Rentner sitzen auf einer Parkbank: Suhl ist die am schnellsten alternde Stadt Deutschlands. © picture alliance / SvenSimon | FrankHoermann/SVEN SIMON
  • Von Juliana Demski
  • 07.02.2022 um 16:21
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Nirgendwo in Deutschland altern die Menschen so rasant wie in der Thüringer Stadt Suhl. Innerhalb der vergangenen 20 Jahre ist die Zahl der über 65-Jährigen dort von rund 15 auf nunmehr 33 Prozent gestiegen. Das zeigt eine Auswertung des Branchenverbands GDV.

Der demografische Wandel ist in Deutschland überall spürbar – ganz besonders jedoch in den neuen Bundesländern, wie eine Analyse der Initiative „7 Jahre länger“ des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft zeigt. So ist die Thüringer Stadt Suhl die Region Deutschlands, in der die Menschen am schnellsten altern. Innerhalb der vergangenen 20 Jahre stieg die Zahl der Menschen über 65 von 15,4 auf nunmehr 33,3 Prozent.

„Suhl hatte nach der Wende mit einem dramatischen Abbau von Arbeitsplätzen zu kämpfen“, sagt SPD-Politiker Frank Ullrich gegenüber dem GDV. Er vertritt die Region im Bundestag. Der gebürtige Thüringer hat es miterlebt: Erst seien die Jobs verschwunden – dann die jungen Menschen. Die Alten hingegen seien geblieben – und machten heute einen größeren Anteil in der von mehr als 56.000 auf 33.400 Einwohner geschrumpften Stadt aus.

Schnellste Verjüngung nur rund 100 Kilometer entfernt

Besonders deutlich wird das Ost-West-Gefälle, wenn man sich die Entfernung zu der sich am schnellsten verjüngenden Stadt Deutschlands anschaut: Bamberg in Bayern. Ein kurzer Abbieger von Suhl aus auf die A73, und nach rund einer Stunde ist man angekommen. In Bamberg schrumpfte der Anteil der Bürger im Rentenalter innerhalb der vergangenen 20 Jahre von 20,6 auf 19,7 Prozent. „Die Achse Bamberg — Erlangen ist eine Boomregion“, kommentiert der örtliche Bundestagsabgeordnete Thomas Silberhorn aus der CSU die GDV-Zahlen. „Junge Leute bleiben oft nach ihrem Studium hängen.“

Genau diese Entwicklung sei es, die Klaus Friedrich, Pro­fes­sor für Sozi­al­geo­gra­fie an der Mar­tin-Luther-Uni­ver­si­tät in Halle-Wit­ten­berg, schon lange beobachte. „Das ist ein durchgängiges Muster, nicht nur in Bayern“, erklärt er gegenüber dem GDV. Viele ländliche Regionen hingegen bluteten aus – vor allem im Osten. „Aufhalten kann man diese Entwicklung nicht, man kann sie aber gestalten“, so Friedrich. So biete der notwendige Umbau der Infrastruktur durch den demografischen Wandel auch Chancen. In Suhl etwa soll demnächst ein neues Pflegeheim mit 115 Plätzen für betagte Menschen entstehen; und so rund 60 neue Arbeitsplätze schaffen.

Quelle: GDV/ Initiative „7 Jahre länger“
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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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