Bundeskanzlerin Angela Merkel und Griechenlands Premier Alexis Tsipras: Griechenlandkrise und Euro-Rettung haben die Renditen deutscher Staatsanleihen auf Tiefstwerte gedrückt. Das trifft auch die Versicherer. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 21.10.2015 um 20:04
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Die klassische Lebensversicherung ist angesichts der wohl noch lange anhaltenden Mini-Zinsen abgemeldet – immer mehr Anbieter ziehen sich aus diesem Geschäftsfeld zurück. Mit welchen Produkten die Versicherer stattdessen punkten wollen.

Man konnte sich durchaus wundern. Die Zinsen für Staatsanleihen nahe null, Solvency II am Horizont, hohe Kosten für die Zinszusatzreserve – und trotzdem hielten erstaunlich viele Versicherer erstaunlich lange an der konventionellen Lebensversicherung mit Garantiezins fest. Auch wenn die Renditen zuletzt stetig sanken, hieß es immer noch: „Aber es kommen ja noch Überschüsse dazu.“ „Wo bekommen Sie denn heute noch garantiert 3 Prozent?“ „Die klassische Lebensversicherung bleibt eine attraktive Form der Altersvorsorge.“

Und nun? Jetzt wird plötzlich doch ein ganz anderes Lied gespielt. Ergo, Zurich, HDI, Generali, Basler – sie alle haben entschieden, das Geschäft mit der konventionellen Lebensversicherung einzustellen. „Warum soll ich als Lebensversicherer Produkte anbieten, von denen ich heute schon weiß, dass sie unprofitabel sind?“, sagt etwa Clemens Muth, Ergo-Vorstand für die Lebens- und Krankenversicherung im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“. Schätzungsweise dürften sich weitere Anbieter aus diesem Geschäftsfeld zurückziehen. Denn der Garantiezins wackelt.

Der Garantiezins könnte weiter sinken

2016 wird er wohl noch bei 1,25 Prozent verharren, „aber er könnte weiter unter Druck geraten“, sagt Wilhelm Schneemeier, Chef der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). „Wir haben uns mit unserer Empfehlung für 2016 schon schwergetan. Ohne die Neuordnungen durch Solvency II hätten wir vielleicht eine andere Empfehlung abgegeben.“ Die DAV empfiehlt dem Bundesfinanzministerium jedes Jahr, wie hoch der Garantiezins sein sollte.

Aber nicht nur die Versicherer, auch die Berater wenden sich mehr und mehr vom Produkt ab. So gibt jeder zweite Makler inzwischen an, dass er Policen mit Garantiezins seltener oder viel seltener anbietet als noch vor einem Jahr. Was ist aber die Alternative, wenn der bisherige Klassiker der Altersvorsorge ausgedient hat? Zum einen werden die Versicherer die Variante Fondspolicen ohne Garantie in den Vordergrund stellen, bei denen die Kapitalanlage aber so gestaltet ist, dass sie risikosenkend wirkt.

„Der Deckungsstock ist nicht tot“

Zum anderen gibt es das Segment der von den Versicherern selbst „kapitalmarktnah“ genannten Produkte. Das beschreibt in der Regel die Produkte der „Neuen Klassik“, die ohne Garantiezins auskommen, aber trotzdem noch auf den Deckungsstock als Sicherungsmechanismus setzen. „Der Deckungsstock ist nicht tot, er spielt auch bei modernen Fondspolicen weiter eine wichtige Rolle“, sagt Carsten Mathé, Leiter Produktmarketing des Finanzplaners Plansecur.

Und das findet er auch gut so. Schließlich handele es sich dabei um ein erfolgreiches Anlagevehikel, das sehr schwankungsarm sei und dem Wunsch vieler Sparer daher entgegenkomme – wenn man es richtig mache. „Einen Deckungsstock in der Niedrigzinsphase zu managen ist eine hohe Kunst“, schränkt Mathé nämlich ein.

Nicht alle können Deckungsstock

Und woran erkennt man, wer das kann? „Im Kern gucken wir auf die Nettoverzinsung abzüglich der Verwaltungskostenquote. Dieser Wert sollte positiv sein. Und da gibt es nicht viele Versicherer, die das können“, so Mathé. Aber auch andere Komponenten spielen eine Rolle: Wie Solvency-II-fit die Unternehmen zum Beispiel sind, wie die Bestände aussehen, wie hoch die Belastung durch die Zinszusatzreserve ist und so weiter.

Ein Unternehmen, das Deckungsstock kann, ist sicher die Allianz. Nach dem Verkaufsschlager „Perspektive“ – seit Sommer 2013 hat der Münchner Versicherer schon über 130.000 Policen verkauft – gibt es seit Juli mit „Komfort Dynamik“ ein neues Produkt, das auf das Sicherungsvermögen der Allianz setzt.

Rund ein Drittel Aktien

Dort teilt der Versicherer das Kapital des Kunden auf das Sicherungsvermögen – das erwirtschaftet die Beitragsgarantie – und die sogenannte Dynamik-Komponente auf, wobei anfangs je nach Laufzeit rund 60 Prozent in der chancenorientierten Anlage liegen. Diese besteht bei einem 30 Jahre laufenden Vertrag im Schnitt zu 29 Prozent aus Aktien, zu 9 Prozent aus Schwellenländeranleihen und zu 19 Prozent aus Unternehmensanleihen. 36 Prozent machen Pfandbriefe und Staatsanleihen aus, 4 Prozent sind Hypotheken und 3 Prozent Immobilien. Damit liegt der Aktienanteil bei „Komfort Dynamik“ deutlich höher als bei den klassischen Policen. „Da sind es derzeit 11 Prozent“, sagt Allianz-Vorstand Alf Neumann.

Und der Anteil lässt sich weiter hochfahren. „Die Experten der Allianz analysieren für die dynamischen Investments laufend die Kapitalmärkte und verändern die Anteile gegebenenfalls kurzfristig je nach Marktlage und Ertragserwartungen“, so Neumann. Entwickelt sich die dynamische Komponente besonders gut, greift eine Art Höchststandssicherung. Übersteigt der Wert des Kapitals die eingezahlten Beiträge um 30 Prozent, erhöht die eine Hälfte des übersteigenden Werts ab diesem Zeitpunkt das garantierte Kapital zum Rentenbeginn. Der Rest bleibt chancenorientiert angelegt.

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