Europäische Flaggen in Brüssel: Ab 2026 gilt eine niedrigere Risikomarge für Versicherer im Rahmen von Solvency II. © picture alliance / Shotshop | Dmitry Rukhlenko
  • Von Karen Schmidt
  • 05.01.2024 um 10:42
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Rat, Parlament und Kommission in Europa haben sich auf eine niedrigere Risikomarge im Rahmen von Solvency II geeinigt. Die deutschen Kompositversicherer wird das aber kaum entlasten, rechnet die aktuarielle Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss vor.

Der Zinssatz zur Berechnung der Risikomarge nach Solvency II wird mit Wirkung zum Januar 2026 herabgesetzt. Nach monatelangen Verhandlungen hat sich der europäische Trilog aus Rat, Parlament und Kommission darauf verständigt, den Zinssatz von 6,00 auf 4,75 Prozent herunterzuschrauben.

Was bedeutet das konkret? Das erklärt Andreas Meyerthole, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss (MSK): „Die Risikomarge ist ein Sicherheitszuschlag auf die besten Schätzwerte der Versicherungsverpflichtungen, den ein Erwerber des Portfolios verlangen würde, um seine mit der Übernahme verbundenen Kapitalkosten decken zu können.“

Dass der Zins dafür sinkt, wenn doch gerade sonst die Zinsen überall steigen, erklärt Meyerthole mit der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Versicherungswirtschaft im Vergleich zu Japan und Großbritannien. Diese beiden Länder arbeiten nämlich mit einem geringeren Zinssatz.

„Erhebliche Entlastungen der deutschen Kompositversicherer sind nach der von MSK durchgeführten Marktstudie jedoch nicht zu erwarten“, so Meyerthole. Die Aktuare gehen von Eigenmitteln in Höhe von rund 125 Milliarden Euro bei einer Risikomarge von 6,5 Milliarden Euro aus. Die Senkung des Zinssatzes von 6,00 auf 4,75 Prozent verringert also die Risikomarge um etwa 1,5 Milliarden Euro. Die Eigenmittel steigen um gut ein Prozent und die Bedeckung um etwa 3 Prozentpunkte. „Das ist nicht der große Wurf und latente Steuern sind auch noch mindernd zu berücksichtigen“, sagt die aktuarielle Beraterin Lena Porschen.

Inflation ist die große Unbekannte

Der Effekt schwanke von Unternehmen zu Unternehmen, je nach Anteil der Risikomarge an den Eigenmitteln. Aber selbst bei Unternehmen mit hohen Rückstellungen aus langabwickelndem Geschäft seien nicht mehr als 10 Prozentpunkte bei der Bedeckung drin, so MSK.

„Zum Vergleich: Die steigenden Zinsen haben einen deutlich höheren Einfluss auf die Solvabilität, weil Schadenrückstellungen für die Berechnungen der Eigenmittel abzuzinsen sind“, sagt Porschen. „Betrachten wir nur die Sparte Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung, so generiert bereits jeder gestiegene Prozentpunkt im Zinssatz 1,5 Milliarden Euro an Eigenmitteln“. Vorsicht sei in der Schaden- und Unfallversicherung eher bei der Inflation geboten.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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