Statue der Gerechtigkeitsgöttin Justitia: Die Gerichte in Deutschland sind überlastet, so laut einer aktuellen Umfrage die Meinung von 83 Prozent der Bundesbürger. © picture alliance/Frank Rumpenhorst/dpa
  • Von Manila Klafack
  • 28.02.2020 um 10:57
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Das Vertrauen in die Gerichte sowie in die Polizei in Deutschland ist nach wie vor hoch. Trotzdem halten die Deutschen den Justizapparat hierzulande nach wie vor für überlastet. Wohl auch deshalb würden die Bundesbürger erst ab einem Streitwert von 1.840 Euro vor Gericht ziehen. Das sind einige Ergebnisse des Rechtsreports 2020 der Roland Rechtsschutzversicherung.

Die meisten Deutschen vertrauen auf das Rechtssystem hierzulande. 70 Prozent der Bundesbürger haben sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen in die Gesetze und 65 Prozent in die Gerichte. Jedoch nehmen sie gleichzeitig eine zunehmend starke Überlastung der Justiz wahr. Inzwischen denken 85 Prozent der Deutschen, dass Verfahren zu lange dauern; 83 Prozent halten die Gerichte für überlastet. Das zeigt eine Umfrage Allensbach-Instituts im Auftrag der Roland Rechtsschutzversicherung.

Danach meinen 60 Prozent außerdem, dass es eine uneinheitliche Rechtsprechung in Deutschland gebe. Und dass man seine Chancen auf ein günstiges Urteil mit einem bekannten Anwalt erhöhen könne. Über die Hälfte der Bevölkerung glaubt dem Rechtsreport 2020 zufolge nach wie vor, dass Urteile allgemein zu milde sind – insbesondere gegenüber jugendlichen Straftätern (59 Prozent). Vor zwei Jahren waren es noch 57 Prozent (wir berichteten).  

Grundsätzlich wollen die Deutschen einen Gerichtsprozess möglichst vermeiden. Fast jeder vierte Bürger hat laut Report in den vergangenen fünf Jahren Situationen erlebt, in denen er rechtlichen Beistand gebraucht hätte, diesen aber nicht in Anspruch genommen hat. Bei 10 Prozent der Befragten war das sogar mehrmals der Fall.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Einer ist die Sorge vor hohen Prozesskosten. Der Bericht zeigt, dass die Deutschen im Schnitt erst bei einem finanziellen Schaden ab 1.840 Euro vor Gericht gehen würden. Personen mit einem niedrigen Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1.750 Euro sind noch zurückhaltender: Sie erwägen erst ab einem Betrag von 2.370 Euro ein Gerichtsverfahren. Bemerkenswert ist zudem, dass Männer ab einem durchschnittlichen Streitwert von mehr als 2.200 Euro prozessieren würden, Frauen hingegen bereits bei rund 1.400 Euro.

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Manila Klafack

Manila Klafack ist Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

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