Michael Franke ist Geschäftsführer und Mitgründer von Franke und Bornberg. © FuB
  • Von Redaktion
  • 09.03.2016 um 17:29
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In den vergangenen Wochen ist eine lebhafte Diskussion entbrannt: Hat die private Berufsunfähigkeitsrente versagt? Zu wenige seien versichert und die Versicherer würden Leistungen systematisch verweigern. Sollte die gesetzliche Rentenversicherung deshalb wieder BU-Rente zahlen? Bitte nicht, meint Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg, in seinem Kommentar.

Was ist zu tun?

Kritiker – und dazu zählen wir uns auch – müssen sich an der Realisierbarkeit ihrer Vorschläge messen lassen und stehen damit vor der Gretchenfrage: Wollen sie an funktionierenden und sozial gerechten Lösungen mitarbeiten oder sich lieber auf Kosten der Versicherungsbranche medienwirksam profilieren? Das Ziel ist klar: Mehr Menschen als bisher sollten die Chance bekommen, ihre Arbeitskraft zusätzlich privat abzusichern.

Trotz klarer Fürsprache durch den Verbraucherschutz machen sich aber zu wenige selbst auf die Suche nach privater Absicherung. Ein gesetzlicher Zwang wäre in einer Demokratie sicher nicht der passende Weg. Also brauchen wir zum einen Anreize für private BU-Vorsorge. Zum anderen brauchen wir Berater und Vermittler, die Überzeugungsarbeit leisten. Eine pauschale Verunglimpfung dieses Berufsstandes de ist also wenig zielführend, leistet er doch einen wichtigen Beitrag zur Entlastung der Sozialsysteme.

Die private BU bleibt der Königsweg zur Sicherung der Arbeitskraft. Damit dieser Weg nicht nur Akademikern und anderen vermeintlich guten Risiken offensteht, muss der Trend zu immer mehr Berufsgruppen nicht nur gestoppt, sondern umgekehrt werden. Statt vieler Berufsgruppen gäbe es dann nur noch eine einzige, die vom Hausmann bis zur Chefärztin jedem arbeitenden Menschen offensteht. Einzelne Versicherer wären mit diesem Vorhaben wegen der negativen Risikoauslese zum Scheitern verurteilt. Eine Brancheninitiative verbietet das Kartellrecht. Wo der Wettbewerb aus dem Ruder gelaufen ist, kann aber der Gesetzgeber lenkend tätig werden und diese Lösung auf den Weg bringen.

Ausweichprodukte sind da

Neben der BU haben alternative Produkte zur Arbeitskraftsicherung ihre Daseinsberechtigung, beispielsweise die private EU-Rente. Sie bieten einer noch breiteren Schicht von Erwerbstätigen Zugang zu bezahlbarem Versicherungsschutz. Wir müssen umdenken. Die Aufstockung der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente durch eine private Erwerbsunfähigkeitsversicherung wäre eine praktikable Lösung mit Reichweitenpotenzial. Sie könnte unter bestimmten Rahmenbedingungen mit einer vereinfachten Gesundheitsprüfung einhergehen und beispielsweise die vorhandenen gesetzlichen Rentenanwartschaften verdoppeln. Für die, die es sich leisten können und wollen, wäre die „Luxus“-Variante BU eine passende Alternative.

Die eigentliche Aufgabe der Versicherungsbranche und der Sozialsysteme besteht aber darin, Erwerbstätigen, die gesundheitsbedingt ihren Beruf nicht mehr ausüben können, eine neue Perspektive zu geben. Also die Rückeroberung der Gesundheit zu managen und – in Zusammenarbeit mit den Betrieben – konkret Arbeitsplätze zu organisieren, statt abstrakt auf andere Berufe oder den Arbeitsmarkt zu verweisen. Eine Geldleistung in Form einer Rentenzahlung allein wird dieser Aufgabe bestenfalls vorübergehend gerecht. „Reha vor Rente“, nennt das übrigens die Deutsche Rentenversicherung.

kommentare
Stephan Hofmann
Vor 4 Jahren

Die private BU ist ein schlechter Witz. Für körperlich tätige Personen sind die Beiträge fast unbezahlbar hoch ( in meinem Fall bei einem sehr großen Konzern ca. 180€ monatlich bei 1500€ BU Rente) oder man erhält erst gar keinen Vertrag, weil man entweder an den Gesundheitsfragen scheitert oder dem Versicherer das Risiko generell zu hoch ist.

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Stephan Hofmann
Vor 4 Jahren

Die private BU ist ein schlechter Witz. Für körperlich tätige Personen sind die Beiträge fast unbezahlbar hoch ( in meinem Fall bei einem sehr großen Konzern ca. 180€ monatlich bei 1500€ BU Rente) oder man erhält erst gar keinen Vertrag, weil man entweder an den Gesundheitsfragen scheitert oder dem Versicherer das Risiko generell zu hoch ist.

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