©
  • Von Redaktion
  • 02.05.2013 um 14:09
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:25 Min

Mit Tempo und technisch souveränem Spiel haut Bayern das unbesiegbar sagenumwobene Team des FC Barcelona einfach so weg. Bayern ist diese Saison nicht zu stoppen.

Von Peter Ehlers, Herausgeber Pfefferminzia

4:0 Hinspiel und dann 3:0 das Rückspiel. Das ist eindeutig. Und klingt eher nach einem Bundesliga-Ergebnis, wo Bayern gegen eine durchschnittliche Mannschaft wie Hannover 96 spielt. Es war aber nicht Hannover, die ewig Mittelmäßigen, sondern es war Barcelona im Champions-League-Halbfinale. Noch vor zwei Jahren schlug Barcelona Manchester United im Champions League Finale mit 3:1. ManU wirkte da komplett hilflos. Das 3:1 war ein milder Ausdruck der absoluten Überlegenheit. Bayern drückt seine Überlegenheit deutlicher aus.

Bayern kommt und rammt dieses filigrane Ballkünstler-Team mal eben so in den Boden. Ok, man muss da sicher kurz relativieren: Messi ist der weltbeste Fußballer – zumindest offiziell. Wenn so ein Mann fehlt, sind das schon mal einige Prozent weniger Leistungskraft. Das sich so was auswirkt, ist klar. Nur bleibt Fußball ein Mannschaftssport und es stehen immerhin neben dem Torwart zehn Feldspieler auf dem Platz – plus einer meist sehr gut bestückten Ersatzbank.

Grobtechnische Ball-nach-vorn-Drescher

Barcelona war ja gerade deshalb die Revolution des Fußballs, weil sie in jeder Position Spieler haben, die alles mit dem Ball können und sich damit gerade von deutschen Teams stark absetzen, die wie Schmelzer von Dortmund eher mal grobtechnische Ball-nach-vorn-Drescher haben.

Diese filigrane Spiel-Art hat man auch gegen Bayern erkennen können:  So überlegen Bayern auch war, wenn es räumlich wirklich eng wurde, war Barça besser, konnte sich locker befreien. Selbst Alaba, Schweinsteiger und Ribéry konnten da nicht mithalten. Genützt hat es Barça nur nichts, weil das Team nicht schnell genug aus solchen Situationen auf Angriff umschaltete. Ballsicherung war dann erst mal wieder die Devise. Ein inzwischen im europäischen Top-Fußball überholtes Konzept.

Tempo, Tempo, Tempo

Bayerns Sieg stand auf einigen Säulen: Erstens das Tempo. Es ist enorm, was Bayern da an den Tag legt – Transrapid-Fußball. Vor allem das schnelle Umschalten von aggressiv-fairer Defensive auf Tempo-Angriff.

Entscheidend war aber, dass Bayern im Gegensatz zu Dortmund den Gegner immer wieder früh im Angriff stellte. Und das auch konnte. Madrid gewann die Zweikämpfe im Mittelfeld und schaltete  blitzschnell auf Angriff um. Bayern ließ das gegen Barça nicht zu. Die Bayern-Spieler haben den Gegner im Aufbau unter Druck gesetzt und das Entscheidende geschafft, worauf es ankommt: Den Ball auch zu holen.

Wenn die Überzahl zur Falle wird

Dortmund gelang das nicht. Man ging auf den Gegner, versuchte die Räume per Überzahl-Verhältnis eng zu machen, wurde dann aber zu oft ausgespielt. Die Überzahl in der Situation wird dann zur Falle, weil die Spieler nicht mehr sauber in den Positionen stehen und der Gegner seinerseits im Angriff schnell Überzahl-Verhältnisse schaffen kann. Extrem gefährlich. Deshalb ließ sich Dortmund auch am Anfang etwas weiter nach hinten fallen.

Und genau darin lag der Unterscheid bei beiden Mannschaften – und im Ergebnis. Bayern gewinnt auch das Rückspiel souverän mit 3:0 und Dortmund eiert sich mit einer 2:0 Niederlage grad noch mal ins Finale. Genau an der Stelle liegt die größere Reife der Bayern: Den Gegner bei seinem Spielaufbau früh unter Druck setzen, in diesen Situationen Zweikämpfe gewinnen und dann mit Tempo und Spielidee auf Angriff umschalten.

Robben mit fruchtlosen Solos

Barcelona machte über 90 Minuten nicht einmal ansatzweise den Eindruck, als könnten sie gegen Bayern ein Tor hinbekommen. Während Bayern auch vier oder fünf Tore hätte schießen können.

Einzig Arjen Robben, der nach wie vor viel zu eigensinnig ist und deshalb nicht wirklich ins Team passt, hat mit seinen fruchtlosen Solos immer wieder für Kopfschütteln gesorgt. Dummerweise geben Tore solchen Spielern dann immer wieder Recht. Aber nur bedingt. Kompatibel ist das nicht, was Robben da meist macht. Sein 1:0 kurz nach der Halbzeitpause war sehenswert und eine tolle Einzelleistung.

Barças Technik war gestern, heute ist Bayern

In ein, zwei Jahren haben sich alle Top-Mannschaften in Europa darauf eingestellt und Robben sieht keinen Stich mehr. Barcelona konnte sich nicht darauf einstellen, weil Bayerns Tempo zu hoch war (nicht weil Robben so gut war). Das wird nicht so bleiben. Madrid hätte gegen Bayern wahrscheinlich auch besser ausgesehen, als Barça. Madrid konnte körperlich und vom Tempo ganz anders mithalten, während sich Barcelona weiterhin auf das filigrane Kleinklein-Spiel verlässt. Das ist zwar schwer zu unterbinden, noch schwerer zu kopieren, aber dennoch berechenbar und wird somit schnell fruchtlos. Barça fehlen Körperlichkeit und Tempo (das bringt punktuell Lionel Messi mit, reicht aber nicht allein und auf Dauer).

Anders als Robben spielt Ribéry. Er bereitete das 2:0 und das 3:0 gegen Barça vor und war überragend. Er variiert, ist ebenfalls blitzschnell, hat mit Alaba einen technischen brillianten Partner auf der linken Seite und macht so viel Druck, dass selbst die Offensiv-Spieler sich hinten um ihn kümmern müssen. Ribérys drei Säulen sind Technik, Körperlichkeit und sein Tempo. Sie stehen stellvertretende für die aktuelle Bayern-Truppe. Und sind Ausdruck des modernen und erfolgreichen Fußballs. Diese drei Säulen machen Fußball heute erfolgreich. Barça hat nur die Technik perfektioniert. Das war bis gestern ausreichend. Heute ist Bayern.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort