Ein Aktienhändler blickt im Handelssaal der Frankfurter Börse auf seine Monitore. © picture alliance/dpa | Arne Dedert
  • Von Lorenz Klein
  • 13.12.2021 um 16:02
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Die neue Bundesregierung möchte die private Altersvorsorgelandschaft in Deutschland neu gestalten – zur Not auch ohne die Versicherungswirtschaft. Warum die Branche überzeugt ist, dass Fondspolicen als regelrechte „Alleskönner“ trotzdem gute Aussichten im Neugeschäft haben werden.

Doch welche Rolle spielen Fondspolicen eigentlich in den Vorsorgeplänen der Deutschen? Nach Angaben des Versicherungsverbandes GDV wurden 2020 rund 280.000 fondsgebundene Rentenversicherungen gegen laufenden Beitrag neu abgeschlossen. Hinzu kamen fast 37.500 Neuverträge gegen Einmalbeitrag. Übergreifend entspricht das einem Plus von 42 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019, sodass hierzulande inzwischen rund 4,3 Millionen Menschen mittels einer Fondsrente vorsorgen. Darüber hinaus existieren weitere 2,6 Millionen fondsgebundene Kapitalversicherungen.

Dass es trotz politischer Unwägbarkeiten auch im nächsten Jahr ein robustes Neugeschäft bei Fondspolicen geben wird, davon ist Christian Nuschele, Vertriebs- und Marketingchef bei Standard Life in Deutschland und Österreich, überzeugt. „Zunächst einmal ist es sehr positiv, dass die investmentorientierte Vorsorge und damit auch die Aktienkultur in Deutschland gestärkt wird“, lobt er die Ampel-Pläne, denn „davon werden aus meiner Sicht auch Fondspolicen profitieren“. Nuschele setzt auf das „Gesamtpaket“, das Fondspolicen böten, was dafür sorge, dass die Produkte den Vergleich mit Bürgerfonds und Co. nicht scheuen müssten und für viele Kunden „nach wie vor die erste Wahl sein werden“. So ermöglichten Fondspolicen „eine sehr gute Kombination aus einer breit diversifizierten Kapitalanlage, der Absicherung biometrischer Risiken, hoher Flexibilität und nicht zuletzt attraktiver Steuervorteile“, zählt der Standard-Life-Manager auf.

„Hervorragende Zukunftsaussichten“ für Fondspolicen?

Michael Hauer vom IVFP geht sogar so weit und bescheinigt Fondspolicen „hervorragende Zukunftsaussichten“ – als Lösung in der ersten Schicht, also in Form einer Basisrente, sowie in der dritten Schicht. Grund hierfür sei, dass moderne Policen eine umfassende Fondsauswahl bei gleichzeitiger sehr hoher Flexibilität ermöglichten. Zugleich seien die Kosten von Fondspolicen inzwischen überschaubarer geworden und aufgrund der Abgeltungssteuerfreiheit in vielen Fällen einem Direktinvestment in Fonds überlegen. „Daher geht, insbesondere auch wegen der aktuellen Niedrigzinsphase, die sicherlich noch länger anhalten wird, an der Fondspolicen kein Weg vorbei“, resümiert Hauer.

Doch wohin führt der Weg, wenn es um Garantien in der Altersvorsorge geht? Eine IVFP-Umfrage ergab Anfang 2021, dass viele Vermittler im Neugeschäft weiter auf Fondspolicen mit Garantien setzen. Doch viele Experten meinen, dass selbst Teilgarantien infolge der Rechnungszinssenkung zum 1. Januar 2022 sowie der anhaltenden Niedrigzinsphase immer weniger Sinn ergeben. „Berater und Kunden sollten auch überlegen, inwieweit eine Garantie von 60 oder 80 Prozent sinnvoll ist. Denn auch hier kaufen sich Kunden für eine vergleichsweise niedrige Garantie Renditenachteile ein“, sagt Standard-Life-Mann Nuschele.

Immerhin zeigten die GDV-Statistiken aber, dass bei Fondspolicen ohne Garantien die größten Zuwachsraten zu verzeichnen seien. „Also scheint hier schon ein gewisses Umdenken stattgefunden zu haben“, so Nuschele. „Es hilft nichts, man muss sich damit abfinden, dass Produkte mit Garantien in der Regel keine effizienten Lösungen mehr darstellen“, pflichtet Michael Hauer bei. Und das werde für beide Seiten ein längerer Prozess – für Vermittler und Kunden, wie er hinzufügt.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 2 Jahren

Ich werde dieses ABWARTEN der Branche niemals verstehen. Ma akzeptiert glatt staatliche Zusatzversorgungen, obwohl der Staat bei den Beamtenpensionen und 3 Billionen EURO Pensionsrückstellungsdefizit, in besten Wirtschaftszeiten aufgebaut, deutlich beweist, dass man ihm definitiv kein zusätzliches Geld anvertrauen sollte.
Die Riesterrente, nach EIOPA, wegen Garantien ab Beginn und dämlichen Regeln vom VBS, den Beamten und Politikern, leicht zu ändern, kaputtgemacht, ist auch ein Beispiel staatlichen Versagens.
Mit meiner Jahrhundertidee für Renditen von 9% bis 13% hat auch die Bürgerrente keine Chance.
Damit ist es fast allen Bürgern möglich Zukunftsvorsorge zu finanzieren und jede staatliche Lösung obsolet zu machen. Vielleicht kommt ein Vorstand auf die Idee dies umzusetzen, bevor der Staat tätig wurde, Wenn Beamte schneller sein sollten….

argubi@finanz-center.com
Vor 2 Jahren

Die Entwicklung ist völlig normal und für mich nur nicht nachvollziehbar, warum es so lange dauert. Wir haben 1998 alle Garantieprodukte im Hause verboten und seitdem voll auf Fondslösungen gesetzt. Dazu mit Immobilien und anderen Sachwerten.

Der Staat könnte, wird aber wahrscheinlich in Deutschland es wieder so kompliziert regeln, dass man mit 1000 Ausnahmetatbeständen wieder ein neues Monster schafft. In Norwegen arbeiten 7 Leute??? für den Mrd Staatsfonds. Da hat sich die Kanzlerin für den RentnerInnen-Status schon mehr Mitarbeiter gesichert.

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Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 2 Jahren

Ich werde dieses ABWARTEN der Branche niemals verstehen. Ma akzeptiert glatt staatliche Zusatzversorgungen, obwohl der Staat bei den Beamtenpensionen und 3 Billionen EURO Pensionsrückstellungsdefizit, in besten Wirtschaftszeiten aufgebaut, deutlich beweist, dass man ihm definitiv kein zusätzliches Geld anvertrauen sollte.
Die Riesterrente, nach EIOPA, wegen Garantien ab Beginn und dämlichen Regeln vom VBS, den Beamten und Politikern, leicht zu ändern, kaputtgemacht, ist auch ein Beispiel staatlichen Versagens.
Mit meiner Jahrhundertidee für Renditen von 9% bis 13% hat auch die Bürgerrente keine Chance.
Damit ist es fast allen Bürgern möglich Zukunftsvorsorge zu finanzieren und jede staatliche Lösung obsolet zu machen. Vielleicht kommt ein Vorstand auf die Idee dies umzusetzen, bevor der Staat tätig wurde, Wenn Beamte schneller sein sollten….

argubi@finanz-center.com
Vor 2 Jahren

Die Entwicklung ist völlig normal und für mich nur nicht nachvollziehbar, warum es so lange dauert. Wir haben 1998 alle Garantieprodukte im Hause verboten und seitdem voll auf Fondslösungen gesetzt. Dazu mit Immobilien und anderen Sachwerten.

Der Staat könnte, wird aber wahrscheinlich in Deutschland es wieder so kompliziert regeln, dass man mit 1000 Ausnahmetatbeständen wieder ein neues Monster schafft. In Norwegen arbeiten 7 Leute??? für den Mrd Staatsfonds. Da hat sich die Kanzlerin für den RentnerInnen-Status schon mehr Mitarbeiter gesichert.

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