Versicherungsmakler Gerd Kemnitz. © privat
  • Von Redaktion
  • 24.07.2017 um 09:53
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Eine Berufsunfähigkeit kann jeden treffen. Und leider auch in jedem Alter. Auch Schüler, Azubis und Studenten sind vor der Gefahr nicht gefeit. Warum eine Absicherung des BU-Risikos für diese Zielgruppe Sinn ergibt und worauf Makler dabei achten sollten, erklärt Versicherungsmakler Gerd Kemnitz im Interview mit Pfefferminzia.

Was gilt überhaupt als Beruf eines Schülers oder eines Studenten?

Für Schüler gibt es nur wenige empfehlenswerte BU-Tarife. Als versicherte Tätigkeit gilt normalerweise die Teilnahme am regulären Schulunterricht, so wie sie zuletzt ohne gesundheitliche Beeinträchtigung stattgefunden hat. Eine Verweisung auf einen anderen Schultyp sollte ausgeschlossen sein.

Für Studenten gibt es deutlich mehr Tarife, die sich bezüglich der versicherten Tätigkeit wie folgt unterscheiden:

  1. Manche Tarife versichern das Mindestanforderungsprofil eines hypothetischen Zielberufs, der mit dem erfolgreichen Studienabschluss ausgeübt werden könnte. Doch was nützt das einem Studenten, der mit seinen gesundheitlichen Beschwerden zwar einen solchen Zielberuf ausüben – aber nicht das hierfür erforderliche Studium beenden kann? Außerdem kann diese Formulierung auch zu unterschiedlichen Auffassungen und Streitigkeiten führen.
  2. In anderen Tarifen wird die Tätigkeit eines Studenten versichert. Natürlich ist es besser, wenn zur Prüfung der Berufsunfähigkeit das zuletzt ausgeübte Studium herangezogen wird. Anderenfalls könnte es beispielsweise passieren, dass ich zwar mein Lehramtsstudium nicht fortsetzen kann – aber auf ein Germanistikstudium verwiesen werde. Der Nachteil dieser Variante besteht aber darin, dass später im Rahmen einer konkreten Verweisung auch die Lebensstellung als Student herangezogen werden kann. Und zumindest das Einkommen von Studenten ist bekanntlich nicht allzu hoch.
  3. Bei wirklich für Studenten empfehlenswerten BU-Tarife wird der Eintritt einer Berufsunfähigkeit anhand der letzten Studenten-Tätigkeit im konkreten Studienfach geprüft, aber im Rahmen der konkreten Verweisung die Lebensstellung herangezogen, die regelmäßig mit dem erfolgreichen Abschluss dieses Studiums erreicht wird.

Die Beiträge für Schüler und Studenten sind oft reduziert und die Rente ist gedeckelt. Wie wichtig ist vor diesem Hintergrund die Nachversicherungsgarantie?

Ich bin kein Freund von Tarifen mit reduzierten Beiträgen. Diese Tarife sind zwar zunächst ein paar wenige Jahre sehr günstig – aber später viele Jahre auch deutlich teurer, als der vergleichbare Tarif mit konstanten Beiträgen. Und da bei dieser Zielgruppe die Eltern ohnehin mit im Boot sind, sollten sie ihren Kindern diese spätere Mehrbelastung ersparen.

Gute Nachversicherungsgarantien halte ich bei Schülern, Azubis und Studenten für sehr wichtig. Allerdings sollte die Nachversicherung nicht nur ohne erneute Gesundheitsprüfung, sondern auch ohne erneute Prüfung eventuell neu hinzugekommener Berufs- und Freizeitrisiken möglich sein.

Aber mindestens genauso wichtig wie eine Nachversicherungsgarantie ist die Möglichkeit der Beitragsdynamik, um die versicherte Rente jährlich der Inflation anzupassen. Und deshalb kann ich überhaupt nicht verstehen, wenn Versicherer die Beitragsdynamik in ihrer Tarifsoftware auf die für Schüler, Auszubildende und Studenten maximal versicherbaren BU-Renten begrenzen. Den Verantwortlichen sollte doch auch klar sein, dass niemand ewig Schüler, Auszubildende oder Student bleibt und eine Beitragsdynamik danach wichtig ist.

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