Jens van der Wardt, Leiter Maklervertrieb der GEV Grundeigentümer-Versicherung in Hamburg © GEV
  • Von Lorenz Klein
  • 13.04.2023 um 15:53
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Prämienaufschläge von 30 Prozent und mehr, massiv steigende Baukosten sowie zunehmende Unwettergefahren – die Wohngebäudeversicherer steuern durch schwere Fahrwasser. Im Interview erklärt Jens van der Wardt, Leiter Maklervertrieb der GEV Grundeigentümer-Versicherung, wie die Hamburger mit den aktuellen Herausforderungen im Markt umgehen.

Pfefferminzia: Für die Wohngebäudeversicherer ist das Umfeld wahrlich kein einfaches: Die Unwettergefahr steigt als eine Folge des Klimawandels. Zugleich hat sich Baumaterial deutlich verteuert, was ebenfalls den Druck auf die Prämien vergrößert. In welchem Ausmaß hatte dies für Kunden der GEV Grundeigentümer-Versicherung Prämienanpassungen für 2023 zur Folge?

Jens van der Wardt: Dazu muss ich zunächst ein wenig ausholen: Eine Berechnungsgrundlage für den Versicherungsbeitrag in der Wohngebäudeversicherung ist der sogenannte Anpassungsfaktor. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) berechnet diesen für jedes Kalenderjahr neu. Für 2023 wurde dieser bei knapp 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr festgelegt.

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Wie ermittelt der GDV den Anpassungsfaktor?

Grundlage hierfür ist die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Entwicklung des Baukosten- und Lohnindexes in der Baubranche. Sinken oder erhöhen sich diese Indizes, sinkt beziehungsweise erhöht sich auch der Anpassungsfaktor – und damit der Versicherungsbeitrag.

Die Höhe der Beitragsanpassung wird damit nicht von der GEV, sondern vom Gesamtverband der Versicherer in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Statistik bemessen und herausgegeben. Die Werte gelten als Empfehlung und werden marktübergreifend von den Versicherern eins zu eins übernommen. Man könnte auch sagen: Die Anpassung gilt als Ausgleich zu gestiegenen Bau-, Reparatur-, Material- und Lohnkosten.

Zugleich ist durch diese Anpassung für die Kunden gewährleistet, dass sie im Schadenfall zum aktuellen Neuwert entschädigt werden. Es wird also sichergestellt, dass der Versicherungsnehmer immer voll versichert ist und nicht in die Unterversicherung rutscht.

Wohlgemerkt: Bei einigen Risikoträgern wurde darüber hinaus auch der Tarif nach oben angepasst. Wir als GEV haben außer der Baukostenanpassung in Höhe der eingangs erwähnten rund 15 Prozent keine weiteren Anpassungen vorgenommen.

Wie wirkte sich die Anpassung auf das Stornoverhalten bei der GEV aus? 

Im Vergleich zu den Vorjahren konnten wir bei der GEV kein erhöhtes Stornoverhalten feststellen. Wir haben sowohl bei unseren Vertriebspartnern als auch bei unseren Kunden frühzeitig und hinreichend für Transparenz gesorgt. Mit der Beitragsrechnung haben wir jeweils über den Anpassungsfaktor und dessen notwendige Erhöhung informiert.

Stimmen im Markt werfen Wohngebäudeversicherern vor, dass die Prämien „auf Kante genäht“ seien, die mitunter „viel zu günstig kalkuliert“ seien. Was entgegnen Sie dieser kritischen Sicht?

Als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit sind wir unseren Mitgliedern gegenüber verpflichtet, durchdachte Produkte zu einem fairen Preis anzubieten und gesamtunternehmerisch zum Wohl der Versichertengemeinschaft zu handeln. Die Erträge der GEV werden ausschließlich zur langfristigen Preisstabilität und zur Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit verwendet.

Seite 2: Wie Kunden ihre Beitragslast und ihr Schadenrisiko drücken können

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Ditmar Gall
Vor 1 Jahr

Generell halte ich die Äußerung “Partnern zur Schadenbegutachtung und Schadensbehebung, das sich über viele Jahre vertrauensvoll entwickelt hat” für einen Witz, insgesamt auf die Versicherer bezogen. In jedem zweiten Fall erleben wir eine Kostenerhöhung druch falswche EInschätzung, zu spätes Kommen, schlechte Ausführungen. Das ist kontraproduktiv. Aber wer es glauben mag, soll weiter glauben. Man soll ja nichts hinterfragen.

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Ditmar Gall
Vor 1 Jahr

Generell halte ich die Äußerung “Partnern zur Schadenbegutachtung und Schadensbehebung, das sich über viele Jahre vertrauensvoll entwickelt hat” für einen Witz, insgesamt auf die Versicherer bezogen. In jedem zweiten Fall erleben wir eine Kostenerhöhung druch falswche EInschätzung, zu spätes Kommen, schlechte Ausführungen. Das ist kontraproduktiv. Aber wer es glauben mag, soll weiter glauben. Man soll ja nichts hinterfragen.

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