europa an. „Der Reisemarkt in Deutschland ist zurück“, jubelte der Konzernchef.

Auch in der Krankenversicherung stehen die Zeichen auf Wachstum: Bereits im 21. Jahr in Folge habe man mit zuletzt 9.601 Krankenvollversicherten einen marktüberdurchschnittlichen Netto-Zuwachs erzielt – plus 28,3 Prozent standen hier gegenüber Vorjahr zu Buche. Ausrufezeichen im Krankenmarkt wollen die Hamburger nicht zuletzt auf Produktebene setzen: Das im September 2022 eingeführte Früherkennungsprogramm Krebs-Scan bezeichnete Sautter – ein wenig effektheischend – als den „nächsten Big Bang“, den kein anderer privater Krankenversicherer zu bieten habe.

Hintergrund: Aktuell gibt es laut Hanse-Merkur lediglich für weniger als die Hälfte der jährlichen Krebs-Neuerkrankungen gesetzlich unterstützte Angebote zur Früherkennung. Dabei seien die Heilungschancen meist umso besser, je früher der Krebs erkannt werde, wie Sautter betonte. Bislang haben sich gut 5.500 Kunden für den separaten Baustein Krebs-Scan entschieden. Im Kern kombiniert das Produkt einen Bluttest mit modernsten medizinischen bildgebenden Verfahren. Das erklärte Ziel: Eine Vielzahl an Krebsarten frühzeitig zu entdecken – auch solche, für die es keine etablierten Früherkennungsprogramme gibt. Man trage damit dazu bei, die Lücke in der Krebsfrüherkennung zu schließen, wie es hieß. Die Nachfrage sei „überwältigend“, so Vertriebsvorstand Eric Bussert.

Tja, und der HSV…

Als geradezu überwältigend schilderte das Hanse-Management übrigens auch die Zusammenarbeit mit dem Hamburger Sportverein, der aktuell noch um die Rückkehr in die erste Fußballbundesliga bangen muss. Man lebe die Partnerschaft „mit Leidenschaft“, betonte Sautter. „Wir setzen auf den Aufstieg“, sagte der Konzernchef, fügte aber hinzu, dass dies „nicht immer so ganz einfach“ sei. So manch ehrgeiziges Ziel vermag wohl auch eine Hanse-Merkur nicht zu erfüllen.  

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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