Die Teilnehmer des Roundtables: Matthias Heß, Geschäftsführer Pfefferminzia; Ulrich Hilp, Vertriebsvorstand Condor Lebensversicherung-AG und Vertriebsdirektor R+V Maklergeschäft Personen; Folke Tedsen, Leiter Kranken-Leistung und Service-Center Hanse-Merkur; Benjamin Schröder, Bereichsleiter Service- und Qualitätsmanagement Hallesche; Kabil Azizi, Vertriebskoordinator Gesundheit Gothaer; Joachim Haid, Gründer und Geschäftsführer, Paleo-Mental; und Karen Schmidt, Chefredakteurin Pfefferminzia (v.l.). © Nicolas Det, Lucas Martens / HP-Studios
  • Von Karen Schmidt
  • 27.10.2020 um 10:29
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Wie hat die Corona-Pandemie die privaten Krankenversicherer getroffen? Welche Rolle spielen präventive Ansätze in Zukunft in der PKV? Und welche die betriebliche Krankenversicherung? Darüber sprachen wir mit Experten.

Pfefferminzia: Die Corona-Pandemie beschäftigt uns alle nun seit gut einem halben Jahr. Hat sie das Thema Gesundheit stärker in den Fokus der Menschen hierzulande gerückt?

Ulrich Hilp, Vertriebsvorstand Condor Lebensversicherung-AG und Vertriebsdirektor R+V Maklergeschäft Personen: Absolut. Man hat noch nie so häufig den Satz „Bleiben Sie gesund“ gelesen wie in diesem Jahr. Das Virus verdeutlicht, dass eine Krankheit jeden treffen kann – auch kerngesunde Personen. Das befeuert den Wunsch nach einer guten Absicherung. Was wir zum Beispiel daran merken, dass die Krankenzusatzversicherungen für die Absicherung im Krankenhaus und bei Vorsorgeuntersuchungen deutlichen Anklang finden, ebenso wie Telemedizin-Angebote, die wir seit April bereitstellen.

Folke Tedsen, Leiter Kranken-Leistung und Service-Center Hanse-Merkur: Wir stellen auch einen stärkeren Wunsch nach Informationen zum Thema fest. Unsere Informationskampagnen zu Corona und der dazu passende Chatbot wurden häufig abgerufen. Häufige Fragen waren etwa: Bin ich eigentlich richtig versichert, wenn ich jetzt ins Krankenhaus komme? Wo müsste ich hin, wenn ich mich mit Corona infiziere? Ich glaube also schon, dass das Thema Gesundheit jetzt noch mal einen ganz anderen Stellenwert bekommen hat als zuvor, auch im Sinne des Versorgungscharakters.

Benjamin Schröder, Bereichsleiter Service- und Qualitätsmanagement Hallesche: Da schließe ich mich an. Viele haben sich notgedrungen stärker mit dem Thema Gesundheit befasst. Jeder hat auf seine persönlichen Risikofaktoren geschaut und sich mit ihnen auseinandergesetzt. Der Informationsbedarf ist dadurch gestiegen, der Kundenkontakt auch. Wir haben deutlich mehr Traffic auf den Kanälen, die wir anbieten, beispielsweise am Gesundheitstelefon. Wir haben schnell auf die gestiegene Nachfrage reagiert und auch einen Chatbot installiert und Informationen auf der Website nachgezogen. Auch in die Firmen ist das Thema verstärkt reingekommen, weil sich die Arbeitgeber mit Fragen befassen mussten wie: Wie gestalten wir Laufwege im Unternehmen? Wie ist der Ablauf im Betriebsrestaurant? Insofern haben auch die Firmen ein anderes Bewusstsein für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter bekommen. Und dadurch wird auch die betriebliche Krankenversicherung stärker in den Fokus rücken. Auch wenn die wirtschaftliche Lage aktuell bei den Unternehmen natürlich etwas angespannt ist, ist die Offenheit für das Thema Gesundheit deutlich gestiegen.

Kabil Azizi, Vertriebskoordinator Gesundheit Gothaer: Bei uns haben die Menschen auf Basis der Pandemie ebenfalls deutlich mehr Fragen gestellt, die sie vorher nie gestellt haben. Zum Beispiel: Wenn ich dienstlich ins Ausland fliegen muss, bin ich dann versichert? Was passiert, wenn ich zurückgeholt werden muss, deckt mein Tarif das ab und so weiter. Daran haben wir gemerkt, dass das Bewusstsein für das Thema Gesundheit deutlich gestiegen ist.

Wie hat sich die Pandemie bislang auf das Krankenversicherungsgeschäft ausgewirkt?

Schröder: Da gibt es unterschiedliche Facetten. Zum einen gibt es die Seite der Leistungsausgaben. Da merken wir schon, dass die Krankenhausbehandlungen im ersten Halbjahr durchaus rückläufig waren. Wir rechnen aber mit entsprechenden Nachholeffekten im zweiten Halbjahr. In manchen Bereichen liegen die Leistungsausgaben etwas unter den vergangenen Jahren, aber in anderen Bereichen etwas darüber. In Summe kann man sagen, dass die Corona-Pandemie die Leistungsausgaben nicht gesenkt hat. Im Vertrieb haben wir gemerkt, dass vor Corona angebahnte Abschlüsse zum Abschluss gebracht werden – wenn es auch aktuell etwas länger dauert, bis die Krankenversicherungsverträge tatsächlich unterschrieben werden.

Azizi: Unter unseren Kunden hatten wir recht wenige Corona-Fälle zu verzeichnen. Bei denen, die es erwischt hat, waren die Leistungsausgaben aber relativ hoch. Das lag daran, dass einige Intensivfälle darunter waren, was schnell sehr teuer wird.

Hilp: Wir verzeichneten im vergangenen Jahr ein enormes Wachstum im Krankengeschäft, vor allem bei der Krankenvollversicherung und im Beihilfe-Geschäft. Diesen Trend haben wir auch in diesem Jahr im Maklermarkt fortgesetzt. Wir haben ein deutliches Wachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Insgesamt wird es natürlich schwierig, in diesem Jahr insgesamt ein ähnliches Niveau wie 2019 zu erreichen, trotzdem gewinnen wir nach wie vor Kunden.

Tedsen: Vertrieblich läuft es bei uns derzeit ebenfalls sehr gut. Von den Leistungsausgaben her ist es in der Tat stattlich, was im Schnitt an Kosten bei einem Corona-Erkrankten zusammenkommt. Der Vorwurf, dass die PKV mit Corona nichts am Hut habe, ist definitiv falsch. Wir sind bei den Kosten genauso beteiligt wie andere Kostenträger auch.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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