30. Dezember, letzter Handelstag 2022 an der Börse in Frankfurt: Unterm Strich verkauften Privatanleger Aktienfonds in diesem durchwachsenen Jahr © picture alliance/dpa | Arne Dedert
  • Von Andreas Harms
  • 13.02.2023 um 17:03
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Die Zahlen des Investmentverbands BVI zeigen das übliche Bild in schwachen Aktienjahren: Privatanleger schwimmen mit dem Trend und verkaufen. Besser machen es die Großinvestoren, zum Beispiel Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherer.

Bringen wir – für die Presse nicht ganz üblich – zunächst die gute Nachricht: Die Investmentbranche hat in Deutschland auch in einem Krisenjahr wie 2022 massig Geld eingesammelt. 65,5 Milliarden Euro waren es, wie der Branchenverband BVI meldet. Das ist zwar viel weniger als noch im Hurra-Jahr 2021 mit satten 256,1 Milliarden Euro. Doch es ist auch kein Netto-Abfluss wie noch in der Finanzkrise 2008 und immerhin mehr als in der Eurokrise 2011 (siehe folgende Grafik).

Netto-Mittelaufkommen von Fonds in Deutschland
Netto-Mittelaufkommen von Fonds in Deutschland (Quelle: BVI)

So weit, so solide. Doch die Zahlen zeigen auch etwas anderes, nämlich welch scheues Reh der private Anleger offenbar immer noch ist. Und wie er sich von fallenden Kursen beeindrucken lässt. Über zehn Jahre lang brauchten Publikumsfonds per Saldo kein Geld zurückzuzahlen – die Zuflüsse überwogen jedes Jahr die Abflüsse. Aber in dieser Zeit ging es mit nur kurzen Pausen an den Märkten stetig bergauf.

Diese starke Serie hat die Krise nun beendet, die Kurse brachen kräftig ein. Und aus Publikumsfonds flossen 4,2 Milliarden Euro ab. Das meiste davon kam aus Rentenfonds, nämlich 17,4 Milliarden Euro. Ein bisschen spät, möchte man dazu sagen, schließlich hatten die Anleihemärkte zur Jahresmitte das Schlimmste schon überstanden. Die Kurse rutschten dort hauptsächlich im ersten Quartal, danach wurden Rentenfonds nach langer Zeit endlich wieder so richtig interessant. Da hätte man eher zugreifen sollen.

Doch das störte offenbar kaum. Im dritten Quartal zogen Anleger per Saldo 6,6 Milliarden Euro aus Rentenfonds ab, und im vierten Quartal weitere 4,2 Milliarden Euro. Es wäre zu wünschen, dass zumindest ein Teil davon in Mischfonds floss, die durch Verluste in Aktien und Anleihen gleichermaßen ebenfalls wieder sehr interessant wurden. Sie sammelten 2022 per Saldo 12,5 Milliarden Euro ein.

Und es zeigt einmal mehr, dass sich Anleger in Deutschland nicht sonderlich viel um Bewertungen scheren. Als der größte Krach schon vorbei war, stießen sie immer noch munter Anleihefonds ab.

Deutlich weniger nervös wirken hingegen die Großinvestoren. Denn die für sie aufgelegten Spezialfonds verzeichneten im vergangenen Jahr weiterhin Zuflüsse – die Menschen haben weiter eingezahlt. 62 Milliarden Euro, um mal genau zu sein.

Vermögen in Fonds und direkten Mandaten
Vermögen in Fonds und direkten Mandaten (Quelle: BVI)

Und was noch tiefer blicken lässt: 56 Milliarden Euro davon haben ausdrückliche Altersvorsorgeeinrichtungen eingesammelt. Im Jahr davor waren es noch 19 Milliarden Euro weniger. Wie der BVI ausgerechnet hat, sind Altersvorsorgeeinrichtungen – also Pensionsfonds – mit 669 Milliarden Euro die größte Anlegergruppe in Deutschland. Danach kommen Versicherer mit 528 Milliarden Euro. Es sieht so aus, als sei das Geld dort in wesentlich festeren Händen als bei den Publikumsfonds.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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