Portfoliomanagerin Carolin Preuß, Hanse-Merkur-Trust: „Das ist mühsam verdientes Geld, das wir erhalten und mehren wollen.“ © Hanse-Merkur
  • Von Andreas Harms
  • 02.01.2023 um 11:21
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2022 dürfte beruflich ein gutes Jahr für Carolin Preuß gewesen sein. Die Portfoliomanagerin von Hanse-Merkur-Trust gewann den Titel „Fondsmanagerin des Jahres“ und setzte sich dabei gegen Kolleginnen von Deka und Vontobel durch. Wie kam es dazu? Wie viel Geld verwaltet sie, wie geht sie dabei vor, und welche Rolle spielt ihr Motto „Geist vor Gier“ dabei? Wir haben nachgefragt.

In der Pressemitteilung zitierte Hanse-Merkur-Trust Ihr Motto: „Geist vor Gier“. Nun gibt es aber auch das geflügelte Wort „Gier ist gut“ – muss man nicht in Ihrem Job ein bisschen gierig sein?

Preuß: Grundsätzlich hat sicherlich beides seine Daseinsberechtigung. Hedgefonds gehen zum Teil extreme Wetten ein, um außergewöhnliche Renditen zu erzielen. Wer dort investiert, kann aber auch höhere Kursrückgänge gut verkraften. In unseren Strategiefonds steckt die Altersvorsorge unserer Kunden. Das ist mühsam verdientes Geld, das wir erhalten und mehren wollen. Deshalb reduzieren wir das Risiko und lassen dabei vielleicht auch die eine oder andere Renditechance liegen. Wenn wir dann aber zum Beispiel gut durch die Corona-Krise kommen, stehen die Anleger am Ende nicht schlechter da. Das ist einfache Mathematik:

Sind 100 Euro im Aktienmarkt investiert und der fällt um 50 Prozent, dann bleiben 50 Euro übrig. Steigt er anschließend um 50 Prozent dann habe ich 75 Euro. Das gleiche Beispiel mit 30 Prozent statt 50 Prozent liefert mir am Ende 91 Euro.

„Wir nutzen überwiegend Indexfonds oder ETFs“

Verluste, die man nicht erleidet, muss man auch nicht aufholen.

Preuß: Weshalb wir lieber nicht so gierig sind, sondern das Geld unserer Kunden mit kontrollierten Risiken vermehren.

Dann beschreiben Sie doch bitte mal Ihren Investmentansatz!

Preuß: Es ist ein sehr ausgewogener Ansatz mit kontrolliertem Risiko. Die Strategiefonds sind Multi-Asset-Fonds, enthalten also immer zugleich zahlreiche Anlageklassen, die sich gegenseitig ergänzen. Um diese Anlageklassen in die Portfolios zu holen, nutzen wir überwiegend Indexfonds oder ETFs. Wir suchen keine Einzeltitel heraus.

Der ETF-Markt ist ziemlich kleinteilig geworden und bildet alle möglichen Branchen, Faktoransätze, Länder und Unternehmensgrößen in Produkten ab. Was davon nutzen Sie, und was ist Ihnen zu speziell?

Preuß: Einen Großteil der Quoten bilden wir über breite Indizes ab. Das ergänzen wir dann um Faktorstrategien wie zum Beispiel Low Volatility, Value oder Growth. Wir haben für verschiedene Portfoliobausteine Bandbreiten definiert, innerhalb welcher wir uns bewegen. Mit Hilfe des HMT Kapitalmarkt-Research beurteilen wir monatlich sowohl quantitativ als auch qualitativ Volkswirtschaft, Inflation, Aktien- und Rentenmarkt. Anhand der Ergebnisse legen wir dann fest, wo wir uns innerhalb der Bandbreiten positionieren. Ergibt sich ein sehr negativer Research-Ausblick, würden wir die Portfolios über Termingeschäfte absichern, indem wir Protective Puts aufbauen.

„Rücksetzer würden wir als Chance begreifen“

Mit welcher Aufstellung gehen Sie ins neue Jahr?

Preuß: Moderat-offensiv. Wie viele andere rechnen auch wir 2023 mit einer Rezession der US-Wirtschaft. Das wird voraussichtlich die Inflationsraten reduzieren und die Zinserhöhungsschritte der wichtigen Zentralbanken beenden. Wir sind der Meinung, dass der Aktienmarkt diese negative konjunkturelle Entwicklung zum Großteil bereits eingepreist hat. Natürlich kann es noch den einen oder anderen Rücksetzer geben, diese würden wir aber als Chancen begreifen, da wir generell optimistisch für das kommende Jahr sind.

Dann wünsche ich Ihnen fürs neue Jahr alles Gute und danke Ihnen für das Gespräch.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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