Reiner Will ist Geschäftsführer der Ratingagentur Assekurata. © Assekurata
  • Von Juliana Demski
  • 10.02.2021 um 13:03
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 02:30 Min

Die Ratingagentur Assekurata hat Überschussbeteiligungen und Garantien von 47 deutschen Lebensversicherern untersucht. Das Ergebnis: Die laufenden Verzinsungen älterer Tarifgenerationen halten sich weitestgehend stabil, bei den jüngeren bröckelt es. Die Versicherer reagieren auf die Zinsmisere mit einer zunehmenden Abkehr von der vollständigen Beitragsgarantie.

Im Rahmen einer aktuellen Studie hat sich die Ratingagentur Assekurata Überschussbeteiligungen und Garantien 47 deutscher Lebensversicherungen angeschaut – insgesamt machen diese einen Marktanteil von 69 Prozent aus. Die Studienautoren widmeten sich dabei Verträgen aus den Bereichen „Klassik“, „Neue Klassik“ und „Indexpolicen“.

Ein zentrales Ergebnis der Studie: Über alle Produktarten und Tarifgenerationen hinweg sinkt die laufende Verzinsung 2021 im Marktdurchschnitt um 0,09 Prozentpunkte auf 2,65 Prozent. Dabei sind es vor allem die jüngeren Tarife, bei denen ein höherer Rückgang zu beobachten ist, während die laufende Verzinsung in älteren Generationen laut Assekurata weitestgehend stabil bleibt. Grund dafür, so die Studienautoren, seien die höheren vertraglichen Garantien der Vergangenheit.

Von den 25 Unternehmen mit einer klassischen privaten Rentenversicherung mit einem Rechnungszins von 0,90 Prozent haben 18 die laufende Verzinsung gesenkt – darunter auch der Spitzenreiter Ideal Leben. Nach wie vor bietet sie mit 3,00 Prozent (2020: 3,30 Prozent) die höchste laufende Verzinsung am Markt an. Rechne man nun die aktuellen Deklarationen inklusive der in Aussicht gestellten Schlussüberschüsse auf einen 25-jährigen Mustervertrag hoch, so liege die illustrierte Beitragsrendite im Marktdurschnitt bei 1,88 Prozent, heißt es in der Studie. In den Augen von Assekurata-Chef Reiner Will ist dies „gegenüber anderen zinsgebundenen Sparanlagen“ eine „ordentliche Rendite“. Und weiter: „Die absehbar niedrig bleibenden Kapitalmarktzinsen erschweren ihre Realisation allerdings deutlich.“

Versicherer schleifen an der Beitragsgarantie 

Im Bereich der Versicherer mit neuen klassischen Tarifen zeigt sich indes: Von den 26 Anbietern solcher Produkte bieten fünf eine nur noch anteilige und neun keine Beitragsgarantie mehr an. Dazu sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata: „Die Abkehr von der vollständigen Beitragsgarantie bei der Mehrheit ist ein klares Signal dafür, dass sich hohe Garantien mit dem Dauerzinstief im Kapitalmarkt nicht vertragen.“

Und: Trotz der reduzierten Garantien sinkt auch in der Neuen Klassik die laufende Verzinsung im Durchschnitt der Anbieter um 15 Basispunkte von 2,28 auf 2,13 Prozent. Insgesamt ging es hier bei 14 Unternehmen nach unten. Der Versicherer HDI ist der einzige Anbieter, der seine laufende Verzinsung gegen den Trend erhöht hat: von 2,13 auf 2,20 Prozent. Die am Neue-Klassik-Markt höchste laufende Verzinsung bietet – wie auch in der Klassik – die Ideal Leben mit 3,00 Prozent.

Im „arithmetischen Mittel“, schreiben die Studienautoren weiter, liege die laufende Verzinsung bei den klassischen als auch bei den neuen klassischen Tarifen auf einem identischen Niveau von 2,13 Prozent. „Dies verwundert auf den ersten Blick, da angesichts der reduzierten Garantien eine höhere Verzinsung bei der Neuen Klassik zu erwarten wäre“, kommentiert Heermann die Studienergebnisse. „Vergleicht man jedoch ausschließlich diejenigen Anbieter, die in ihrem Namensgeschäft parallel für die Klassik und die Neue Klassik deklarieren, erkennt man eine Abstufung.“ Denn: Während die 14 Unternehmen mit beiden Produktarten im Angebot in der Klassik laut Studie eine durchschnittliche laufende Verzinsung von 2,08 Prozent ausweisen, deklarieren sie in der Neuen Klassik 2,13 Prozent.

Garantieverzicht wird mit Rendite belohnt

Bei der Gesamtverzinsung und der illustrierten Beitragsrendite trete damit, so die Autoren, der Renditevorteil deutlicher zutage. Im Anbetracht der reduzierten Beitragsgarantien weise jedoch inzwischen ein Drittel der Tarife eine negative garantierte Beitragsrendite auf, die im Schnitt bei minus 0,24 Prozent liege.

Neben der Ansparphase verringerten sich zudem auch die Leistungsversprechen für die Auszahlungsphase der Verträge, wenn Kunden in den Rentenbezug übergingen, heißt es in der Studie weiter. Dies lasse sich an der garantierten monatlichen Mindestrente festmachen, welche die Anbieter für einen neuen klassischen Mustervertrag mit einem Jahresbeitrag von 1.200 Euro und 35 Jahren Laufzeit gewährten. Laut Studie liegt die garantierte Rente in der Spitze zwar weiterhin bei über 120 Euro. Nach unten hin verringere sich der Marktdurchschnitt aber sukzessive und betrage aktuell nur noch knapp 106 Euro. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren es noch durchschnittlich 8 Euro mehr.

„Auch an der Rentenhöhe wird deutlich, dass ich das Risiko ein Stück weit mehr auf die Kunden verlagert, weil der garantierte Anteil geringer ausfällt“, sagt Reiner Will. „Umso wichtiger ist die Aussicht auf Überschüsse jenseits der Garantie, die aber der Höhe nach unverbindlich sind.“ Konservative Kunden, denen sprichwörtlich der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach sei, müssten deshalb umdenken.

>>> Die gesamte Studie lässt sich hier kostenpflichtig bestellen

autorAutorin
Juliana

Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Hinterlasse eine Antwort