Martin Gräfer, Vorstand der Bayerischen (links) und deren Vorstandsvorsitzender, Herbert Schneidemann, äußern sich zu Bestrebungen der Finanzaufsicht Bafin, die Provisionen in der Lebensversicherung zu begrenzen. © Bayerische
  • Von Redaktion
  • 07.06.2018 um 17:24
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Die neuesten Vorschläge der Finanzaufsicht Bafin, die Provisionen bei Lebensversicherungen zu deckeln, sorgen bei manch einem Versicherer für Verdruss – so auch bei den Vorständen der Bayerischen, Herbert Schneidemann und Martin Gräfer. Im Gespräch mit Pfefferminzia erklären sie, warum sie gegen Eingriffe in die Vergütung sind und ob womöglich bald ein Provisionsverbot droht.

Wie stellt sich eine mögliche Begrenzung der Vergütung aus Versicherersicht dar? Eher als Erleichterung, weil es sich positiv auf die Kosten auswirkt? Oder eher als Bedrohung, da die Produkte weniger gut verkauft werden können?

Gräfer: Eine Erleichterung ist es nicht, weil schon heute die Zillmerung auf 25 Promille begrenzt werden kann. Und wie man hört, soll sich diese Grenze nicht signifikant ändern. Eine anderes Thema sehe ich eher: Unsere Branche lebt sehr stark von der persönlichen Beratung, nicht unbedingt bei einer Risikolebens-, Privathaftpflicht- oder Kfz-Versicherung, aber durchaus bei komplexeren Themen. Je weniger kompetente Berater es gibt, umso weniger qualifizierte Möglichkeiten des Marktzugangs hat man. Kurzum: Ich sehe keinen Mehrwert in der Deckelung der Provision, vielmehr ist hier die Kreativität der Branche gefragt.

Welche „kreativen“ Lösungen bietet die Bayerische den Maklern in punkto Vergütungsmodelle an?

Gräfer: Schon heute werden 10 Prozent unseres Altersvorsorgegeschäfts im Maklervertrieb mit Honorartarifen erbracht. Das ist viel im Vergleich zum Markt – und das bei steigender Tendenz. Wir glauben, dieser Weg kann eine Lösung sein, wenngleich nicht die alleinige Lösung.

Glauben Sie, dass der Vorschlag der Bafin eine Vorstufe zum Provisionsverbot ist? Oder ist es möglicherweise eher der einzige Weg, diesen Schritt zu verhindern?

Schneidemann: Der Vorschlag dient sicherlich dazu, einen Kompromiss zu finden zwischen Gegnern und Befürwortern eines Provisionsverbots. Insofern wäre es möglich, dass sich Provisionsgegner mit dieser Lösung anfreunden könnten, um sich dann die weitere Entwicklung anzuschauen. Der einzige Weg, all das zu verhindern, scheint zu sein, sich andere Märkte als vermeintliche „Vorbilder“ anzuschauen. Denn eine gute Finanzberatung ohne Provision nur gegen Honorar wird für Geringverdiener weniger erschwinglich sein. Das zeigen die Länder, die gern als Musterbeispiele herangezogen werden. Darum glaube ich nicht, dass es zu einem kompletten Provisionsverbot kommen wird.

 

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