Michael Franke ist Geschäftsführer und Mitgründer von Franke und Bornberg. © FuB
  • Von Redaktion
  • 09.03.2016 um 17:29
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 06:15 Min

In den vergangenen Wochen ist eine lebhafte Diskussion entbrannt: Hat die private Berufsunfähigkeitsrente versagt? Zu wenige seien versichert und die Versicherer würden Leistungen systematisch verweigern. Sollte die gesetzliche Rentenversicherung deshalb wieder BU-Rente zahlen? Bitte nicht, meint Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg, in seinem Kommentar.

BU hat Tradition

Ärgerlich an dieser Debatte ist noch etwas anderes. Kritiker erwecken den Eindruck, als hätte der Staat bei seinem Rückzug aus der Berufsunfähigkeitsrente diese der privaten Versicherungswirtschaft zu treuen Händen übergeben. Und nun würde die Branche das Vertrauen verspielen und sei an der Aufgabe gescheitert. Die Darstellung lässt die lange Tradition der privaten BU-Versicherung in Deutschland unter den Tisch fallen. Einige Versicherer bieten BU-Schutz bereits seit den fünfziger Jahren an. In ihrer heutigen Form ist die BU seit den Achtzigern am Markt. Für Bevölkerungsgruppen wie Selbstständige und Freiberufler war und ist sie seit Jahrzehnten die einzige Möglichkeit, den Verlust der Arbeitskraft finanziell abzufedern.

Während die staatliche Rentenversicherung als Solidargemeinschaft konzipiert ist, kalkuliert die Assekuranz mit Bedarfsprämien. Sie übt keine verteilende Gerechtigkeit mit sozialem Ausgleich, sondern schafft Austauschgerechtigkeit zwischen Versicherten und Versicherer. Das setzt eine sorgfältige Antragsprüfung und Tarifierung ebenso voraus wie Fairness im Leistungsfall – nicht nur gegenüber dem einzelnen Versicherten, sondern auch gegenüber der Versichertengemeinschaft.

Kehrseite der Medaille ist jedoch die zunehmende Differenzierung der Berufsgruppen und damit verbunden eine starke Spreizung des Beitrags. Gerade jene Menschen, die ihn am dringendsten brauchen, können sich bedarfsgerechten BU-Schutz nicht leisten. Auch Krankheitsbilder wie Allergien oder eine depressive Episode bedeuten nicht selten das Aus für bezahlbaren Versicherungsschutz.

Ein gesetzlicher BU-Schutz brächte einen spürbaren Anstieg der Sozialabgaben mit sich, und zwar für alle. Der würde auch Beitragszahler belasten, die hinsichtlich ihrer Tätigkeit flexibel sind und nicht auf Absicherung ihres Berufsbildes bestehen. Eine Rückkehr zu einem kaum finanzierbaren System kann keine Lösung sein und wäre auch nicht sozial gerecht.

kommentare
Stephan Hofmann
Vor 4 Jahren

Die private BU ist ein schlechter Witz. Für körperlich tätige Personen sind die Beiträge fast unbezahlbar hoch ( in meinem Fall bei einem sehr großen Konzern ca. 180€ monatlich bei 1500€ BU Rente) oder man erhält erst gar keinen Vertrag, weil man entweder an den Gesundheitsfragen scheitert oder dem Versicherer das Risiko generell zu hoch ist.

Hinterlasse eine Antwort

kommentare
Stephan Hofmann
Vor 4 Jahren

Die private BU ist ein schlechter Witz. Für körperlich tätige Personen sind die Beiträge fast unbezahlbar hoch ( in meinem Fall bei einem sehr großen Konzern ca. 180€ monatlich bei 1500€ BU Rente) oder man erhält erst gar keinen Vertrag, weil man entweder an den Gesundheitsfragen scheitert oder dem Versicherer das Risiko generell zu hoch ist.

Hinterlasse eine Antwort